Panzerzulieferer Renk geht an die Börse: Rüstungsunternehmen macht Kasse

Der Panzergetriebehersteller wagt sich beim zweiten Versuch aufs Parkett. Die Branche profitiert stark von steigender Aufrüstung.

Ein Mitarbeiter montiert bei dem Unternehmen Renk das Getriebe für einen Panzer

Ein Mitarbeiter montiert bei Renk in Augsburg das Getriebe für einen Panzer Foto: Stefan Puchner/dpa

BERLIN taz | Jetzt also doch. Der Panzergetriebehersteller Renk aus Augsburg ist am Mittwoch an die Börse gegangen und konnte einen erfolgreichen Auftakt verbuchen. Schon im Herbst hatte es das Unternehmen versucht, in der Nacht vor dem Start aber überraschend abgesagt. Jetzt kam ebenso überraschend der zweite Versuch: Ankündigung am Montag, Erstnotiz in Frankfurt an diesem Mittwoch. Es ist der erste deutsche Börsengang in diesem Jahr und ein recht spektakulärer.

Ohne Renk kommt kaum ein Panzer in Europa voran. Puma, Panzerhaubitze, Lynx, Leopard 2, Leclerc, Ajax: Die Spezialgetriebe für die Fahrzeuge liefern die Augsburger. Das Unternehmen fertigt auch Getriebe für Fregatten in Doppelgaragen-Größe, für Eisbrecher. Zudem arbeitet Renk für die Energieindustrie. 2022 setzte das Unternehmen 849 Millionen Euro um, im vergangenen Jahr dürfte es fast 1 Milliarde Euro gewesen sein. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine gibt es eine Sonderkonjunktur. Vor allem in Europa werden Milliarden in Verteidigung investiert – auch durch die Bundesregierung.

Das sollte schon im Herbst für eine gute Börsengeschichte reichen, doch der britische Finanzinvestor Triton, dem Renk gehört, blies alles trotz langer Vorbereitung kurzfristig ab. Schlechtes Börsenumfeld, hieß es – was auch umschreibt, dass Investoren nicht bereit waren, die Summe für Renk-Aktien zu bezahlen, die Triton haben wollte. 15 Euro, hieß es damals, seien zu wenig.

Für diesen Preis ist Renk jetzt im Zuge einer sogenannten Privatplatzierung an die Börse gegangen, der Kurs stieg nach Handelsbeginn. Triton hat zwei Ankerinvestoren gefunden: Der US-Vermögensverwalter Wellington Management übernimmt rund 3,3 Prozent und der Renk-Großkunde KNDS aus Amsterdam kauft bis zu 6,7 Prozent. Weitere bis zu 20 Prozent sollen an institutionelle Investoren gehen – Banken, Finanzinvestoren, Vermögensverwalter von Firmen und andere. Angesichts der Ankerinvestoren sollen sie überzeugt werden, Aktien zu zeichnen. Viele entscheiden inzwischen stark nach den sogenannten ESG-Regeln. Geld gibt es nur für Firmen, die ökologisch (Environmental), sozial (Social) und nach den Regeln guter Unternehmensführung (Governance) handeln. Rüstung zählt gemeinhin nicht dazu, was es den Unternehmen schwerer macht, an Geld zu kommen.

Kleine Konsolidierung

Der Großkunde KNDS ist eine Dachgesellschaft, zu der die Panzerhersteller Krauss-Maffei Wegmann (München) und Nexter (Roanne bei Lyon) gehören. Krauss-Maffei Wegmann baut den Leopard 2, Nexter den französischen Kampfpanzer Leclerc. Eigentümer von KNDS sind zu gleichen Teilen die deutsche Familie Bode und der französische Staat. Mit Triton vereinbart ist, dass der Panzerbauer seinen Anteil an Renk später auf bis zu 25 Prozent und eine Aktie aufstocken kann – das bedeutet eine Sperrminorität. Auch ein Posten im Aufsichtsrat steht KNDS demnach zu. Der Konzern bekommt bedeutende Kontrolle darüber, was bei Renk geschieht, und erhält Zugriff auf den wichtigen Zulieferer. So ist der Börsengang auch ein kleines bisschen Konsolidierung in der sehr mittelständisch geprägten deutschen Rüstungsbranche.

Anders als im Oktober mussten Privatanleger, die sich eine gute Kurs- und Dividendenentwicklung versprechen, diesmal bis zur Erstnotiz von Renk warten. Von diesem Mittwoch an kann sich dann jeder über die Börse eindecken. Insgesamt will Triton bis zu 30 Prozent der Renk-Aktien an die Börse bringen, gibt also die Kontrolle nicht ab.

Renk gehörte lange über MAN zum VW-Konzern und führte ein Nischendasein. 2020 kaufte der Londoner Finanzinvestor Triton die Augsburger für rund 700 Millionen Euro und begann umzubauen. Seither modernisiert Firmenchefin Susanne Wiegand. Die Managerin arbeitete zuvor beim Rüstungsunternehmen Rheinmetall und bei der ThyssenKrupp-Marinesparte.

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