Talkshow über ARD und ZDF: Monologe bei Maischberger
Die Maischberger-Debatte über ARD und ZDF bildet gut ab, wie widersprüchlich die Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk oft ist.
Am Ende war dann doch zu viel ARD da, um kritisch über die ARD zu debattieren. Das soll nicht heißen, dass die öffentlich-rechtlichen Gäste in der Sendung von Sandra Maischberger am Mittwochabend grundsätzlich jede Kritik an ihrem Sender abwiegelten.
Aber was soll WDR-Indendant Tom Buhrow schon dazu sagen, dass er mit über 400.000 Euro im Jahr ein Vielfaches etwa von einem Richter verdient? Was soll Tagesthemen-Moderatorin Pinar Atalay schon sagen auf den AfD-Vorwurf der Regierungsnähe?
Weil die Schweizerinnen und Schweizer am Sonntag darüber abstimmen, ob die Rundfunkgebühren abgeschafft werden, hatte Maischberger diese Woche geladen, um über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland zu diskutieren. Unter der Fragestellung: „Wozu brauchen wir noch ARD und ZDF?“.
Die Studio-Runde bildete ganz gut ab, wie widersprüchlich die Kritik an den öffentlich-rechtlichen manchmal sein kann. AfD-Bundesvize Beatrix von Storch bemängelt einerseits „Regierungsnähe“, möchte aber andererseits die Rundfunkgebühren durch Steuerfinanzierung ersetzen, weil es sonst keine demokratische Kontrolle gebe.
Tom Buhrow verweist auf die Gremien, die Finanzen und Inhalte kontrollieren. Thomas Gottschalk wiederum wettert gegen die Gremien, die seiner Meinung nach alles aufhielten. Was den einen demokratische Kontrolle, ist den anderen aufgeblasene Bürokratie. Was den einen mieses Niveau (nur Fußball und Krimis) ist den anderen der Auftrag, alle mitzunehmen.
Daneben durfte noch ProSieben-Unternehmer Georg Kofler die Privatwirtschaft vertreten und dabei pausenlos über andere drüberquatschen. Am Ende war dann klar: Die Rechtspopulistin mag ARD und ZDF nicht, weil sie sie „Rechtspopulistin“ nennen. Der Unternehmer mag sie nicht, weil sie ihm Konkurrenz machen – und Thomas Gottschalk findet sie nicht originell genug.
Das ist eine ziemlich gute Abbildung der sich immer wieder wiederholenden Debatten um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Mit ein bisschen weniger Intendantenrechtfertigung und Millionärsmonologe wäre vielleicht auch noch Platz gewesen für jemanden, der oder die Vorschläge für die Demokratisierung der Anstalten gehabt hätte. Oder für digitale Format der Zukunft. Nächste Sendung vielleicht. Denn die ARD wird es ja wohl noch eine Weile geben.
Leser*innenkommentare
Philippe Ressing
...wie schön, dass ich mir das erspart habe...
Hugo
Hab da nur kurz beim Rumschalten reingeguckt; als die Frau mit familiärem NS-Bonzen-Hintergrund auf die Frage von Pinar Atalay, ob sie die Tagesschau guckt, sowas wie nein stammelte, machte es P+. Das ist der gleiche Spaß wie die "Lügenpresse" Skandierenden, die wohl mehrheitlich nur die Fernsehzeitung und ihre fb-Filterblase lesen.
Pfanni
„Wozu brauchen wir noch ARD und ZDF?“
Das frage ich mich zwar auch hin und wieder, aber wenn ich vom Auslandsurlaub heimkomme und in der Hotel-Glotze nur irgendwelche „Privaten“ auf Deutsch zu sehen bekam, weiß ich es wieder!
Ich gebe zu, Dauer-Bespaßung mit Shows, unrealistischen „Reality“-Sendungen und Endlos-Serien ist nicht mein Ding. Wer das mag, ist sicher bei RTL, SAT.1 und deren Ablegern „gut“ aufgehoben. Mir geht es mehr um Information, Dokumentation und Kultur. Diesbezüglich werde ich bei den Öffentlich-Rechtlichen (einschl. 3sat und arte) eher fündig.
Betreffs Filmen ist bei den „Privaten“ immer noch zu viel Film zwischen den Werbeblöcken.
Neuerdings geht leider auch der Trick nicht mehr überall, werbungsbelastete Filme aufzunehmen und beim Abspielen die Werbung per Schnellauf zu überspringen.
Falls es also auch bei uns eine entsprechende Volkabstimmung geben sollte, wie in der Schweiz, werde ich für die Beibehaltung des „Bezahlfernsehens“ (auf Basis von ARD und ZDF) stimmen.
danny schneider
noch eine Anmerkung... die rechte Tante glaubt wohl wirklich sie spreche für das ganze Volk. Nee, tust du nicht!
danny schneider
widersprüchlich war die Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht.
Sachfremd, idiologisch geprägt, begründet in eigenen Machtinteressen.
Buhrow hat das gut zusammen gefasst: die privaten wollen das jeder 20min GNTM mit 40min Werbeeinblendung + zusätzlichen Produktplatzierungen sieht, die rechte Tante will das das "Staatsfernsehen" wenn überhaupt ihre Weltsicht verbreitet - oder keine.