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Es ist natürlich ein leichtes, sich anhand der beiden Extreme, die dort aufeinander treffen, die profitgierige, Umwelt schändende Massentierhaltung auf der einen, die Moralapostel und Spaßverderber auf der anderen, sich in der ausgewogenen Mitte zu präsentieren. Wo das doch vor allem Tradition hat hier. Nur nicht extrem sein. Das hat uns die Geschichte gelehrt. (Kurioserweise nicht das Gegen-den-Strom-Schwimmen und Vorsicht vor Mitläufertum). Es fällt logischerweise schwer, hier klar zu sehen. Wir nehmen uns und unsere Mitmenschen immer im Kontext wahr. Wer nicht ist wie die Masse, ist nicht normal. Das die Norm etwas extremes sein kann, kann erst im Lauf der Geschichte gesehen werden. Im Nachkriegsdeutschland hat die Frankfurter Schule um T.Adorno unter dem Motto “Damit Auschwitz nicht mehr werde” detailliert Fragen zum “autoritären Charakter” erforscht. Adorno kam zu dem Schluss “Auschwitz beginnt da, wo einer im Schlachthof steht und denkt, es sind ja nur Tiere”. Biologische, “artgerechte” Haltung scheint im Angesicht des Horrors der Massentierhaltung erstmal eine gute Idee. Um klar zu sehen, müssen wir manchmal ein Gedankenexperiment unternehmen und Wesen einsetzen, die uns etwas bedeuten. Hätte die Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei wohl etwas von artgerechter Haltung gehalten? Würden Sie den Verzehr von Hunden in China weniger verurteilen, wenn man nur solche schlachten würde, die ein gutes Leben gehabt haben?
"Zwar gibt es auch hier Skandale, aber insgesamt ist Betrug bei Bio immer noch die Ausnahme. Warenflusskontrollen sind hier Standard" Im konventionellen Bereich doch wohl auch! "Warenflusskontrolle" heißt bei Bio: ich habe ein Zertifikat für mein Futtermittel etc. Die jüngsten Skandale zeigen, was so ein Zertifikat wert ist.
@Susanne Günther Es ist vorallem ärgerlich, dass in diesem Artikel schon wieder Äpfel mit Birnen verglichen werden. Ein Bio Siegel hat keinerlei Aussagekraft darüber ob die Tiere glücklicher gehalten und vorallem geschlachtet wurden (der Schlachtprozess ist in aller regel der selbe). Dementsprechend ist der Verweis auf Bio hier vollkommen fehl am platz. Es ist wirklich schade, dass so viel über das wissenschaftlich umstrittene Thema Bio diskutiert wird (wer das kaufen will soll es gerne) und nicht zunächst über das wesentliche Thema Tierschutz, bei dem ohne Zweifel Handlungsbedarf besteht.
Liebe Taz, danke für den Artikel. Zwei Punkten will ich allerdings wiedersprechen.
Erstens: Ein Veganer muß seine Nährstoffzufuhr keineswegs besser planen als ein Fleischesser, "um Gesundheitsrisiken zu vermeiden". Es gelten dieselben Regeln wie für Fleischesser - nicht zuviel essen, nicht eintönig essen, frische Produkte essen. Daß Veganer im Allgemeinen besser auf ihre Nährstoffzufuhr achten, hat einfach damit zu tun, daß sie sich notgedrungen mehr mit Essen beschäftigen.
Zweitens: Zum Düngen braucht man keine Gülle, von der es übrigens momentan viel zuviel gibt. Man kann auch pflanzliche Dünger produzieren, zum Beispiel aus Brennnesseln, die genauso effizient und für die Umwelt besser sind.
Mit freundlichen Grüßen! Karlchen
@Karlchen Kopp Und wie ist das bei Kinder aus Ihrer Sicht? Siehe dazu: http://www.dge.de/wissenschaft/stellungnahmen/fachinformationen/vegane-ernaehrung-saeugling-kindesalter/
@Karlchen Kopp Veganer müssen nicht besser planen, beschäftigen sich aber notgedrungen mehr mit Essen? Wie ist das jetzt zu verstehen?
Die Parteien der Mitte meinen, mit empathischer Kümmerergeste „das Ossi“ für sich gewinnen zu können. Sie sollten sie lieber zum Mitwirken auffordern.
Kommentar zu Betrug bei Neuland: Kein Fleisch ist auch eine Möglichkeit
Die Bauern, die eine Verschärfung der Siegelkontrolle behindern, schaden sich selbst. Konsumenten sollten lieber Bio-Fleisch essen.
Der niedersächsische Landwirtschaftsminister auf der Suche nach Betrug? Bild: dpa
Kann man jetzt wieder Fleisch mit dem Tierschutzsiegel „Neuland“ kaufen? Nachdem die Trägerverbände des Labels am Mittwoch weitere Konsequenzen aus den Betrugsskandalen von Anfang 2014 versprochen haben? Leider nein.
Denn Neuland hat nur angekündigt, durch externe Kontrolleure überprüfen zu lassen, wie viele Neuland-Tiere in einen Schlachthof hineingehen und wie viel Fleisch mit dem Siegel wieder herauskommt. Bislang hat der Verein auf solche Warenflusskontrollen verzichtet. Es ist gut, dass die Neuländer dieses Einfallstor für Betrug schließen wollen. Aber das versprechen sie nun schon seit April vergangenen Jahres, seit der erste Betrugsfall bekannt wurde.
Dass die Reform so lange dauert, liegt nicht nur an der Komplexität der Materie. Denn wahr ist auch: Es gab besonders unter den Neuland-Bauern Widerstände, das Kontrollsystem zu verschärfen.
Damit schaden sie sich selbst. Denn Neuland ist auf das Vertrauen der Verbraucher angewiesen, dass die Tiere gemäß den Regeln des Verbands gehalten werden, etwa mit mehr Platz als in Agrarindustrieställen.
Der Skandal
Beim Neuland-Verein kam es 2014 zu zwei schweren Betrugsfällen um falsch etikettiertes Fleisch. Eine Vertriebsgesellschaft in Baden-Württemberg und ein Landwirt sollen jahrelang konventionell gehaltene Tiere als Neuland-Fleisch verkauft haben.
Wenn Neuland zumindest vorläufig wegfällt, was sollen die Verbraucher dann kaufen? Veganer werden sagen: Gar kein Fleisch! Doch wer fleischlos leben will, muss seine Nährstoffzufuhr genau planen, um Gesundheitsrisiken zu vermeiden. Außerdem brauchen Biobauern die Exkremente von Nutztieren als Dünger, wenn sie nicht noch weniger als ihre konventionellen Konkurrenten ernten wollen.
Bleibt die Option Bio-Fleisch: Zwar gibt es auch hier Skandale, aber insgesamt ist Betrug bei Bio immer noch die Ausnahme. Warenflusskontrollen sind hier Standard – das System weist nicht so gravierende strukturelle Mängel auf wie bei Neuland.
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Schwerpunkt Bio-Landwirtschaft
Kommentar von
Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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