Intelligente Haushaltsgeräte: Kommissar Echo
Spion im Wohnzimmer: Im US-amerikanischen Arkansas soll der Lautsprecher „Amazon Echo“ bei der Aufklärung eines Mordfalls helfen.
BERLIN taz | Polizeiarbeit ist Kleinstarbeit und Indizienbeschaffung mühselig. Die Ermittler_innen in einem Mordfall im US-amerikanischen Arkansas haben aber Glück: Der Verdächtigte verwanzte sich praktischerweise selbst – mit dem Kauf eines „Amazon Echo“.
Das Gerät ist seit 2015 auf dem Markt, und nach Angaben des Konzerns wurden allein zu Weihnachten rund 5 Millionen Exemplare verkauft. Der Lautsprecher arbeitet mit einem Spracherkennungssystem und zeichnet auf den Befehl „Alexa!“ alles auf, was in seiner Umgebung gesprochen wird.
Die Tonaufnahmen werden dann direkt an die Amazon Cloud gesendet, zu der sowohl die Nutzer_innen, als auch der Konzern Zugang haben. Damit das Gerät das Codewort aber überhaupt erkennt, ist der intelligente Lautsprecher kontinuierlich auf Empfang (siehe zu Datenschutz und „Amazon Echo“ auch den Bericht der taz).
Da der Mord, in dem in Arkansas ermittelt wird, bei dem Tatverdächtigen zu Hause stattfand, kann das „Amazon Echo“ eventuell Hinweise auf den Tathergang liefern. Das hofft zumindest die US-amerikansiche Polizei.
Wasserzähler als Indiz
Amazon weigert sich bislang allerdings, die aufgezeichneten Daten weiterzugeben. Das Unternehmen verweist auf den Datenschutz und beharrt darauf, dass Daten von Kunden erst auf richterlichen Beschluss weitergegeben würden. Die Polizei hat das Gerät nun beschlagnahmt und versucht, das Programm auch ohne Amazon zu entschlüsseln.
Im Vorfeld hatte die Polizei bereits einen digitalen Wasserzähler herangezogen, um den Tatverdächtigen unter Druck zu setzen. Der Zähler verriet, dass im Haushalt des Verdächtigen zu Tatzeit rund 530 Liter Wasser benutzt wurden. Wasser, mit dem der Täter – so vermutet die Polizei – die Spuren seiner Tat beseitigt habe.
Immer mehr Menschen nutzen intelligente Haushaltsgeräte, die mit Sprachbefehlen und per Datenspeicherung funktionieren. Dass diese Geräte zu stillen Detektiven werden könnten, daran denken wohl die Wenigsten, wenn sie sich den neuesten Technikschrei ins Haus holen. In diesem Falle bleibt dem Tatverdächtigen nur das Vefluchen des schlauen Lautsprechers – oder aber seine Unschuld.
Leser*innenkommentare
Mustardman
Das wird oft ein wenig falsch dargestellt... Das Ding hört zwar wirklich ständig mit, erkennt aber erstmal nur das Schlüsselwort. Erst das, was man anschließend sagt, wird zwecks Erkennung an die Amazon-Server übertragen. Wenn der Kerl also nicht gerade Musik angefordert hat, während er jemanden ermordet hat, wird da nix zu finden sein. Auf dem Gerät selbst ist aber ein kleiner Puffer, in dem ständig Audio-Daten gespeichert und dann wieder überschrieben werden, während es in den Daten nach seinem Namen sucht. Dort könnte man eventuell etwas finden.