Studie über Gentechnik-Gegner: Große Klappe, nichts dahinter

Eine psychologische Studie zeigt: Erbitterte Gentechnik-Feinde sind nicht nur häufig ignorant, sondern überschätzen auch ihr Wissen

Eine Umweltaktivistin protestiert kopfüber an einer Laterne hängend gegen Gentechnik

Die Studie über Gentechnik-Gegner stellt so manche vorgefertigte Meinung auf den Kopf Foto: dpa

BERLIN taz | Wer schreit lauthals, wenn Gen-Soja auch nur erwähnt wird? Und wie viel versteht so eine Person überhaupt von Genetik? Kanadische und US-amerikanische Psychologen wollten in einer kürzlich im Magazin Nature Human Behaviour veröffentlichten Studie herausfinden, was Gentechnik-Skeptiker über die Nutzung der Technologie wissen.

Dafür haben die Forscher bei 500 Amerikanern zunächst das objektive Wissen mit einem Richtig-oder-falsch-Fragebogen überprüft und dann die Einschätzung über den eigenen Kenntnisstand zur Gentechnik eingeholt. Die Daten wurden daraufhin mit der Ablehnung gegenüber der Technik verglichen.

Dabei zeigte sich: Je stärker die Vorbehalte ausfielen, desto lückenhafter war das Wissen. Vor allem bei den erbitterten Gegnern trat dieser Zusammenhang verstärkt auf. Sie glaubten, mit am meisten zu wissen, obwohl sie in Wirklichkeit nur Bahnhof verstanden.

Dann überprüften die Autoren, ob diese Ignoranz auch beim Klimawandel sichtbar wird. Diesmal wurde das Wissen über und der Glaube an die globale Erwärmung erfasst. Interessanterweise schlug die Ignoranz hier aber nicht so durch wie bei den gentechnisch veränderten Lebensmitteln.

Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung

Für einen kulturellen Überblick erhoben die Autoren auch Daten in Frankreich und Deutschland. Der beschriebene Ignoranz-Trend bestätigte sich länderübergreifend, wobei die beiden europäischen Länder insgesamt besser dastanden als die USA.

Die Forscher kommen zu einem ernüchternden Schluss. Immer noch glaubt man, die Öffentlichkeit versteht wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse nicht, weil es schlicht Wissenslücken gibt. Aber vermutlich sind diejenigen, bei denen es am ehesten an Aufklärung bedarf, einfach beratungsresistent. Der erste Schritt zu mehr Erkenntnis müsste also sein: Leute dazu zu bringen, ihre Unwissenheit zuzugeben.

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