Ausstellung zur Berliner Luftbrücke: Verklärter Himmel über Berlin

Vor 75 Jahren antworteten Amis und Engländer auf die sowjetische Berlin-Blockade mit einer Luftbrücke. Eine Ausstellung in Berlin will aufklären.

Eine DC-3 Douglas der US-Airforce, im Volksmund "Rosinenbomber" genannt

Ein „Rosinenbomber“ der US-Airforce, unmittelbar nach dem Start in Berlin-Tempelhof Foto: Alliierten Museum/Slg. Provan

Am Anfang steht ein weltbekanntes Bild. Junge Männer strecken die Hände zueinander, die einen mit Pelzmützen, die anderen mit Stahlhelmen. Das Foto zeigt das historische Treffen von Torgau auf der zerstörten Elbbrücke am 25. April 1945. Erstmals begegneten sich sowjetische und US-amerikanische Soldaten. Sie demonstrierten Eintracht im Kampf gegen Nazideutschland.

Das Bild ist damals inszeniert worden, aber es lügt nicht. Die Einigkeit zwischen den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs hielt allerdings nicht lange vor. Die erste große Konfrontation fand in, besser über Berlin statt. Vor 75 Jahren, am 24. Juni 1948, sperrten die Sowjets den Landzugang in die Viersektorenstadt.

Es begann die Blockade der drei Westsektoren, die fast ein Jahr andauerte. Und damit setzte auch die Luftbrücke ein, also die Versorgung West-Berlins mit allen Notwendigkeiten vom Mehl bis zu den Kohlen per Flugzeug. Und es blieb bis heute ein Mythos von den mutigen alliierten Piloten in ihren Rosinenbombern, den freiheitsliebenden Berlinern und den sturen Russen.

Trister Erinnerungsort

Anlass genug für eine Ausstellung an einem Ort, der nicht besser gewählt sein kann: vor dem Eingang zum stillgelegten Flughafen Tempelhof, dort, wo damals viele der britischen und US-Maschinen landeten. Alles gut also? Nicht ganz. In der Einladung wird der triste Platz als „Ehrenhof“ tituliert.

„Blockierte Sieger – Geteiltes Berlin. 75 Jahre Luftbrücke“. Bis 12. Mai 2024,

Parkplatz vor der Abflughalle Berlin-Tempelhof, Eintritt frei.

Auf Nachfrage erklärt Jutta Heim-Wenzler, Geschäftsführerin der Tempelhof Projekt GmbH, dies beziehe sich auf die historische Bezeichnung in den Plänen. Von wann die Pläne denn seien? Von 1933. Wer da geehrt werden sollte, sagte sie nicht, warum der „Platz der Luftbrücke“ noch heute so heißt, auch nicht.

Von einer „imposanten Ausstellung“ spricht Jürgen Lillteicher vom AlliiertenMuseum Berlin, das zusammen mit dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr und dem Museum Karlshorst die Schau konzipiert hat. Allerdings sind da nur vier offene Pavillons zu sehen, die sich auf dem Platz weiträumig verteilen, mit Texten, Fotos und Plänen. Die Ausstellung „Blockierte Sieger – Geteiltes Berlin“ kommt gänzlich ohne historische Objekte aus.

Konservatorische Probleme

Nun stehen in der Stadt anderswo tatsächlich ausreichend „Rosinenbomber“ herum. Hätte man nicht? Nein, sagt dazu Doris Müller-Toovey vom Militärhistorischen Museum, das sei „keine gute Idee“, es könne konservatorische Probleme geben, wenn die Objekte – die Ausstellung geht bis zum 12. Mai 2024, ebenso lange wie die Blockade – im Freien stehen.

Die Pavillons greifen jeweils ein Unterthema auf. „Blockierte Sieger“ geht auf die unterschiedlichen Interessen der vier Siegermächte ein, die zum Zerwürfnis führten. „Geteiltes Berlin“ behandelt die Folgen für die Stadt. Da lässt sich nachvollziehen, was damals geschehen ist, mit allen Konsequenzen für die Menschen mit zwei verschiedenen Sorten D-Mark (Ost- und West-Währung, unterschiedlich im Wert) nebst der schwindsüchtigen Reichsmark (mit und ohne Klebemarken), mit boykottierten Wahlen und Kontrollrats-Sitzungen.

Am Ende stehen einige historische Abbildungen und ein schmaler Begleittext, der bilanziert, dass Erinnerung in Berlin in dieser Angelegenheit immer noch gespalten ist. Da wären wir nicht drauf gekommen.

In dieser Ausstellung stimmt alles. Es ist nur so, dass wir dies alles schon gesehen haben, in Büchern, Filmen, Ausstellungen. Es gibt nichts Überraschendes. Die überlebenden Juden, die damals aus dem Osten kamen und in den Westen ausgeflogen wurden? Sie finden nicht statt. Die Frage, wie der Osten später mit dem Thema umging? Wird nur gestreift. Die Vorstellung, wie das damals war in den dröhnenden fliegenden Aluminiumröhren, vollgepackt mit Lebensmitteln, Öl, Kohlen, im Konvoi in niedriger Höhe fliegend aus Frankfurt und Hamburg? Sie fehlt leider ganz.

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