Aberkennung der Ehrenbürgerschaft: Goslar will sich enthitlern
Rund 4.000 Kommunen haben dem „Führer“ zu dessen Lebzeiten die Ehrenbürgerwürde verliehen. Goslar will Adolf Hitler diese nun offiziell aberkennen.
GOSLAR dpa | Die Stadt Goslar hat die Aberkennung der Ehrenbürgerwürde für Adolf Hitler auf den Weg gebracht. Der Stadtrat habe einen entsprechenden Antrag der Linken-Fraktion angenommen, sagte ein Sprecher am Mittwoch.
Am 22. Oktober wird sich der Verwaltungsausschuss und am 29. Oktober der Rat mit dem Fall befassen. Alle Fraktionen hätten signalisiert, dem Antrag zustimmen zu wollen. Aus Sicht der Stadtverwaltung in Goslar ist die förmliche Aberkennung der Ehrenbürgerwürde aber eigentlich gar nicht erforderlich.
Die Verwaltung geht davon aus, dass die Ehrenbürgerschaft des NS-Diktators mit dessen Tod erloschen ist. Dennoch spreche alles dafür, dass sich der Rat jetzt symbolisch von der in den 1930er Jahren an Hitler verliehenen Ehrenbürgerwürde distanziere, sagte der Sprecher.
Deutschlandweit hatten rund 4.000 Kommunen Hitler zu dessen Lebzeiten die Ehrenbürgerwürde verliehen. Ein Großteil hat dem Diktator diese Würde nachträglich wieder aberkannt. In Niedersachsen gibt es nach Angaben des Innenministeriums keine genaue Statistik darüber, welche Kommunen Hitler die Ehrenbürgerschaft posthum aberkannt haben und wo dies nicht der Fall ist.
Leser*innenkommentare
Rainer David W. Früh
Gast
Sehe ich irgendwie anders:
Man hätte sofort allen Städten und Gemeinden verbieten müssen, die Ehrenbürgerschaft Hitlers zurückzunehmen. Weiter hätte man sie verpflichten müssen, diese Ehrenbürgerschaft auf die Ortseingangsschilder, Briefpapier und alle Werbebroschüren zu drucken.
Aufklärung statt Verdrängung durch Jahrzehnte späteren Gratis-Mut!
Nazienkel
Gast
Aber klar doch, David, als die Ehrenbürgerschaft damals verliehen wurde geschah das nach Bürgerentscheiden durch demokratisch gewählte Stadträte und Bürgermeister.
Daher sollten sich die (Ur)Enkel immer noch schämen müssen!
Dass der Gröfaz seit '45 nicht mehr gratis Trambahn fahren darf oder umsonst ins Theater geht ist wohl unbestritten.
Stimme der Demokratie
Gast
Der Widerstand gegen die Nazis wird größer je weiter das Dritte Reich zurück liegt.
DerDemokrator
Noch wichtiger wäre es die Gesetzgebung zu entnazifizieren.
Viccy
@DerDemokrator Wo haben wir denn heute noch - schlechte - Nazigesetze? Bzw. "Gesetze aus der Nazi-Zeit", das sind ja eben mitunter zweierlei Paar Schuhe.
DR. rer. nat. Harald Wenk
Gast
es geht doch - und symboolische ehre mit symbolischen akt muss genauso in symbolische schande umgewandelt werden. das "mythische" verfahren der bannung durch mimetisierung hat in sozialkonstruktistischen symbolischen dingen eingermassen oft berechtigung. gerade die nazis haben eine extremen gebrauch davon gemacht. bücherverbrennungen mimetiseteren z. b. das verfahren des klerus im mittelalter - das auch judenprogromme inventierte!! da die ehre in hauptpunkt in der naziideologie war, auch der normale soldat starb für die ehre des deutschren volkes - was auch die logik der affekte wiedespiegelt, die ehre ist der zugriff des kollektivs auf die einzelseele, unter anderem, der gesammelte beifall der "anderen". der "dummheit ist schlau" standpunkt der verwaltung was "ehre" angeht, ist wie immer arrogasnz der mascxvht, hinter anonymer expertisierung versteckt!!
738 (Profil gelöscht)
Gast
Wieder einmal wird die geschmeidige Anpassung der Historie versucht. Die Gemeinde sollte zu ihrer historischen Entscheidung stehen und diese regelmäßig thematisieren. Das wäre wahrscheinlich sinnvoller als die Geschichte zu revidieren.
Viccy
@738 (Profil gelöscht) Gott sei Dank hat Deutschland den Krieg verloren, aber ehrlich: Meinst nicht, es gibt im Jahr 2013 allemal genug Gedenktage, - stätte und - gelegenheiten? Sollen jetzt noch 4000 Kommunen in Deutschland einmal jährlich die Flagge auf Halbmast setzen, weil sie dem Adi auf die Schulter geklopft haben, als die Arbeitslosen abnahmen?
Butter bei die Fische
Gast
"Geschichte revidieren" hiesse wohl, die Ehrenbürgerschaft rückwirkend aus der Stadtchronik zu tilgen und so zu tun, als hätte es sie nie gegeben. Das ist hier aber mitnichten der Fall. Vielmehr wird sich der Geschichte gestellt, indem diese neu bewertet wird.
Als "Geschichtsfälschung", bzw. "geschmeidige Anpassung der Historie" können diesen mutigen Umgang eigentlich nur diejenigen auffassen und diffamieren, denen die Ehrenloge für das ehrlose Pack der Massenmörder und Kriegstreiber schon seit je Recht war und auch heute noch Recht ist.
Die aus der Geschichte eben nichts gelernt haben.
Gast 1
Gast
Das was Hitler nicht nur den verfolgten Menschen angetan hat, was er selbst nach seinem Abreten aus dieser Welt dem Volk bis heute antut, dafür hat er keine Ehrungen verdient.
Das Einzige was er gut gemacht hat, wenn man es so auslegen will, es gab keine Arbeitslosigkeit. Das warum dazu er hat alle Menschen benutzt um Waffen zu bauen, Menschen zu verfolgen und zu töten, Straßen zu bauen um seinen verheerenden Kriegszug zu ermöglichen.
Bis heute werden wegen diesem "Herrn" die Deutschen als Nazis tituliert, da damit nichts zu tun hatten, besonders die nicht, die nach der grausamen Zeit geboren wurden. Deutschlands Ruf ist damit für immer geschädigt.
Sabine
Gast
Eine Ehrenbürgerschaft erlischt automatisch mit dem Tod des Ehrenbürgers. Da muss man nichts "aberkennen."
Butter bei die Fische
Gast
Viele Ehrenbürgerschaften werden erst "posthum" verliehen, z.B. die von Marlene Dietrich. Gestorben 1992 in Paris erhielt sie kurz nach ihrem 10. Todestag die Ehrenbürgerschaft Berlins, nachdem sich das Land Berlin im Jahr zuvor anlässlich ihres 100. Geburtstages offiziell für die Anfeindungen des Nachkriegsdeutschland entschuldigt hatte.
Natürlich sind das letztlich "nur" symbolische Akte, die keinerlei materiellen Mehrwert für die Zielpersonen mehr haben. Dennoch sind es wichtige Zeichen der Rehabilitation, oder - wie im Falle Hitlers - der Distanzierung, als Zeichen das eigene Fehler erkannt und eingestanden wurden.
gerstenmeyer
Gast
ist schon absurd dass der immer noch irgendwo ehrenbürger ist
Schmul
Gast
einfach nur noch alt.
Bastler4711
Gast
Gähn.....gähn......gähn......
als Widerstand noch gefährlich war, sassen unsere Beamten versteckt unterm Schreibtisch.
Jetzt, wo die Verfolgung fast 70 jahre her ist, werden sogar Beamte tollkühn!
Andere Probleme gibt es wohl in Goslar nicht?
Vielleicht könnte man noch ein paar verbrannte Hexen rehabilitieren.
nützt auch keinem mehr, aber ist doch auch irgendwie toll.
Schnell noch mal ein paar ein paar billige 'Zeichen' gesetzt. Macht auch keine Arbeit und lenkt vom täglichen Absahnen ab.
gast
Gast
Warum bebildern Sie diesen Beitrag mit Herrn Ganz in seiner Rolle statt mit dem furchtbaren Original? Herr Ganz und der Film haben mit diesem Artikel wirklich wenig zu tun.
Viccy
Vielleicht, weil es so langsam Zeit wird, dass dieses Gesicht im kollektiven Unterbewusstsein etwas verblasst...
Oder, weil es jemand witzig fand, keine Ahnung.
Interessieren würde es mich schon.
Ich find, der Bruno sieht besser aus, der sollte gehäuft als Double einspringen künftig :-)