Einschränkungen von Junkfood-Werbung: Mehr Kinderschutz gefordert

Die FDP blockiert einen Gesetzentwurf. Nun schreiten Organisationen für Gesundheit und Kinderschutz ein.

Ein Kind isst Chips.

Bald ohne Werbung für Chips? Chips vor der Glotze Foto: Kristin Schnell/imago

BERLIN taz | Mehr als 60 Organisationen fordern mit einem offenen Brief Unterstützung von FDP-Chef Christian Lindner für die geplanten Werbeeinschränkungen für ungesunde Kinderlebensmittel. „Möglichst allen Kindern ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen und ernährungsbedingte Krankheiten zu verhindern, muss im ureigenen Interesse einer Wirtschaftspartei liegen“, sagte Barbara Bitzer, Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft zu dem am Montag veröffentlichten Schreiben.

Das vom Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) geplante Gesetz sieht Einschränkungen bei der Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt vor, die sich vor allem an Kinder richtet. Die Regelungen sollen dazu beitragen, Kinder vor einer ungesunden Ernährung und den Folgen zu schützen.

Aus den Reihen der FDP gab es immer wieder Kritik an dem Entwurf. Die Partei halte die Pläne des Ministers für falsch, erklärte Vizechef Wolfgang Kubicki im Juni der Rheinischen Post. Sie würden nicht helfen, „das eigentliche Gesundheitsproblem, nämlich den Bewegungsmangel der Kinder, zu beheben“, so Kubicki.

Mit dieser Ablehnung stelle sich die Partei „gegen den einhelligen Konsens in der Wissenschaft und unter Fachorganisationen“, heißt es in dem offenen Brief. „Die allgegenwärtige Werbung für unausgewogene Lebensmittel beeinflusst nachweislich die Präferenzen, das Kaufverhalten und das Essverhalten von Kindern in negativer Weise.“

92 Prozent der Werbung vermarktet Junkfood

Unterzeichnet wurde das von der Organisation foodwatch initiierte Schreiben von insgesamt 61 Organisationen, darunter die Deutsche Adipositas-Gesellschaft, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, die Bundeszahnärztekammer und das Deutsche Kinderhilfswerk. Würden Kinder und Jugendliche weniger Werbung für ungesunde Lebensmittel ausgesetzt, stärke das die Ernährungsentscheidungen der Familien, heißt es weiter.

Laut einer Studie der Universität Hamburg werden in 92 Prozent der gesamten Werbung ungesunde Lebensmittel wie Fastfood oder Süßigkeiten vermarktet. Der Änderungsvorschlag der FDP, das Werbeverbot auf reine Kindersendungen zu beschränken, würde daher das Ziel verfehlen, so die Verbände. „Kinder schauen nicht nur das Kinderprogramm“, sagt Andreas Winkler von foodwatch der taz. „Große Teile dieser Werbung für Junkfood kommt überall und zu jeder Uhrzeit an Kinder ran.“

„Das BMEL begrüßt die breite Unterstützung und den großen Rückhalt in der Bevölkerung“, schreibt ein Sprecher auf Anfrage. Die FDP gab gegenüber der taz an, bei ihrer Ablehnung von Özdemirs Gesetzentwurf zu bleiben.

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