Papst besucht Südsudan: Ökumenischer Friedensruf

Zum Abschluss seiner Afrikareise besucht Papst Franziskus das aktuell gefährlichste Land der Welt. Ihn begleiten die Leiter der anglikanischen Kirche.

Eine Frau hält eine Tasse mit dem Konterfei von Papst Franziskus in der Hand

Ein Priester hält eine Hostienschale mit einem Papstfoto während der Messe im Garang-Mausoleum Foto: Ben Curtis dpa/ap

BERLIN taz | Nicht eine Million Menschen wie in Kongos Hauptstadt Kinshasa am Mittwoch, aber immerhin 100.000 brachte Papst Franziskus am Sonntag auf der zweiten und letzten Station seiner Afrikareise in Südsudans Hauptstadt Juba zusammen.

In Kinshasa war die Papstmesse auf den Todestag des Demokratiehelden Etienne Tshisekedi gefallen; in Juba fand sie im Mausoleum für den Befreiungshelden John Garang statt, ohne dessen jahrzehntelangen Kampf an der Spitze der Guerillabewegung SPLA (Sudan People’s Liberation Army) das christliche Südsudan niemals die Freiheit erlangt hätte.

Garang war kurz nach der Unterzeichnung eines Autonomieabkommens im Jahr 2005 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, und die SPLA hat sich davon nie erholt. Südsudan, seit 2011 unabhängig, bleibt bis heute ein Bürgerkriegsland, zusammengehalten vor allem durch seine christliche Identität in Abgrenzung vom muslimischen Sudan.

Fast die komplette Bevölkerung ist zum Überleben auf humanitäre Hilfe angewiesen. In der UN-Rangliste der gefährlichsten Länder der Welt für humanitäre Helfer belegt Südsudan aktuell den ersten Platz, noch vor Afghanistan und Syrien. Erst am Donnerstag, einen Tag vor Eintreffen des Papstes, starben vier lokale Mitarbeiter des Roten Kreuzes in der Stadt Kajo-Keji.

„Sie wurden aus ihren Häusern geholt und kaltblütig ermordet“, erklärte die Organisation. Das Massaker forderte nach Behördenangaben mindestens 21 Tote. Als Täter gelten bewaffnete Viehhirten der Bor-Volksgruppe, die Kajo-Keji überfielen, um sich für einen Angriff der Rebellengruppe NAS (National Salvation Front) zu rächen.

„Ändert eure Herzen!“

John Garangs Witwe Rebecca Nyandeng De Mabior klagte angesichts dessen, Südsudan habe wohl die Werte Garangs vergessen. „Er starb für euch. Aber so wie jetzt die Menschen sterben, ist er wohl umsonst gestorben. Ändert eure Herzen!“, rief sie am Samstag bei einem Gottesdienst in der Kathedrale von Juba. Von dort aus zogen viele Gläubige auf das Gelände des Garang-Mausoleums weiter, um dort auf den Papstauftritt am nächsten Tag zu warten.

„Schluss mit Blutvergießen, Konflikten, Gewalt und gegenseitigen Anschuldigungen!“, hatte der Papst bereits am Donnerstag nach seiner Ankunft in Juba in einer Rede im Präsidentenpalast gefordert. Wie zwei Tage zuvor im Kongo redete er auch im Südsudan den Machthabern ins Gewissen.

„Der Prozess des Friedens und der Versöhnung erfordert einen Neuanfang“, mahnte der Papst. „Zukünftige Generationen werden die Erinnerung an eure Namen ehren oder löschen, je nachdem, was ihr jetzt tut.“

Nach Südsudan reiste das Oberhaupt der katholischen Kirche gemeinsam mit den englischen und schottischen Oberhäuptern der anglikanischen Kirche. Die drei Christenführer traten gemeinsam auf, bei Treffen mit Kriegsvertriebenen am Samstag und auch beim großen Abschlussgottesdienst am Sonntag.

„Auch wenn unser Herz für das erlittene Unrecht blutet, sollten wir uns ein für alle Mal weigern, Böses mit Bösem zu vergelten“, sagte Franziskus in seiner Predigt.

Der anglikanische Erzbischof von Canterbury, John Welby, wurde direkter: „Ich bitte darum, dass auf jeder Ebene, vom Präsidenten bis zum kleinsten Kind, die Menschen die Gnade Gottes finden und sich wandeln, dass es Frieden gibt und eine gute Regierung, dass niemand Geld stiehlt, dass niemand für Vieh den Nachbarn tötet“, predigte der Engländer. „Wenn Südsudan Frieden findet, dann findet die Welt Hoffnung. Die Frauen im Kongo, die Flüchtlinge in Myanmar, die Soldaten in der Ukraine, sie werden jubeln, wenn ihr Frieden findet.“

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