Wunderbarer Freitag

Bundesweit demonstrieren erneut SchülerInnen für Klimaschutz und gegen untätige PolitikerInnen

„Fridays for Future“-Demo gestern in Düsseldorf Foto: C. Gateau/dpa/picture alliance

Aus Berlin Jan Christoph Freybott

Auf die Frage, zum wievielten Mal sie hier demonstriert, muss Emma kurz grübeln. Bei strahlendem Sonnenschein steht sie auf dem Berliner Invalidenplatz; rechts thront das Verkehrs-, links das Wirtschaftsministerium. „Es ist schon das sechste Mal“, sagt die 17-Jährige schließlich. Seit Dezember protestieren SchülerInnen in Berlin an den „Fridays for Future“, den Freitagen für die Zukunft, gegen den Klimawandel. „Mir ist es einfach wichtig, dass die Klimakrise als Krise begriffen wird. Dass ein Bewusstsein für die Größe des Problems entsteht“, erklärt Emma. Wenn sie dafür die Schule schwänzen muss, dann nehme sie das eben in Kauf. Für heute habe ihre Mutter ihr eine Entschuldigung geschrieben.

Wie etwa 350 weitere AktivistInnen machte Emma am Freitag ihrem Ärger Luft. SchülerInnen, Studierende, SeniorInnen und LehrerInnen demonstrierten mit. Ihre Botschaft: Deutschland muss mehr tun, um seine Klimaziele zu erreichen. Schmelzende Polkappen, verschluckte Nordseeinseln, Dürresommer – all das sei mit dem derzeitigen Fahrplan nicht zu verhindern. Ältere PolitikerInnen setzten mit ihrer Profitgier die Zukunft der Jugendlichen aufs Spiel. Sie betrieben Raubbau am Planeten.

„Eine gute Bildung bringt mir wenig, wenn der Klimawandel unseren Lebensraum zerstört“, sagt der 17-jährige Gymnasiast Artur. Das Argument, SchülerInnen sollten lieber in der Schule pauken, als zu protestieren, sei deshalb wenig überzeugend.

KritikerInnen, darunter NRW-Minis­terpräsident Armin Laschet (CDU), hatten der Protestbewegung vorgeworfen, mit ihren Protesten die Schulpflicht umgehen zu wollen. Grundsätzlich wiegt die Schulpflicht schwerer als die Versammlungsfreiheit; wer unentschuldigt fehlt, muss mit schmerzlichen Einträgen auf dem Zeugnis rechnen. Versäumte Klassenarbeiten werden als „ungenügend“ bewertet. „Von unserer Schule sind deshalb deutlich weniger Schüler aus der Oberstufe hier“, berichtet Emma, die ein Gymnasium im Stadtteil Friedrichshain besucht. Die SchülersprecherInnen würden derzeit mit der Schulleitung verhandeln, um eine Lösung zu finden.

Die Protestbewegung „Fridays for Future“ ist inzwischen ein globales Phänomen geworden. Mit ihrem Idol, der 16-jährigen Schwedin Greta Thunberg, ist die Bewegung zudem in die großen Polit­arenen vorgedrungen. Ob auf dem UN-Klimagipfel in Kattowitz, dem Weltwirtschaftsforum in Davos oder bei der EU-Kommission in Brüssel – überall las Greta Thunberg den Granden der Weltpolitik die Leviten.

Kein Wunder also, dass nicht nur in Berlin SchülerInnen auf die Straße gingen: In Hamburg protestierten laut Polizei 800 auf dem Hachmannplatz am Hauptbahnhof; in Düsseldorf zogen 300 Teilnehmerinnen von der Altstadt zum Landtag, in Paderborn demons­trierten 500 Menschen, in Duisburg 150 und in Köln knapp 100.

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