Bund Deutscher Kriminalbeamter: Polizei fordert Cannabis-Freigabe
Repression sei keine Lösung, sagt der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter. Er fordert das Ende des Cannabis-Verbots.
BERLIN afp | Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) hat ein Ende des Cannabis-Verbots gefordert und sich für eine Entkriminalisierung von Konsumenten der Droge ausgesprochen. Der BDK-Vorsitzende André Schulz sagte der Bild (Montagsausgabe), das Verbot von Cannabis sei „historisch betrachtet willkürlich erfolgt und bis heute weder intelligent noch zielführend“. Es habe in der Menschheitsgeschichte noch nie eine Gesellschaft ohne Drogenkonsum gegeben, dies müsse akzeptiert werden.
Der Bund Deutscher Kriminalbeamter setze sich daher für eine „komplette Entkriminalisierung von Cannabis-Konsumenten ein“. Zur Begründung sagte Schulz, durch das derzeitige Rechtssystem würden Menschen stigmatisiert und kriminelle Karrieren erst befördert.
Es gebe bessere Möglichkeiten in der Drogenpolitik als vor allem auf Repression zu setzen, sagte Schulz. Dazu gehöre, zu lernen, mit einem verantwortungsvollen Drogenkonsum umzugehen, Konsumenten und Suchtkranken unter Fürsorgeaspekten zu helfen und einen tatsächlich wirksamen Kinder- und Jugendschutz möglich zu machen.
Für Autofahrer müsse Kiffen aber Tabu bleiben, sagte Schulz: „Aus Sicherheitsgründen darf das Führen eines Kraftfahrzeuges weder im alkoholisierten oder sonst wie berauschten Zustand erfolgen.“
Derzeit gebe es jedoch beim Thema Autofahren „noch einige rechtliche Unsicherheiten und Gesetzeslücken“, was den Unterschied zwischen Cannabis und Alkohol sowie illegalem Cannabis-Konsum und Konsum auf Rezept betreffe. Zudem könnten Autofahrer heute den Führerschein wegen illegalen Cannabis-Konsums aus verschiedenen Gründen verlieren“, auch wenn sie nicht berauscht gefahren seien.
Leser*innenkommentare
Thomas Brunst
Ausgerechnet die Gewerkschaft der Polizei (GdP) ist dagegen. Der GdP-Bundesvorsitzende, Oliver Malchow, sprach sich gestern in einem Fernsehinterview gegen die Legalisierung von Cannabis aus: Es sei eine “Einstiegsdroge“, so Malchow.
Auf die Frage der Moderatorin, wie der “legale Alkohol“ zu bewerten sei, fiel dem GdP-Buvo. nichts ein; Malchows einziges Argument für eine Cannabis-Strafverfolgung: Die Unannehmlichkeiten durch das Strafverfahren hätten abschreckenden Charakter und wirkten somit präventiv.
Justin Teim
"Polizei fordert Cannabis-Freigabe."
.. in diversen Dienststuben soll das wohl schon auf Probe laufen ;-)
joaquim
Der Herr André Schulz ist ja erstaunlich! Besonders unter dem Aspekt, dass er Polizist ist. Weil Weitsicht normalerweise nicht die Stärke dieser Herrschaften ist:) Weiter so!
Günter Witte
Menschheitsgeschichte nie ohne Drogenkonsum
Die Menschheitsgeschichte gibt es auch nicht ohne Mord, trotzdem werden Mörder immer noch eingesperrt.
Motzkopf
@Günter Witte Sie wollen aber hoffentlich nicht den Konsum von Drogen mit Mord vergleichen?
Günter Witte
@Motzkopf Kommt im Drogenmilieu vor, war aber nicht so gemeint. Was mich stört ist die Relativierung von Drogen, weil es sie früher auch schon gab.
Motzkopf
@Günter Witte Sie haben Recht, im Drogenmillieu kommt es zu Morden, allerdings normalerweise nicht durch schnöde Konsumenten, sondern durch organisierte Kriminelle, denen durch die Prohibition erst die Möglichkeit geschaffen wurde, sich einen äußerst lukrativen Markt zu erschließen.
Waage69
@Günter Witte Ich finde: ne Tüte in Ehren sollte man niemanden verwehren!
Günter Witte
@Waage69 Gibt's du dem Opi Opium, bringt Opium denn Opi um.
Waage69
@Günter Witte Der wär dann aber auch so schon gestorben.
Cochino
Das ganze entstammt einer wichtigen Erkenntnis: das Verbot von Cannabis hat überhaupt keine Vorteile. Die Droge wird nicht weniger gefährlich (im Gegenteil), ist nicht weniger verfügbar (vor allem nicht für minderjährige) und die Versuche das Verbot durchzusetzen kosten zwar viel Geld, helfen aber auch nicht. Dafür floriert der Schwarzmarkt und aus Konsumenten werden Kriminelle.
sart
Wäre für mich für sich genommen noch kein Grund.
Entscheidend ist für mich eher, dass diese Probleme zusammen kommen UND das Verbot für sich genommen schon ein reiner Willkürakt ist.
wxyz
Ich habe mal aus Jux alle Begriffe des Artikels, in denen "Cannabis" vorkommt, durch den Begriff "Steuerhinterziehung" ersetzt. Man könnte als Ersatzbegriff natürlich auch Ladendiebstahl, Schwarzfahren oder Wohnungseinbruch einsetzen. Zunächst liest sich so etwas dann total lustig, aber sobald sich der Verstand wieder einschaltet, macht sich die Erkenntnis bemerkbar, daß die Unterschiede zwischen den Varianten im Prinzip marginal sind, und das ist dann gar nicht mehr lustig.
this.is.ridiculous
@wxyz Was für ein Blödsinn! Schade um die vielen Buchstaben ...
markstein
-den Führerschein wegen illegalen Cannabis-Konsums aus verschiedenen Gründen verlieren“ auch wenn sie gar nicht berauscht gefahren sind.
-den Führerschein wegen Steuerhinterziehung aus verschiedenen Gründen verlieren“
-den Führerschein wegen Ladendiebstahl aus verschiedenen Gründen verlieren“
-Schwarzfahren
-Wohnungseinbruch
Seltsamer Humor. Vielleicht hilft es ja, den Verstand auszuschalten. Wie stellt man das an?
Cochino
@wxyz Mit dem Unterschied, dass die genannten Delikte alle andere schädigen und der Konsum von Cannabis alleine nicht.
Ute Krakowski
Ja, Sie können natürlich auch jedes Hauptwort einfach mal aus Jux durch "Pups" ersetzen.#
Aber im Ernst: Jetzt lesen Sie den oben stehenden Artikel mal unter dem Stichwort: Steuerhinterziehung. Wäre letzter Abschnitt:
Für Autofahrer müsse Steuerhinterziehung/Ladendiebstahl/Wohnungseinbruch aber Tabu bleiben, sagte Schulz: „Aus Sicherheitsgründen darf das Führen eines Kraftfahrzeuges weder im alkoholisierten oder sonst wie berauschten Zustand erfolgen.“
Derzeit gebe es jedoch beim Thema Autofahren „noch einige rechtliche Unsicherheiten und Gesetzeslücken“, was den Unterschied zwischen Steuerhinterziehung und Alkohol sowie illegaler Steuerhinterziehung und Steuerhinterziehung auf Rezept betreffe. Zudem könnten Autofahrer heute den Führerschein wegen illegaler Steuerhinterziehung aus verschiedenen Gründen verlieren“, auch wenn sie nicht berauscht gefahren seien.
Ja doch, find ich eigentlich schon ganz lustig.