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Mythos Ostfrauen Generation(en) weiblich, stark, frei

Was ist dran an der Heldensaga über die Frauen aus der DDR? Zwei Ostfrauen treffen sich zum Gespräch.

Textilarbeiterinnen bei einer Probe iim VEB Oberlausitzer Textilbetriebe Ulrich Hässler/imago

Ostfrauen sind unabhängig, stark und freizügig im Bett. So das Klischee. Doch kein Klischee ohne Grund. Ostfrauen sind unabhängig, stark und freizügig im Bett, weil sie in der DDR finanziell eigenständig waren, sich jederzeit scheiden lassen konnten und das auch taten, und dadurch frei in ihrer Partnerwahl waren. Meistens jedenfalls. Ostfrauen wurden nach der Wende zum Mythos.

„Ich wollte niemals von einem Mann abhängig sein“, sagt Regine Sylvester in der TV-Doku „Ostfrauen“ über ihr Leben in der DDR. Die Journalistin, Jahrgang 1946, eine Tochter, hatte zahlreiche Beziehungen und ließ sich scheiden, als das mit der Liebe nicht mehr so klappte. Weil sie mehr verdiente als der Mann, musste sie die Scheidung bezahlen: 70 Ostmark.

Veranstaltunginsformationen

Wann: Do. 25.03.21, 19 Uhr

Wo: Livestream via YouTube

Kontakt: taztalk@taz.de

In der Doku kommt auch Martine Paulke zu Wort. 1959 geboren, Kosmetikerin und Mutter zweier Kinder. Ihre Ausbildung zur Unterstufenlehrerin brach sie ab und wurde Kosmetikerin mit einer eigenen kleinen Praxis. Das erste Kind bekam sie mit 19, sie heiratete, schmiss neben der Arbeit den Haushalt und kümmerte sich um die Kinder. Sie wollte ihren Mann nicht belasten, sagt sie im Film. Also doch kein Mythos der unabhängigen Ostfrau?

Ostfrauen erscheinen im Rückblick vielfach wie „siebenarmige Göttinnen“, meint Anna Kaminsky. Jahrgang 1962, Sprachwissenschaftlerin, Historikerin und seit 2001 ist sie die Geschäftsführerin der „Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“. Ostfrauen brachten zwar Berufstätigkeit, Mutterschaft und Emanzipation unter einen Hut, schreibt Kaminsky in ihrem Buch „Frauen in der DDR“. Aber zu welchem Preis?

Im taz Talk treffen sich Martine Paulke und Anna Kaminsky und rollen den „Mythos Ostfrau“ gemeinsam mit Moderatorin und Ressortleiterin der taz-Regie Simone Schmollack noch einmal auf. Was ist dran an der Ikonisierung der Frauen in und aus der DDR? Welchen Vorschub leistete die erzwungene Berufstätigkeit der weiblichen Emanzipation? Wie zerrissen waren Frauen zwischen eigenem Anspruch und Realität im Sozialismus?

Anregungen und Fragen nehmen wir mit Freuden entgegen über taztalk@taz.de.

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