Grüner Stratege in Baden-Württemberg: Kretschmanns zweite Stimme

Rudi Hoogvliet ist grünes Urgestein und enger Vertrauter von Winfried Kretschmann. Der Erfolg bei der Landtagswahl ist auch ihm zu verdanken.

Rudi Hoogvliet im Porträt

Parteistratege mit hörbarem Migrationshintergrund: Rudi Hoogvliet. Foto: dpa

STUTTGART taz | Während der Regierungschef extrem schwäbisch klingt, schlägt die offizielle Stimme der Regierung Kretschmann einen charmanten Rudi-Carell-Sound an. Regierungssprecher Rudi Hoogvliet ist Niederländer von Geburt, und das hört man ihm auch nach über 30 Jahren in Stuttgart noch immer deutlich an.

Rudi Hoogvliet ist Grünen-Urgestein, auch wenn ihn lange nur Insider kannten. Seit er in den 1980er Jahren der Liebe wegen in Stuttgart hängen blieb, mischt er dort politisch mit. Er organisierte die Menschenketten für die Friedensbewegung, trat den Grünen bei, wurde 1989 in deren Landesvorstand gewählt und war Anfang der 90er Jahre zeitweilig Vorstandssprecher.

Doch Hoogvliet betreibt Politik lieber aus der zweiten Reihe. Mitte der 1990er wurde er Fraktionssprecher unter Fritz Kuhn. 1997 organisierte er den Wahlkampf seines Weggefährten Rezzo Schlauch, der nur knapp als Stuttgarter Oberbürgermeister scheiterte. 2002 dann vermittelte ihn Kuhn, inzwischen im Bundestag, als Wahlkampfmanager an Joschka Fischer. Damals mit dem Slogan: „Außen Minister, innen grün.“ Daran erinnert sich Hoogvliet heute noch gerne. Es folgte eine weitere Kampagne mit Fischer als Spitzenkandidat 2005 und 2009 mit Künast und Trittin als Spitzenduo. Dabei arbeitete der in die Wolle gefärbte Realo gut und eng mit der Partei-Linken und Geschäftsführerin Steffi Lemke zusammen.

Jedes mal kehrte Hoogvliet nach den Kampagnen nach Stuttgart zurück. Beim letzten Mal findet er sich als Sprecher unter dem Fraktionschef Winfried Kretschmann wieder. Hoogvliet, der quirliger Spindoktor, und der sperrige Kretschmann, der damals als Übergangskandidat galt, fremdelten anfangs ziemlich. Heute gehört Hoogvliet zu Kretschmanns engsten Vertrauten.

Der Niederländer hält seinen Chef für „ein Unikum“ im Politikbetrieb. Einen, der in langen Linien denkt, sich den Bürgern stärker verpflichtet fühlt als jeder Parteilinie. Genau das, findet der Regierungssprecher, was die Bürger heute in Politikern suchen. Deshalb wehrt er sich auch dagegen, wenn CDU und linke Grüne den grüblerischen Landesvater Kretschmann als heuchlerische Inszenierung abtun.

Man könne auf Dauer niemanden gegen den Strich vermarkten, sagt Hoogvliet. „Je länger ich im Geschäft, bin, desto weniger halte ich da von Taktik“. Das klingt harmloser, als es ist. Der manchmal etwas distanzierte Hoogvliet versteht es höchst professionell, auch die schrulligen Seiten Kretschmanns ins rechte Licht zu rücken. Fünf Jahre lang eine höchst erfolgreiche Taktik.

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