Theatertipps der Woche: Selber Spielen

Von Berlin bis Wien: Schwarze deutsche Unterhaltungsgeschichte im HAU4, Shakespeare als Table-Top und komische Nichttragödien mit dem Burgtheater.

Fotografien Schwarzer Deutscher Kulturproduzent:innen der letzten Jahrzente

Pop und Politik: Archiv Schwarzer deutscher Kulturgeschichte mit dem DMSUBM Foto: Hebbel am Ufer

Im digitalen HAU hat in der vergangenen Woche das „Deutsche Museum für Schwarze Unterhaltung und Black Music“ eröffnet. Die vier Theaterleute Joana Tischkau, Anta Helena Recke, Elisabeth Hampe und Frieder Blume haben Platten, Autogrammkarten, Zeitungsartikel oder Kostüme und Fanartikel von Schwarzen Künstler*innen in Deutschland seit etwa 1923 gesammelt und erzählen daran nicht nur ein bedeutendes Stück deutsche Unterhaltungsgeschichte sondern auch eine subtile Geschichte von Rassismus und Ausbeutung Schwarzer Künstler*innen durch weiße Produzenten.

Ursprünglich analog, umständehalber nun digital. Das ganze Programm ist noch bis 16.12. online, darunter eine virtuelle Tour durch die Ausstellung, Debatten und Diskursveranstaltungen u.a. der Talk „Black Voices – White Producers“ und der Vortrag „Rassistische Imagination der Deutschen bzw. der Deutschen Schlager-Hörer*innen“. Alles auf HAU4: „Deutsches Museum für Schwarze Unterhaltung und Black Music“.

Zu den Streamingpionieren im Theater gehört die britische Gruppe Forced Entertainment. Schon 2015 haben die Performer*innen um Tim Etchells Shakespeares gesammelte Werke mit Haushaltgeräten und -gegenständen als Table-Top-Versionen in Szene gesetzt – exklusiv für den Livestream. Jeweils ein*e Performer*in der Gruppe beschwor im Miniaturfomat Shakespeares bild- und wortgewaltige Dramen jeweils am Küchentisch.

Auf der Webseite der Gruppe werden alle 36 Table-Top-Versionen von Shakespeares Stücken noch bis 31. Dezember 2020 live gestreamt – ideales Futter für Bingewatching unter den Bedingungen des verschärften Lockdowns, gesendet aus den Wohnungen der Performer*innen, gedreht an Küchentischen in Sheffield, London und Berlin (Forced Entertainment im Stream: „Complete Works: Table Top Shakespeare: At Home“).

Wunschvorstellungen

Oder auf Twitter selber Theaterspielen? Diese Möglichkeit bietet an den Adventssonntagen das Wiener Burgtheater mit seiner #wunschvorstellung an. Unter diesem Hashtag kann man sich auf Twitter in die imaginäre Nichtaufführung des Nichtstücks „Rose Gartner“ einmischen, an der temporären Konstruktion einer absurden, komischen und Nichtkomödie (oder Nichttragödie) mitwirken und sich mit vielen Nichtzuschauer*innen auf Twitter zu einer Gemeinde der Theaterheimatlosen zusammen schließen.

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Zum letzten Mal kann man am Sonntag, den 20.12. ab 18 Uhr für 90 Minuten mit der Kraft der Imagination einen Tanz der GIFs und der Worte rund um das abwesende Theater fantasieren. Wie das geht? Miterleben, ausprobieren! (Das Burgtheater auf Twitter: #wunschvorstellung, 20.12., 18:00 bis 19:30 Uhr.).

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