Politkowskaja-Prozess: Angeklagter in Moskau angeschossen

Die russische Regierungskritikerin Anna Politkowskaja wurde ermodert. Auf einen der dafür angeklagten Männer wurde geschossen. Er liegt im Krankenhaus.

Der angeschossene Dschagbrail Machmudow, hier in einem Moskauer Militärgericht. Bild: dpa

MOSKAU afp/dpa | Einer der fünf Angeklagten im Prozess um den Mord an der russischen Journalistin und Regierungskritikerin Anna Politkowskaja ist in Moskau angeschossen worden. Dschagbrail Machmudow, sei am Mittwochabend im Zentrum der Hauptstadt von einer Kugel an der Hüfte getroffen worden.

Der Bruder des mutmaßlichen Mörders von Politkowskaja, Rustam Machmudow, befinde sich im Krankenhaus, teilte seine Verteidigung am Donnerstag mit. Die Polizei bestätigte den Angriff, ohne den Namen des Opfers zu nennen.

Machmudows Anwalt Murad Mussajew sagte dem Radiosender Moskauer Echo, dass der Vorfall in Zusammenhang mit dem Prozess um den Mord an Politkowskaja stehen könnte. „Die Menschen, die Politkowskaja verfolgt und getötet haben, sind weiter auf freiem Fuß“, führte er aus.

Der Chefredakteur von Nowaja Gaseta, Dmitri Muratow, kritisierte hingegen, dass auf der Anklagebank des Stadtgerichts lediglich der mutmaßliche Todesschütze, der angebliche Organisator des Verbrechens sowie Komplizen sitzen. „Der Auftraggeber für den Mord ist weiter nicht bekannt“, kritisierte Muratow.

Der neue Prozess läuft seit Ende Juli

Der neue Prozess gegen den Tschetschenen Machmudow, seine Brüder Ibragim und Rustam, deren Onkel sowie einen früheren Moskauer Polizeioffizier läuft seit Ende Juli. Sie waren in vorhergehenden Verfahren zu Haftstrafen verurteilt oder freigesprochen worden. Alle Angeklagten plädieren auf unschuldig.

Überraschend erklärten Politkowskajas Kinder fast einen Monat nach Prozessbeginn, nun doch an der Verhandlung teilnehmen zu wollen. „Wir haben begriffen, dass die Verteidigung der Angeklagten von unserer Abwesenheit profitiert hat“, sagte der Sohn der Journalistin, Ilja Politkowski, der am Donnerstag im Moskauer Gericht anwesend war. Zuvor hatten die Kinder das Verfahren als „unrechtmäßig“ bezeichnet, weil sie zur Berufung der Geschworenen nicht befragt wurden.

Die Reporterin der Zeitung Nowaja Gaseta war am 7. Oktober 2006 vor ihrer Wohnung erschossen worden. Sie hatte unter anderem über Menschenrechtsverletzungen während des Kriegs in Tschetschenien berichtet. Die mit internationalen Auszeichnungen geehrte Politkowskaja war eine der schärfsten Gegnerinnen von Kremlchef Wladimir Putin.

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