Friedensnobelpreis, rechte Trolle, AfD: Noch mal für den Iran

Die iranische Menschenrechtlerin Narges Mohammadi hat den Friedensnobelpreis verdient. Die AfD verdient ein neues Logo: den Windjammer.

Narges Mohammadi

Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi Foto: Reihane Taravat/ap

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Noch ein Krieg.

Und was wird in dieser besser?

Keine Ahnung.

Hessen und Bayern haben gewählt. Was werden Sie am meisten aus Wahlkampfzeiten vermissen?

Die paranoide Migrationsdebatte. Wie einen Kropf.

Alice Weidel sagt aus Sicherheitsgründen Wahlkampftermine ab, wird dann beim Urlaub in Mallorca gesichtet. Tino Chrupalla spricht von einem „tätlichen Vorfall“ bei einer Wahlkampfveranstaltung, die Behörden sehen keinen Hinweis auf einen Angriff. Was ist los bei der AfD?

Vermutlich Mitleid-Crisis, die sind ratten­eifersüchtig auf Scholz’ Augenklappe. Im März stürmten Rechtsrandaleros Stadt- und Kreistagssitzungen in Görlitz, nachdem ihr Abgeordneter Tino Chrupalla dort eine „Asyldebatte“ angezettelt hatte. Die Meldungen darüber waren schnell weggeatmet. Weidel spricht von der Bundesregierung neuerdings gern als „Idioten“ und exerziert Enthemmung auf allen Kanälen. Die AfD-Protagonisten schüren rhetorisch Gewaltbereitschaft. Das eine kann man mit dem anderen nicht begründen, zumal das andere – beider Opferrollen – bisher nicht bewiesen ist. Dagegen wird klar, dass die AfD­ler ein Glaskinn haben. Nichts, was man beim Regieren gebrauchen könnte. Neues Parteilogo: ein Windjammer.

Viele Twitter-Nutzer*innen wechseln zum Kurznachrichtendienst Bluesky. Noch sind nicht so viele rechte Trolle da. Eine neue Chance oder langweilig?

Na ja, das frühere Twitter gehört inzwischen einem rechten Troll. Bluesky war eine Ausgründung vor Elon Musk; die Unternehmensform ähnelt der deutschen „gemeinnützigen GmbH“. Dazu gehört mehr Transparenz, Codes werden veröffentlicht, und die User haben selbst Möglichkeiten, Filter zu setzen und sich Verbalschlamm vom Hals zu halten. Entweder wird es ein Erfolg – oder ein Erfolg. Also findet es viele User. Oder erbringt den Beweis, dass Twitter nicht trotz, sondern nur wegen seines Meinungs-Pornos erfolgreich war.

Der Ex-Bundespräsident Joachim Gauck forderte, in der Asylpolitik Spielräume zu entdecken, die „zunächst unsympathisch sind, weil sie inhuman klingen“. Wie zufrieden dürfte er mit der neuen EU-Krisenverordnung sein?

2012 monierte Gauck, die Deutschen täten sich mit dem Kriegführen zu schwer und seien darin leider eine „glückssüchtige Gesellschaft“. Da dürfte es ihm inzwischen auch besser gehen. Nun definiert er Menschenrechte als etwas, dass einem sympathisch oder unsympathisch sein mag, der eine hat ein Duftbäumchen „Folterverbot“ am Innenspiegel, der andere fährt über die Oma halt drüber. Gauck wäre ein guter Bundespräsident für ein Land, dessen Verfassungspräambel heißt: „Grundrechte sind Geschmackssache“.

Die Abwahl des Sprechers des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, hat die amerikanische Politik diese Woche ins Chaos gestürzt. Und das mitten im Haushaltsstreit. Ist die US-Politik noch zu retten?

Wenn der deutsche Bundespräsident – ungefähr der unzuständigste Politiker, der sich finden ließ – überstürzt zum Shooting mit Präsident Biden geordert wird, muss schon was los sein. Die Amerikaner appellieren an die Order von Bush sen. 1989 in Mainz: „Partners in Leadership“. Das ist eine charmante Umschreibung von „ihr Deutsche seid jetzt unsere Hilfssheriffs“, und so will Biden vorbauen. Ob er selbst nicht mehr die Kraft hat, die Ukraine zu unterstützen – oder ein republikanischer Nachfolger: Germans to the front.

Der Friedensnobelpreis geht an die inhaftierte iranische Frauenrechtlerin Narges Mohammadi. Verdient?

Das ist bereits der zweite Nobelpreis für eine Repräsentantin des iranischen Defenders of Human Rights Center. Die Vorsitzende, Shirin Ebadi, bekam ihn 2003, lebt inzwischen im Exil in London. Die iranischen Schergen brachen ihr Bankschließfach auf und beschlagnahmten Nobel-Medaille und -Urkunde. Es hat Größe, wie das Komitee hier sagt: Na gut – dann halt noch mal.

Und was machen die Borussen?

So Borussensachen. Gereifte Leistungsträger wie Hummels und Reus bringen den Club wieder in die Spur. Die spielen nicht, weil sie eigentlich zu einem besseren Club wollen, diese Flausen sind durch. Kann man als Hinweis lesen, was andere Spieler wert sind, die den BVB nur als Startrampe sehen.

Fragen von Vivien Mirzai, Elisa Pfleger, Anna Hollandt

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