Kommentar Datenschutz bei Campact: Von wegen reine Information
Dem Netzwerk Campact wurde zuletzt schlampiger Datenschutz vorgeworfen. Dass der Verband auf die Kritik schnell reagierte, spricht für ihn.
Ob diese Campact-Aktivisten wissen, was mit ihren Daten geschieht? Foto: dpa
E-Mails, versendet über US-Dienstleister. Kontaktformulare, mit denen Nutzer persönliche Daten unverschlüsselt über das Netz schicken. Webseiten mit Diensten, die das Verhalten von Nutzern weiträumig verfolgen.
Firmen begehen solche Verletzungen der Privatsphäre reihenweise. Doch nicht nur sie. Auch Vereine, NGOs – jüngst ins Visier geraten ist das Netzwerk Campact – nehmen es mit dem Datenschutz nicht immer ganz genau. Und das ist keineswegs weniger schlimm. Persönliche Daten, die Verbände bekommen, sind ebenso sensibel wie das, was Unternehmen abfragen.
Über change.org – das Portal, dem Ende vergangenen Jahres das Netzwerk Datenschutzexpertise diverse Mängel bescheinigte – können etwa Dienste wie Google, Facebook oder die US-Analysefirma Mixpanel erfahren, ob Nutzer gegen Pegida sind, dass sie die Ehe für alle befürworten oder ob sie sich dafür einsetzen, dass der US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump nicht nach Deutschland einreisen darf.
Dazu kommt: Mitglieder und Sympathisanten haben zu ihrem Verband eine andere Beziehung als Kunden zu einem Unternehmen. Den Verein mal eben wechseln wie einen Versand für Elektronikzubehör? Eher nicht.
Ähnliche Verteidigungsstrategien
Zumal in der Arbeit von NGOs immer mehr digital läuft: Spenden werden per App abgewickelt, dann kommt das Mailing für die neue Kampagne, und die Mitgliedschaft gibt es per Klick.
Dabei sind die Verteidigungsstrategien von Wirtschaft und Verbänden verblüffend ähnlich: Trackingdienste? Dienen nur zur Verbesserung des Nutzererlebnisses. Werbung für neue Kampagnen? Reine Information!
Bei Datenschutzverstößen ist der Verstoß selbst aber nur ein Teil des Problems. Der zweite Teil: Wie geht der Verursacher damit um? Dass Campact die Kritik der niedersächsischen Datenschutzbeauftragten schnell umgesetzt hat, spricht für den Verband. Und gegen alle, die behaupten, der Schutz von persönlichen Daten sei umständlich und schon gar nicht wichtig.
Kommentar Datenschutz bei Campact: Von wegen reine Information
Dem Netzwerk Campact wurde zuletzt schlampiger Datenschutz vorgeworfen. Dass der Verband auf die Kritik schnell reagierte, spricht für ihn.
Ob diese Campact-Aktivisten wissen, was mit ihren Daten geschieht? Foto: dpa
E-Mails, versendet über US-Dienstleister. Kontaktformulare, mit denen Nutzer persönliche Daten unverschlüsselt über das Netz schicken. Webseiten mit Diensten, die das Verhalten von Nutzern weiträumig verfolgen.
Firmen begehen solche Verletzungen der Privatsphäre reihenweise. Doch nicht nur sie. Auch Vereine, NGOs – jüngst ins Visier geraten ist das Netzwerk Campact – nehmen es mit dem Datenschutz nicht immer ganz genau. Und das ist keineswegs weniger schlimm. Persönliche Daten, die Verbände bekommen, sind ebenso sensibel wie das, was Unternehmen abfragen.
Über change.org – das Portal, dem Ende vergangenen Jahres das Netzwerk Datenschutzexpertise diverse Mängel bescheinigte – können etwa Dienste wie Google, Facebook oder die US-Analysefirma Mixpanel erfahren, ob Nutzer gegen Pegida sind, dass sie die Ehe für alle befürworten oder ob sie sich dafür einsetzen, dass der US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump nicht nach Deutschland einreisen darf.
Dazu kommt: Mitglieder und Sympathisanten haben zu ihrem Verband eine andere Beziehung als Kunden zu einem Unternehmen. Den Verein mal eben wechseln wie einen Versand für Elektronikzubehör? Eher nicht.
Ähnliche Verteidigungsstrategien
Zumal in der Arbeit von NGOs immer mehr digital läuft: Spenden werden per App abgewickelt, dann kommt das Mailing für die neue Kampagne, und die Mitgliedschaft gibt es per Klick.
Dabei sind die Verteidigungsstrategien von Wirtschaft und Verbänden verblüffend ähnlich: Trackingdienste? Dienen nur zur Verbesserung des Nutzererlebnisses. Werbung für neue Kampagnen? Reine Information!
Bei Datenschutzverstößen ist der Verstoß selbst aber nur ein Teil des Problems. Der zweite Teil: Wie geht der Verursacher damit um? Dass Campact die Kritik der niedersächsischen Datenschutzbeauftragten schnell umgesetzt hat, spricht für den Verband. Und gegen alle, die behaupten, der Schutz von persönlichen Daten sei umständlich und schon gar nicht wichtig.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Svenja Bergt
Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
Themen
mehr von
Svenja Bergt