„Gelbwesten“-Proteste in Frankreich: Erneut gewaltsame Zusammenstöße
In Paris und anderen Städten gab es wieder gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen „Gelbwesten“ und der Polizei. 34 Menschen wurden festgenommen.
PARIS dpa | Nach erneuten gewaltsamen Auseinandersetzungen bei Protesten der französischen „Gelbwesten“-Bewegung hat Präsident Emmanuel Macron zum Dialog aufgerufen. Alle müssten sich zusammenreißen, um eine Debatte und das Gespräch zu ermöglichen, schrieb Macron am Samstagabend auf Twitter. Einmal mehr sei die Republik mit „extremer Gewalt“ angegriffen worden.
Bei den ersten Protesten im neuen Jahr waren landesweit rund 50.000 Demonstranten auf die Straße gegangen, wie Innenminister Christophe Castaner dem Sender LCI sagte. Das sind mehr als am Wochenende vor Weihnachten, als etwa 39.000 Menschen demonstrierten. In den ersten Wochen der Proteste waren aber 280.000 Demonstranten gezählt worden. Nach Polizeiangaben wurden am Samstag 34 Menschen festgenommen. Angaben zu verletzten Demonstranten und Polizisten gab es zunächst nicht.
In der Hauptstadt setzte die Polizei nahe der Nationalversammlung und des Musée d'Orsay Tränengas ein. Touristen rannten in Scharen davon. Spezialeinheiten der Polizei blockierten einige Brücken über die Seine. Fernsehbilder hatten zuvor gezeigt, wie die Polizei während einer kurzen Konfrontation nahe der Champs-Élysées Tränengas auf Demonstranten abfeuerte. Diese hätten zuvor Wurfgeschosse in Richtung Polizisten geworfen, meldete die französische Nachrichtenagentur AFP.
In Paris hatten sich zunächst nur einige hundert Demonstranten auf den Champs-Élysées versammelt, wo es Ende vorigen Jahres zu heftigen Zusammenstößen mit der Polizei gekommen war. Innenminister Christophe Castaner traf sich mit den Chefs der Sicherheitskräfte und teilte auf Twitter mit, dass es auch in verschiedenen anderen Städten zu Gewalt gekommen sei.
Massenproteste der „Gelbwesten“ hatten die französische Regierung in den vergangenen zwei Monaten erheblich unter Druck gesetzt. Im Dezember brachte Macron eilends ein milliardenschweres Paket mit Sozialmaßnahmen auf den Weg, um den Konflikt zu entschärfen. Ihren Namen haben die Demonstranten von den gelben Warnwesten, die sie während ihrer Kundgebungen und Straßenblockaden tragen.
Leser*innenkommentare
agerwiese
Hier ein bisschen mehr reflektierter Artikel, u.a.mit einer Zahl: 80% der Franzosen unterstützen die Gelbwesten:
www.zeit.de/2019/0...frankreich-protest
Pfanni
@agerwiese Sind bei den erwähnten 80% auch diejenigen dabei, deren Autos angezündet wurden oder denen anderweitig von „Gelbwesten“ (egal, ob linken oder rechten) Schaden zugefügt wurde?
Chutriella
@agerwiese Die 80% werden da einfach so behauptet. Ich setze mal dagegen: 15% unterstützen die Gelbwesten. Und das total reflektiert. Und nun?
Pfanni
„In Paris und anderen Städten gab es wieder gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen „Gelbwesten“ und der Polizei“
Das könnte einigen Medien Probleme bereiten: Sollen sie mit „positivem“ oder „negativem“ Grundton darüber berichten, abhängig davon, ob das Herz der Chaoten „links“ oder „rechts“ schlägt?
Egal. Den Franzosen ist nur zu wünschen, dass sich weder die einen noch die anderen Extremisten durchsetzen, anders als zum Ende der Weimarer Republik in D.. Denn dann ist Schluss mit Demokratie. Dann ist nur noch die Ideologie des Siegers der Maßstab aller Dinge!
76530 (Profil gelöscht)
Gast
Dialog ist immer gut. Und nach Möglichkeit einer Konfrontation und Zuspitzung vorzuziehen. Der Aufruf zum Dialog an Andere ist allerdings sehr bequem. Hannemann, geh Du voran. Der Andere soll es richten. Ich lehne mich zurück.
Wenn Macron ernsthafte Dialogabsichten hat, muss er schon ein wenig mehr bringen, als die Gelbwesten zum Dialog auffordern. Für den Anfang würde es genügen, sich Gedanken darüber zu machen, wie er deren Anliegen entgegenkommt.