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Also ich bin ja kein gebürtiger Grenzlandbewohner. Kann mir das also gar nicht so recht vorstellen. Nagt das nicht an der persönlichen Identität, die Zweisprachigkeit? Früh Fremdsprachen zu lernen find ich ja ok...
Woran soll das denn nagen, und warum?
Fragt sich ehrlich wundernd: Ein gebürtiger Grenzlandbewohner.
Und wenn die ganzen Deutschen, Franzosen, Polen, Dänen... auch noch ein bisschen englisch lernen dann können sie sich sogar zu dritt und viert an einen Tisch setzen
Schöne Fantasie. Wollen wir hoffen, dass wenigstens in den Verwaltungen und in Geschäften sich jeweils eine gewissen Kernkompetenz der Sprache des Nachbarlandes einstellt. Gerade im Osten Deutschlands wird es wohl noch sehr lange dauern, auch nur ein bisschen Bilingualität einzuführen. Polnisch und Tschechisch sind nun mal keine leichten Sprachen für Deutsche (7 Fälle, Nasallaute, Zischlaute, die Betonung, Lexik, Vokallängen mit Bedeutungsgehalt etc. pp.).
Nur ein geographisches Rätsel hat der Autor eingefügt: Warum sollte man in Thüringen, dort, wo sich der Mittelpunkt Deutschlands befindet, tschechisch als Zweitsprache einführen? Ist evtl. Sachsen gemeint, das nach Bayern die längste Grenze mit Tschechien hat? Dann ergäbe das ganze Sinn. In der derzeitigen Form kommt mir das allerdings wie ein peinlicher Fehler vor, der von topographischer Unkenntnis herrührt...
Im Rheinland ist Niederländisch selbstverständlich nur nicht offiziell. Im Dialekt gibt es dort auch viele französische Begriffe, neben Plümmo das Portemonnai oder die Fisimatenten.
Insbesondere in der Euregio um Aachen ist das Alltag. Schade das das hier nicht thematisiert wird, da hier die Kooperation deutlich breiter aufgestellt ist als lediglich in Fragen der Sprachen
Das ist sie im Raum Saar-Lor-Lux auch. Ist aber in diesem Artikel eben nicht Thema.
Es geht hier um saarländische Landespolitik. Grenzüberschreitende Kooperationen gibt es viele - wenn man aus Höflichkeit immer alle Initiativen mit nennen muss, findet man vor Lauter Erwähnungen im Artikel am Ende die Nachricht nicht mehr.
Als Saarländer (der schon mehr oder weniger zweisprachig aufgewachsen ist - es gab auch früher schon Französisch in der Grundschule) bin ich völlig einverstanden.
Nur ein Hinweis: Auch jetzt kann man im Saarland schon die Vorteile Europas mit Händen greifen. Der ständige grenzüberschreitende Austausch, auch im Kleinen und Alltäglichen, wird ja längst praktiziert.
Aber natürlich funktioniert das besser und reibungsloser, je einfacher die Verständigung fällt.
Die Saarländer sollen erst mal Deutsch lernen, da haben sie genug mit zu tun. :-)
Ei Mensch, du Addalaia doo. Isch kann doch längscht schunn vill Guddersprech!
Für alle Nichtsaarländer: nach dem ganzen NSA Gespitzel sollte doch jedem der konspirative Wert der Dialekte endlich klargeworden sein. Kann es sein, dass Kontrolloptimierung der Grund dafür ist, dass Dialekte in D'land einen so schlechten Ruf haben?!?
Ai joo. De SUB lewt jo noch.
wenn ich dat so sein sin me jo de wackes ball liewer.
@849 (Profil gelöscht) Jawohl mein Führer. Wir werden den Befehl befolgen.
Das klingt wirklich gut und ist auch wünschenswert. Leider sehe ich für die Praxis erhebliche Schwierigkeiten. Nicht alle Menschen sind sprachbegabt und die Umsetzng der Zweisprachigkeit darf nicht zur Verringerung von Bildungsschancen führen. Ein Beispiel ist unser Nachbarland Luxemburg. Umgangssprache dort ist weder Deutsch noch Französisch, sondern Luxemburgisch. Die ersten Schuljahre ist die Schriftsprache Deutsch, in den höheren Klassen der Gymnasien und zur Hochschulreife Französisch. Wer sich mit Sprachen leicht tut, hat kein Problem damit, gleich zwei auf Muttersprachniveau zu beherrschen. Viele werden durch die Zweisprachigkeit aber von einem Studium ausgeschlossen, sei es, weil es wie bei manchen Luxemburgern am Französischen oder wie bei manchen dort lebenden Portugiesen am Deutschen hapert.
Für deutsche Grenzregionen sehe ich die Aufgabe darin, eine alltagstaugliche Zweiprachigkeit zu ermöglichen, die mathematisch-naturwissenschaftlich Talentierte nicht wegen Sprachbarrieren von höherer Bildung ausgrenzt.
Seit langem ein guter Beitrag.
Eine Studie zu Einstellungen bei der Polizei legt jetzt den Abschlussbericht vor. Studienleiterin Anja Schiemann über überraschend positive Befunde – und einige Problembereiche.
Kommentar bilinguales Saarland: Vom Plümmo auf dem Troddwa
Durch die angestrebte Zweisprachigkeit könnte das Saarland zum Scharnier zwischen den Nationen werden. Das ist im Interesse der europäischen Idee.
Die Wimpel gibt es schon. Bild: dpa
Knapp 57 Jahre nach der „kleinen Wiederveinigung“ des nach dem Zweiten Weltkrieg „autonomen“ französischen Protekorats mit der Bundesrepublik Deutschland will sich das Saarland wieder nach Westen orientieren – und bis 2043 das erste und wohl einzige offiziell zweisprachige Bundesland werden. Zu diesem strategischen Schritt kann man der schwarz-roten Landesregierung unter Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) nur gratulieren.
Nicht nur haben sich in der Alltagssprache im Südwesten zahlreiche französische Begriffe gehalten – vom „Plümmo“ für Bettbezug bis zum „Troddwa“ für den Gehsteig. Auch ist es von Saarbrücken bis nach Paris nur ein Abstecher, bis Berlin dagegen eine halbe Weltreise. Vor allem aber sind die ohnehin engen wirtschaftlichen Verbindungen mit dem großen Nachbarn essenziell für das hoch verschuldete kleine Bundesland. Die Maßnahmen werden das Saarland in ein Scharnier zwischen den beiden wichtigsten europäischen Nationen verwandeln.
Dies dient auch der oft beschworenen, aber nur selten fruchtbar gemachten „amitié franco-allemande“. Es war höchste Zeit, den Beteuerungen dieser Freundschaft gerade auf regionaler Ebene endlich Taten folgen zu lassen. Jeder Einigung geht ein gegenseitiges Verständnis voraus.
Deshalb ist ein intensivierter Austausch zwischen Deutschland und Frankreich auch auf kultureller Ebene im Interesse der europäischen Idee – ebenfalls ein schöner Gedanke auf einem Papier irgendwo in Brüssel, aber allzu selten für die Bürgerinnen und Bürger wirklich mit Leben gefüllt und positiv erfahrbar gemacht.
Wer im Saarland aufwächst, wird die Vorteile von Europa künftig mit Händen greifen können. Und eines Tages wird es hoffentlich selbstverständlich sein, neben Deutsch in Schleswig Dänisch, in Brandenburg Polnisch, am Niederrhein Niederländisch und in Sachsen sowie im bayerischen Wald Tschechisch zu sprechen.
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Kommentar von
Arno Frank
Inlandskorrespondent
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