Engagement gegen Neonazis in Bautzen: Morddrohung gegen Antifaschistin
Die Bloggerin Annalena Schmidt dokumentiert rechte Vorfälle in Bautzen und wird dafür angefeindet. Nun erhielt sie eine telefonische Morddrohung.
BAUTZEN epd | Der Hass gegen die Bloggerin Annalena Schmidt in Bautzen hat offenbar eine neue erschreckende Dimension erreicht. Sie habe inzwischen eine telefonische Morddrohung erhalten und deshalb nun Anzeige gegen unbekannt erstattet, sagte Schmidt am Freitag. Schmidt, die auch Demokratiebotschafterin der Bundesregierung ist, hat den Inhalt des Drohanrufs auch per Twitter bekanntgemacht. „Annalena Schmidt. Wir werden Dich vergiften. Du wirst langsam und qualvoll sterben“, soll es demnach bei dem Anruf geheißen haben.
„Das war für mich eine neue Qualität“, sagte Schmidt. Zuvor sei sie bereits mehrfach beleidigt worden, habe aber bisher keine Anzeige erstattet. An ihrem Engagement gegen Rechtsextremismus werde die Drohung jedoch nichts ändern. Schmidt will bei den Kommunalwahlen im Mai für die Grünen im Stadtrat kandidieren. Sie lebt seit mehr als drei Jahren in Bautzen.
Die 32-Jährige dokumentiert in Bautzen Nazischmierereien, prangert auf ihrem Blog und über Twitter rassistische und rechtsextreme Vorfälle an. Am 1. Januar startete sie den Blog „Tagebuch einer Wahlsächsin für Wahljahr 2019 in Sachsen“. Die Bundesregierung zeichnete sie 2018 als Botschafterin für Toleranz und Demokratie aus.
Eine zunächst für Freitag angekündigte Demonstration gegen die Aktivistin ist laut Landratsamt Bautzen wieder abgesagt worden. Rechte Gruppen hatten zuvor für die Kundgebung unter dem Motto „Annalena verhindern – keine hessischen Verhältnisse“ mobil gemacht.
Leser*innenkommentare
Jana Müller
Es ist erschreckend in welchem Ausmaß mitlerweile vorgegangen wird um andere einzuschüchtern.Darum wünsche ich ihr viel Kraft damit sie alles gut durch steht.
kditd
Die deutsche Regierung erleichtert es den Neonazis leider, Kritiker zu bedrohen, denn laut deutschem Recht muß auch ein kleines Blog ein Impressum mit Anschrift und Telefonnummer enthalten. Sonst besteht die Gefahr, kostenpflichtig abgemahnt zu werden.
Da kann man dem örtlichen Nazi-Führer auch gleich die Visitenkarte in die Hand drücken. Sicher ein Grund, warum es nicht mehr solche Blogs gibt.