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Kann es sein, dass der "eigentliche Skandal", von dem hier die Rede ist, Ursachen hat, sehr geehrter Herr Bildungsredakteur? Fortgesetzte sprachliche Schlampereien beispielsweise?
Wer ein "erschreckendes Selbstverständnis der Hochschulen" diagnostiziert, wo er doch angeblich den Machtmissbrauch bestimmter Funktionsträger anprangern will, der braucht jedenfalls gar nicht so auf den Matsch zu dreschen. Von wegen: "Aus Rücksicht auf die Geschäftsinteressen der Partner" würde fast ausnahmslos jede angefragte Universität verheimlichen, "welche Firmen ihr so alles Geld überweisen"...
Was, frage ich mich, hat eigentlich Bernd Kramer, zu verbergen? Konkrete Namen und Adressen vielleicht? Brisante Hintergrundinfos, die ihn Kopf und Kragen kosten können? Oder eine gehörige Portion mit Unverschämtheit gepaarte Ahnungslosigkeit? Ist für einen Journalisten Transparenz etwa kein "Gebot der Demokratie"? Und wenn nicht, wieso sollte ich Artikel wie diesen belohnen, in dem ich die taz abonniere?
Die Ampel-Regierung wurde mit einem historischen Ergebnis abgestraft, Union und Populist*innen triumphieren. Geht Politik 2024 nur noch in populistisch?
Kommentar Hochschulwatch.de: Privilegien verpflichten
Hochschulen wollen nicht offenlegen, mit wem sie Geschäfte machen. Dass Unis glauben, sie schuldeten der Gesellschaft nichts, ist skandalös.
Erkundigt man sich bei einer Universität danach, welche Firmen ihr so alles Geld überweisen, erhält man fast ausnahmslos keine Antwort. Aus Rücksicht auf die Geschäftsinteressen der Partner aus der Wirtschaft, wie es dann heißt.
Zu viel Einblick mag diese Interessen zwar tatsächlich gefährden – aber das Argument darf eben nicht gelten, wenn private Unternehmen sich als Kooperationspartner an den Staat wenden. Wer etwas zu verbergen hat, soll bitte woanders sein Geld verdienen. Egal ob es eine Behörde ist, ein Staatsbetrieb oder eben eine Hochschule: Verträge zwischen privater und öffentlicher Seite haben grundsätzlich öffentlich zu sein. Transparenz ist hier ein Gebot der Demokratie.
Bei Hochschulen kommt ein Punkt hinzu, der die Sache besonders brisant macht: Diese Institutionen sind keine bloßen Funktionsstellen; sie sind von jeher mit Freiheiten ausgestattet, ohne das dafür klare Gegenleistungen festgelegt wären. Das gilt insbesondere für die Riege der Professoren.
DER AUTOR
Bernd Kramer ist Bildungsredakteur der taz.
Wer einen Lehrstuhl sein Eigen nennt, muss keinen Vorgesetzten fürchten, genießt den Vorzug der freien Zeiteinteilung und kann weitgehend lehren und forschen, was das Herz begehrt. Nicht zu vergessen die mehr als auskömmliche Bezahlung bis ans Lebensende.
Erschreckendes Selbstverständnis
Es gibt gute Gründe für diese Privilegien. Sie sollen eine Wissenschaft gedeihen lassen, die einzig der Forschung verpflichtet ist und die – so pathetisch diese Hoffnung klingt – vielleicht sogar eine bessere Zukunft für alle verheißt. Dieser Luxus verlangt von denen, die ihn genießen, aber auch ein besonderes Maß an Verantwortungsgefühl.
Die Geheimniskrämerei verrät daher ein erschreckendes Selbstverständnis der Hochschulen: Sie scheinen sich nicht als Institutionen zu betrachten, die der Gesellschaft noch etwas schuldig wären. Das ist der eigentliche Skandal.
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Kommentar von
Bernd Kramer
Inlandsredakteur
Jahrgang 1984, hat VWL, Politik und Soziologie studiert und die Kölner Journalistenschule besucht. Seit 2012 bei der taz im Inlandsressort und dort zuständig für Schul- und Hochschulthemen.
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Bernd Kramer
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Jahrgang 1984, hat VWL, Politik und Soziologie studiert und die Kölner Journalistenschule besucht. Seit 2012 bei der taz im Inlandsressort und dort zuständig für Schul- und Hochschulthemen.
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