Türkischer Staat gegen Kurden: 23 Menschen getötet
Panzer fahren in den Straßen, Soldaten dringen in Häuser ein. Die Situation in der Südosttürkei spitzt sich zu. Der Einsatz ist gegen die PKK gerichtet.
DIYARBAKIR/ISTANBUL afp/dpa | Bei Einsätzen gegen die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) haben türkische Sicherheitskräfte im Südosten des Landes binnen zwei Tagen 23 mutmaßliche Rebellen getötet.
Die „Terroristen“ seien von Soldaten und Polizisten in den Bezirken Cizre und Silopi in der Provinz Sirnak getötet worden, berichtete die regierungsnahe Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag. In der Kurdenregion sind derzeit tausende Sicherheitskräfte im Sondereinsatz. Es gelten Ausgangssperren, in manchen Gegenden herrschen kriegsähnliche Zustände.
Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hatte am Montag schon ein unerbittliches Vorgehen gegen die PKK angekündigt. Wenn nötig werde „Viertel um Viertel, Haus um Haus und Straße um Straße“ gesäubert, sagte er dem Sender A Haber. Auch am Mittwoch bekräftigte er, der Einsatz im Südosten werde weitergehen, bis alle „Terror-Herde“ gesäubert seien.
Der Abgeordnete der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP, Ferhat Encu, schrieb auf Twitter, Panzer patrouillierten in der Stadt Silopi nahe der irakischen Grenze in den Straßen. Er teilte Videos auf denen zu sehen ist, wie Soldaten versuchen, in Wohnungen einzudringen – darunter seine eigene.
Der Konflikt zwischen türkischer Regierung und PKK eskaliert, seit im Juli ein Waffenstillstand scheiterte. In den vergangenen Wochen spitzte sich die Situation erneut zu. Aus dem Viertel Sur in Diyarbakir sind nach Angaben des Menschenrechtsvereins IHD mehr als 10 .000 Menschen vor den Kämpfen geflohen. Auch in der Provinz Sirnak seien Menschen auf der Flucht, wie türkische Medien berichteten.
Kurdische Aufständische hatten im Jahr 1984 im Südosten der Türkei einen Kampf um größere Autonomierechte begonnen. In dem Konflikt wurden in den vergangenen 30 Jahren etwa 45.000 Menschen getötet.