Griechenland stellt neuen Hilfsantrag: Weniger Last für Arbeiter und Rentner
Die griechische Regierung hat laut Alexis Tsipras einen neuen Hilfsantrag gestellt. So sollen die Belastungen der Reformen „gerechter verteilt“ werden.
STRAßBURG dpa | Das pleitebedrohte Griechenland hat einen neuen Antrag für Rettungsmilliarden beim Eurorettungsschirm ESM gestellt. „Wir haben heute eine Mitteilung an den ESM vorgelegt“, sagte der griechische Premier Alexis Tsipras vor dem Europaparlament. Ziel eines neuen Hilfsprogramms müsse sein, die Belastungen für die Bevölkerung gerechter zu verteilen.
„Arbeitnehmer und Rentner können keine zusätzlichen Lasten akzeptieren“, sagte Tsipras. Die bisherigen Programme seien zur Rettung der Banken verwendet worden. „Sie kamen nicht beim Volk an“, sagte er. „Mit keiner Reform wurde die Funktionsfähigkeit der Staatsmaschine verbessert.“
Tsipras wurde im Europaparlament mit stürmischem Beifall seiner Anhänger, aber auch mit Protesten empfangen. Einige Parlamentarier hielten Schilder mit dem Aufschrift „No“ in die Höhe. „Wir befinden uns an einem Scheideweg für Europa“, sagte der Chef der griechischen Links-Rechts-Regierung.
Griechenland hat nur noch wenige Tage Zeit, um mit den Europartnern einen Kompromiss im Streit über die Schuldenkrise zu finden. Vor allem die Europäische Zentralbank (EZB) erhöht massiv den Druck auf die griechische Regierung. Sollte es keine Perspektive für eine Einigung im Schuldenstreit mit den Gläubigern geben, müsste die EZB die Nothilfen für die griechischen Banken unverzüglich beenden, warnte der französische Notenbankchef Christian Noyer. Seit Monaten sind die Banken auf Liquiditäts-Notkredite der Zentralbank angewiesen.
Frist bis Sonntag
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte einen Sondergipfel aller 28 EU-Mitgliedstaaten für Sonntag an. „Die endgültige Frist endet diese Woche“, hatte EU-Ratspräsident Donald Tusk nach einem Eurozonen-Gipfel am Dienstag gesagt.
Falls auch dieser keine Lösung bringt, wird in den Brüsseler Institutionen bereits ein „Grexit“-Szenario durchgespielt. „Sonntag wird so oder so ein Schlussstrich gezogen“, sagte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Es gebe aber auch einen Plan, mit dem das Problem gemeistert werden könne und Griechenland im Euro-Währungsgebiet bleibe. Allerdings müsse Athen dafür Reformen zusagen und umsetzen.
Leser*innenkommentare
Chutriella
„Mit keiner Reform wurde die Funktionsfähigkeit der Staatsmaschine verbessert.“ Ist das jetzt eine Selbstkritik oder Kritik an den vergangenen Rettungsprogrammen?
Celsus
Es bleibt einmal festzuhalten, dass da Tsipras sagt, die bisherigen Reformen unter kosnervativen Regierungen Griechenlands hätten nicht geholfen. Wenn die Kanzlerin das Gegenteil behauptet, mag einmal in einem Faktencheck dargelegt werden, wer denn da die Wahrheit sagt.
Allerdings hat sich die letzte konservative Regierung Griechenlands auch noch einmal erdreistet, eine fette mehrjährige Waffenlieferung in den USA in Auftrag zu geben. Dsa macht die heutige Regierung in Griechenland bewegungsunfähig. Zumal: Die USA bestehen auch beim verarmten Griechenland darauf, dass es seinen NATO-Beitrag leistet, damit Freiheit und Wohlstand verteidigt werden können. Na ja. Von Freiheit kann in Griechenland wohl genau so wenig die Rede sein wie von Wohlstand.
Da Hias
Genau: während die einen Griechenland vorwerfen, die Militärausgaben nicht zu kürzen (was nicht stimmt - es wurde eingefroren, was nur geht), poltern NATO-Stoltenberg & Co, daß Griechenland die Militärausgaben erhöhen müsse.
Bankenrettung und Rettung der Rüstungsindustrie. Aaaarbeitsplätze bei Krauss-Maffei Wegmann, während in Griechenland Leute ohne Krankenversicherung keine lebenswichtigen Medikamente mehr bezahlen können.....
Ich möchte Mutti Merkel und unseren Finanzgeisterfahrer auf dem Rollstuhl mal als altersgemäß "normale" durchschnittliche griechische() (Früh)rentner(in) zwei Wochen auf sich gestellt in Griechenland aussetzen.
anton philips
UN WO BLEIBEN DIE VORSCHLÄGE????? Alles Schall & Rauch und Ablenkungsmanöver.