Luftverschmutzung durch Diesel-Abgase: Langsam sinkende Werte in Städten
Eine amtliche Bilanz zeigt, dass die Diesel-Belastung zu sinken beginnt. Ausreichend ist das aber noch nicht, um Fahrverbote sicher zu vermeiden.
BERLIN dpa | Die Luftverschmutzung durch Diesel-Abgase in deutschen Städten ist im vergangenen Jahr zurückgegangen. Der Grenzwert zum Schutz der Gesundheit wurde noch in rund 70 Kommunen statt wie 2016 in 90 Städten überschritten, wie das Umweltbundesamt (UBA) nach ersten Schätzungen am Donnerstag mitteilte.
Die höchste Belastung mit Stickstoffdioxid (NO2) gab es trotz eines leichten Rückgangs in München. In der bayerischen Landeshauptstadt wurden im Jahresmittel 78 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft gemessen – der Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm. Es folgten die bisher am stärksten belastete Stadt Stuttgart mit 73 und Köln mit 62 Mikrogramm im Jahresmittel.
UBA-Präsidentin Maria Krautzberger sprach von einer Entwicklung in die richtige Richtung. „Wir sind aber noch längst nicht am Ziel.“ Aus Sicht der Behörde zeigen sich erste Wirkungen kommunaler Maßnahmen, die durch die Diesel-Debatte angestoßen wurden – etwa Tempolimits oder Straßen-Verengungen.
Von Bund und Autoindustrie vereinbarte Maßnahmen wie neue Abgas-Software für ältere Diesel und Prämien für den Kauf sauberer Neuwagen reichten nicht aus. Gebraucht würden auch Umbauten an Motoren. „Nur so können wir die Gesundheitsbelastungen schnell und vor allem dauerhaft senken“, betonte Krautzberger.
Klage durch EU-Kommission bleibt möglich
Den vorläufigen Daten zufolge haben im vergangenen Jahr 37 Städte den Grenzwert sicher überschritten, „wahrscheinlich“ ist es bei weiteren 29 Städten der Fall. Den Grenzwert sicher wieder eingehalten haben demnach zehn Städte, die 2016 noch darüber lagen: Dresden, Koblenz, Leipzig, Bremen, Fulda, Kassel, Norderstedt, Würzburg, Marburg und Potsdam. Weiteren 15 Städten gelang dies wahrscheinlich. Die Angaben sind teils zunächst geschätzt, wenn Messwerte noch nicht vorlagen.
Politik und Autobranche wollen Diesel-Abgase reduzieren, um drohende Fahrverbote zu vermeiden. Der EU-Kommission reichen die bisherigen Anstrengungen für saubere Luft nicht aus, sie könnte Deutschland beim Europäischen Gerichtshof verklagen. Ende Februar steht zu möglichen Fahrverboten auch eine Verhandlung beim Bundesverwaltungsgericht an.
Die deutschen Autobauer hatten bei einem Dieselgipfel der Bundesregierung im Sommer 2017 unter anderem Software-Updates bei zusätzlichen 2,8 Millionen Autos zugesagt. Der Bund hat daneben einen Fonds von bis zu einer Milliarde Euro aufgelegt, um Maßnahmen in Kommunen zu fördern. Über mögliche weitere Maßnahmen sprechen Union und SPD auch in ihren Koalitionsverhandlungen.
Leser*innenkommentare
Bogenhaar
Ja wenn nun notwendigerweise Steuergelder eingesetzt werden um die Schäden für uns alle zu mildern dann vemeidet die Notwendigkeit, Fahrverbote auszusprechen doch einfach durch ein breites kostenfreies Angebot im öffentlichen Nahverkehr und gebt sie nicht blind denen die sie mitverursacht haben damit sie uns mit neuen und profitablen Mogelprodukten täuschen.
Thomas Sauer
So argumentieren die, die den ÖPNV gut ausgebaut vor der Haustür haben. Die anderen sollen dies dann mit bezahlen. Dies geschieht schon heute bereits mit einem hohen Prozentsatz.
Aber die Gier, alles und das möglichst für lau, ist eben nicht nur bei Millionären unermesslich. Oder ist es nur Dummheit in der Sache und man hat das einfach nachgeplappert? Gruß nicht vom Land sondern aus BI.
Nikolai Nikitin
Wenn dereinst die angestrebten Werte in allen deutschen Städten erreicht sein sollten, wird dennoch keine Ruhe einkehren. Denn dann wird man eben die Grenzwerte für NOx, Feinstaub, o.ä., noch weiter absenken, damit der ideologische Kampf gegen das Autos neu angefacht wird.
Boris99
@Nikolai Nikitin Und 80.000 vorzeitige Todesfälle spielen für sie keine Rolle?
Nikolai Nikitin
@Boris99 80.000 € sind reine Hypothese. Einen tragfähigen wissenschaftlichen Beweis dafür gibt es nicht. Im Gegenteil: Trotz NOx und Feinstaub steigt die durchschnittliche Lebenserwartung auch in den westlichen Industrienationen von Jahr zu Jahr stetig an.
Boris99
@Nikolai Nikitin Mit dieser Argumentation ("Lebenserwartung...") könnten sie auch Mord verharmlosen!
Nikolai Nikitin
@Boris99 Schlechter Vergleich, denn Mord ist keine Umweltbeeinträchtigung, sondern eine vorsätzliche Straftat. Es bedarf keines weiteren wissenschaftlichen Beweises mehr, dass die Mordstat zum Tode führt, währenddessen keine zwingende Kausalität zwischen Verringerung der Lebenserwartung durch NOx oder Feinstaub hergestellt ist.
Boris99
Sie stellen aber eine Kausalität zwischen Steigerung der Lebenserwartung trotz NOx oder Feinstaub her.
Mhhh... schlecher Vergleich?
Nikolai Nikitin
@Boris99 Nein, sondern die Inkausalität.
Boris99
Das heißt, sie wollten eigentlich sagen, dass die gestiegene durchschnittliche Lebenserwartung NICHTS mit erhöhter Stickstoffdioxidbelastung zu tun hat?
Prima, dann haben sie es jetzt doch verstanden!
Nikolai Nikitin
@Boris99 Genau so ist es. Eine Kohärenz ist weder wahrscheinlich, noch zu beweisen.
Boris99
Falls doch nicht:
Angenommen einer Person, die ihnen nahe steht, stößt ein Unglück zu.
Ist es ihnen dann egal, wenn statistisch gesehen die Anzahl aller Unglücke abnimmt?
Wohl kaum!
Und von wegen Beweisbarkeit...
Das Umweltbundesamt verbreitet also Falschnachrichten wenn es schreibt:
"Stickstoffdioxid ist ein ätzendes Reizgas, es schädigt das Schleimhautgewebe im gesamten Atemtrakt und reizt die Augen.
Durch die dabei auftretenden Entzündungsreaktionen verstärkt es die Reizwirkung anderer Luftschadstoffe zusätzlich.
In der Folge können Atemnot, Husten, Bronchitis, Lungenödem, steigende Anfälligkeit für Atemwegsinfekte sowie Lungenfunktionsminderung auftreten.
Nimmt die NO2-Belastung der Außenluft zu, leiden daher besonders Menschen mit vorgeschädigten Atemwegen und Allergien darunter.
In epidemiologischen Studien konnte ein Zusammenhang zwischen der zeitnahen Belastung mit NO2 und
der Zunahme der Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie der Sterblichkeit in der Bevölkerung beobachtet werden."
Nikolai Nikitin
@Boris99 Und Sie fallen auf diese Propaganda herein ? Wenn das nicht mal alles politische Kampagnen sind, um das Auto nach und nach schlechter und schlechter zu machen ! Ich glaube dem BUM genauso wenig wie der DUH.
xxxLCxxx
"Einen tragfähigen wissenschaftlichen Beweis dafür gibt es nicht."
[...]
Wir diskutieren hier nur, weil Ließchen Müller diese "steile These" aufgestellt hat...
Kommentar gekürzt. Bitte verzichten Sie auf Beleidigungen. Danke, die Moderation
Nikolai Nikitin
@xxxLCxxx Wenn Ihnen die Argumente ausgehen, werden Sie unverschämt. Wer ist hier der eigentliche Troll ? Derjenige, der unter seinem bürgerlichen Namen schreibt, oder derjenige, der sich hinter XXXLCXXX verbirgt ?
Boris99
Zumindest von Marburg weiß ich, dass wegen einer Baustelle die Messstation aus einer Häuserschlucht in den Bereich einer Luftschneise verlegt wurde. Verkehrsberuhigung hat hier nicht stattgefunden!
JensF
"Politik und Autobranche wollen Diesel-Abgase reduzieren, um drohende Fahrverbote zu vermeiden."
In diesem Satz steckt auch schon das ganze Dilemma. Dabei müsste es dem normal Denkenden doch um die Gesundheit der Bevölkerung gehen.
"Der Bund hat daneben einen Fonds von bis zu einer Milliarde Euro aufgelegt, um Maßnahmen in Kommunen zu fördern."
Das finde ich schon frech. Der Steuerzahler muss wieder blechen, während die Autoindustrie, trotz aller Skandale, Milliardengewinne einfahren. Läuft prima derzeit für die Schmutzfinken.
Uranus
@JensF Tja, der Kapitalismus macht es möglich bzw. sehr wahrscheinlich.
4932 (Profil gelöscht)
Gast
Frau Hendricks sagte nach Ihrem Besuch in Brüssel (sinngemäß):
Es gehe darum, die Emissionen so in den Griff zu bekommen, daß Fahrverbote vermieden werden können.
Nein, Frau Hendricks, das haben Sie falsch verstanden. Darum geht es nicht.
Es geht darum, die Emissionen so zu vermindern, daß die Schäden für die Atemorgane von Mensch und Tier deutlich verringert werden. Wenn es dazu Fahrverbote braucht, dann selbstverständlich ja.
Aber wer versteht schon den kleinen, aber fundamentalen Unterschied?
(Außer uns beiden).
Thomas Sauer
Es geht nie um die Gesundheit der Menschen wie bei der Holzverbrennung. Das Thema wird sogar nicht mal angeschnitten, obwohl der Schaden extrem höher als beim Auto ist und das Heizen so zum Spaß zusätzlich betrieben wird (incl. Müllverbrennung wenn die Tonne voll ist).
Beim PKW geht es meist um die Fahrt zur Arbeit, den Transport des neuen Fernsehers oder die Abholung der Kinder am späten Abend, sicherlich nicht immer.
Die Grünen finden die Holzverbrennung sogar klasse, trotz einer Stunde heizen 100 km mit einem Norm 3 Diesel entspricht, das wissenschaftlich bewiesen im Gegensatz zu den manipulierten Todeszahlen manchmal (nicht prinzipiell in Frage gestellt). Ja die Öko Demagogen in und außerhalb der Parteien... Glaubt weiter der Toyota Umwelthilfe (aus dem Demagogenvokabular der Name)und betet sie an.
JensF
Offensichtlich übt die Autoindustrie hier massiven Druck auf die Politik aus, bzw. bestimmt gleich selbst, "wohin die Reise geht".
Wie ist es sonst zu erklären, dass sich die Hersteller hierzulande erfolgreich gegen die sinnvolle Hardware-Nachrüstung der Dieselautos wehren, während sie selbigem in den USA klaglos zustimmen?
4932 (Profil gelöscht)
Gast
Ja.
Vor allem auch der kürzlich gemeldete Gewinn von Daimler von 15 Mrd.
Und daß die Beschäftigungssituation in der Kfz-Industrie sich in den nächsten Jahren weltweit durch die Elektrifizierung sowieso ändern wird (schwierig für die Arbeitnehmer, ein wenig Hoffnung für die Menschen in den Ballungsräumen).
Das 'Schiff' wird derzeit offenbar nicht mehr gesteuert.
Boris99
Zumindest von Marburg weiß ich, dass wegen einer Baustelle die Messstation aus einer Häuserschlucht in den Bereich einer Luftschneise verlegt wurde. Verkehrsberuhigung hat hier nicht stattgefunden!
xxxLCxxx
@Boris99 Kann ich bestätigen. "Kreatives Messen" wird zur neuen Abschaltvorrichtung...