Schauspielerin Asia Argento: #MeToo-Vorkämpferin unter Verdacht

Asia Argento hat als eine der ersten Frauen Harvey Weinstein des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Jetzt werden ihr selbst Vorwürfe gemacht.

Asia Argento bei den Filmfestspielen in Cannes im Jahr 2014

Sollte Asia Argento noch zu den Filmfestspielen in Cannes kommen dürfen? Foto: dpa

Als Heldin, Vorbild für Frauen und Vorkämpferin in der #MeToo-Bewegung wurde die italienische Schauspielerin und Regisseurin Asia Argento in den letzten Monaten immer wieder bezeichnet. Sie war eine der ersten Frauen, die Harvey Weinstein öffentlich der sexuellen Belästigung beschuldigte. Doch jetzt wirft ihr der 22-jährige Schauspieler und Rocksänger Jimmy Bennett sexuelle Belästigung vor, das berichtete die New York Times (NYT) am Sonntag.

Vor fünf Jahren soll sie dem damals 17-Jährigen Alkohol gegeben und ihn geküsst haben. Später soll sie Oralsex an ihm vorgenommen haben. Dann habe sie sich auf ihn gelegt, und sie hätten Sex gehabt. Das gesetzliche Mindestalter für einvernehmlichen Sex liegt in Kalifornien bei 18 Jahren. Bennett soll sich nach dem Vorfall „extrem verwirrt, beschämt und angeekelt“ gefühlt haben. Im Mai dieses Jahres sollen die beiden einen Schweige-Deal von 380.000 Dollar abgeschlossen haben. Die NYT beruft sich auf Dokumente, die ihnen drei mit dem Fall vertraute Personen als echt bestätigt hätten. Laut der Tageszeitung wollen sich weder Bennett noch Argento dazu äußern.

In früheren Interviews bezeichnete Bennett Argento als Mentorin und Mutterfigur. Auch in einem seiner ersten Filme, „The Heart is Deceitful Above All Things“, verkörpern die beiden Mutter und Sohn. Doch die Beziehung zwischen den beiden ist zerstört. Bennetts Anwälte geben an, dass der einstige Kinderdarsteller durch den Vorfall traumatisiert wurde – mit finanziellen und gesundheitlichen Folgen.

Argento ist nicht die erste #MeToo-Unterstützerin, die sich später selbst mit Vorwürfen der sexualisierten Gewalt auseinandersetzen muss. Anfang August veröffentlichte Ronan Farrow, der mit seinen Recherchen Weinstein zu Fall brachte, im New Yorker, dass sechs Frauen Leslie Moonves Belästigung vorwerfen. Moonves ist CEO des Senders CBS und war eine prominente Stimme in Hollywoods #MeToo-Bewegung. Auch der ehemalige Generalstaatsanwalt New Yorks, Eric Schneiderman, wird von vier Frauen des Missbrauchs beschuldigt. Er hatte zuvor als selbsternannter Feminist und #MeToo-Unterstützer angeordnet, dass der Bundesstaat New York die Firma Weinstein Company verklagt.

Bei den Vorwürfen zu Argento kommt jedoch hinzu, dass sie selbst Weinstein der Vergewaltigung beschuldigt und in einer kämpferischen Rede bei den Filmfestspiele in Cannes forderte, dieser dürfe bei den Festspielen nie mehr willkommen sein. Gilt das Gleiche dann jetzt auch für sie?

Fest steht, dass es sich in den Schilderungen um einen furchtbaren Vorfall handelt, der noch Folgen nach sich ziehen wird. Doch im Gegensatz zu dem, was Kritiker*innen nun beschreien, weist es kein Scheitern von #MeToo auf. Ganz im Gegenteil. Denn es zeigt erneut die Grausamkeit, die #MeToo offenlegen will: Sexualisierte Gewalt ist real und leider alltäglich. Unabhängig davon, wer Täter*in und wer Betroffene*r ist, sollte die Debatte fortgeführt und die Fälle sollten vor Gericht geklärt ­werden.

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