Kreativen-Streik in Hollywood: Schau­spie­le­r gegen Disney & Co.

Seit Freitag tun es die Film- und Fern­seh­dar­stel­le­r:in­nen den Dreh­buch­au­to­r:in­nen gleich. Mit Schildern und Sprechchören haben sie Streikposten bezogen.

Menschen demonstrieren mit Schildern und Megaphonen

Streikende Drehbuchautoren und Schauspieler nehmen an einem Protest vor dem Netflix-Studio teil Foto: Chris Pizzello/dpa

LOS ANGELES dpa/ap | Mit Plakaten und Sprechchören sind die Schau­spie­le­r:in­nen in mehreren Städten in den USA in den Streik gestartet. Unter anderem in Los Angeles und New York gesellten sich die Dar­stel­le­r:in­nen am Freitag bei teils sehr hohen Temperaturen zu den bereits seit Anfang Mai streikenden Dreh­buch­au­to­r:in­nen und protestierten beispielsweise vor Filmstudios und Bürozentralen von Streamingdiensten und Fernsehsendern. Auch Stars wie Susan Sarandon und Jason Sudeikis mischten sich unter die Streikenden.

Es ist der erste Doppelstreik von Schau­spie­le­r:in­nen und Dreh­buch­au­to­r:in­nen in den USA seit mehr als 60 Jahren und er dürfte den Betrieb in Hollywood auf unbestimmte Zeit lahmlegen. Die Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA fordert für ihre Mitglieder eine bessere Vergütung sowie Regelungen beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Zuletzt gab es einen solchen Doppelstreik in den USA im Jahr 1960. Der Darsteller:innen-Streik war am Donnerstag offiziell beschlossen worden, nachdem trotz wochenlanger Verhandlungen keine Einigung mit dem Verband der TV- und Filmstudios AMPTP erzielt werden konnte.

Nach Einschätzung von US-Medien können nun kaum noch Filme und Serien gedreht werden. Mit wenigen Ausnahmen müssten nun alle Dreharbeiten mit Schau­spie­le­r:in­nen vor der Kamera eingestellt werden, hieß es von der SAG-AFTRA. Zudem dürfen die Gewerkschaftsmitglieder auch keine Arbeit hinter der Kamera übernehmen, oder ihre Filme und Serien durch Werbeauftritte und Interviews bekannt machen. Die Gewerkschaft kündigte an, diese Bedingungen streng kontrollieren zu wollen.

„SAG-AFTRA im Streik“ stand auf schwarzem Hintergrund auf den Plakaten vieler Darsteller:innen, die unter anderem in New York oder Los Angeles auf die Straßen gingen. Viele Dreh­buch­au­to­r:in­nen trugen Schilder. „Wenn ich einen Autor hätte, wäre dieses Schild besser“, stand auf einem solchen Schild in New York und darunter: „Die Gewerkschaft der Drehbuchautoren im Streik“. Dazu wurde Musik gespielt und es gab gemeinsame Sprechchöre, wie „Schauspieler und Autoren vereinigt euch“.

Die Dreharbeiten zu zahlreichen Filmen wurden am Freitag eingestellt, darunter beispielsweise „Deadpool 3“, die „Gladiator“-Fortsetzung und die achte Ausgabe von „Mission: Impossible“. Bis Ki­no­be­su­che­r:in­nen die Auswirkungen der Streiks bemerken, dürfte es allerdings noch etwas dauern, da die meisten Blockbuster für dieses Jahr bereits abgedreht sind.

Im TV-Bereich dürfte sich die Wirkung dagegen schneller entfalten. Schon der Streik der Dreh­buch­au­to­r:in­nen hatte der Branche zugesetzt: In den Vereinigten Staaten werden bereits Wiederholungen von Late-Night-Shows ausgestrahlt und eine große Zahl der Fernseh- und Filmproduktionen hat die Arbeit eingestellt oder unterbrochen. Auch auf Filmfestivals wie etwa in Venedig oder Veranstaltungen wie die Emmy-Verleihung könnte der Doppelstreik Auswirkungen haben.

Wie lange der Streik anhalten könnte, war zunächst noch nicht abzusehen. Einige Beteiligten gingen aber von einer möglichen langen Dauer aus. Die Situation könnte nach seiner Einschätzung noch „sehr unangenehm“ werden, sagte der britische Schauspieler Brian Cox, bekannt für seine Rolle als Medienmogul Logan Roy in der Serie „Succession“. „Und es könnte noch eine ganze Weile weitergehen.“ Es könne sein, dass der Konflikt nicht vor Jahresende gelöst werden könne, sagte der 77-Jährige dem britischen Fernsehsender Sky News.

Harsche Kritik an Bob Iger

Disney-Chef Bob Iger hat sich mit seiner Kritik am US-Schauspielerstreik die Kritik prominenter Gewerkschaftsmitglieder zugezogen. „Wenn Bob Iger davon spricht, welche Schande das ist, sollte er sich daran erinnern, dass Vorstandsbosse wie er in den 1980er Jahren 30 Mal so viel verdient haben wie ihre am schlechtesten bezahlten Mitarbeiter“, sagte der aus dem Science-Fiction-Film „Guardians of the Galaxy“ bekannte Sean Gunn am Freitag. Heute streiche Iger 400 Mal so viel ein wie sein schlechtbezahltester Arbeitnehmer.

„Das ist eine Schande, Bob“ urteilte Gunn. „Vielleicht solltest du mal in den Spiegel schauen und dich fragen: „Was ist das?“

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