Wahlkampf in der Türkei: Ist Erdoğan schwer krank?

Am 14. Mai wird in der Türkei gewählt. Nun soll Präsident Erdoğan zusammengebrochen sein. Die Regierung spricht von Schnupfen.

Erdoğan spricht in ein Mikrofon und gestikuliert

Musste etliche Termine absagen: Erdoğan, hier am letzten Freitag bei einer Wahlkampfveranstaltung Foto: dpa

BERLIN taz | Nach Berichten verschiedener englischsprachiger Medien, darunter The Economist, ist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan am Mittwochabend mit Verdacht auf einen Herzinfarkt in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Zuvor war am Dienstagabend ein Live-Interview mit Erdoğan unterbrochen worden, das erst nach einer halben Stunde noch pro forma zu Ende gebracht werden konnte.

Nach dem Zusammenbruch im Studio ließ Erdoğan erklären, er habe mehrere harte Tage hinter sich gehabt und leide an einer Magen-Darm-Infektion. Auf Anraten seiner Ärzte würde er für Mittwoch alle Termine absagen und sich zu Hause ausruhen. Am 14. Mai findet die erste Runde der Präsidentschaftswahl statt, in der Erdoğan von Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu herausgefordert wird.

Am Mittwochabend überschlugen sich dann die Gerüchte. Erdoğan sei während des Besuchs eines hochrangigen russischen Beamten erneut zusammengebrochen und sofort ins Krankenhaus gebracht worden. Der russische Präsident Wladimir Putin sei alarmiert. Der Zustand Erdoğans sei nicht gut.

Die Berichte wurden von İbrahim Kalın, einem engen Berater Erdoğans, dementiert. Der Präsident habe Magenbeschwerden und eine Erkältung, aber sonst gehe es ihm gut. Auch Erdoğans Kommunikationschef Fahrettin Altun wies die Berichte als haltlose Spekulationen ausländischer Medien zurück.

In das gleiche Horn stieß der Parteisprecher der Regierungspartei AKP, Ömer Çelik, der die „verantwortungslosen Gerüchte über unseren Präsidenten“ scharf verurteilte. Im türkischen Fernsehen wurde nur das Dementi von Kalın über die angebliche Krankheit Erdoğans gesendet.

AKW-Einweihung abgesagt

Offiziell hat Erdoğan wegen seiner „Unpässlichkeit“ nun auch alle Wahlkampfauftritte an diesem Donnerstag abgesagt. Vorgesehen waren ein großer Auftritt zur Einweihung des ersten türkischen AKW in Akkuyu am Mittelmeer. Dort sollen heute die Brennstäbe eingesetzt werden, was Erdoğan für seinen Wahlkampf nutzen wollte.

Zeitweilig war sogar einmal davon die Rede, dass auch Putin zu dem Termin erscheinen würde, weil das AKW von einem russischen Staatskonzern gebaut wird. Im Anschluss wollte Erdoğan noch in der nahegelegenen Millionenstadt Mersin einen Wahlkampfauftritt absolvieren. Erdoğan werde bei der Einweihungsfeier in Akkuyu per Videoschalte dabei sein, erklärte Kalın. Die Türkei wartet nun gespannt, ob sich Erdoğan heute tatsächlich per Videoschalte in Akkuyu zeigt.

Der Wahlkampf für die Präsidentschafts- und die Parlamentswahlen am 14. Mai geht gerade in seine heiße Phase. Erdoğan steht massiv unter Druck, weil in den Umfragen sein Konkurrent der Opposition, Kemal Kılıçdaroğlu, vorn liegt. Kılıçdaroğlu wünschte Erdoğan noch am Dienstagabend gute Besserung. (mit Agenturen)

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