Die Vergangenheit als Blaupause: Schulterblick nicht vergessen

Hoffnung muss man aus der Vergangenheit ziehen, findet unsere Autorin. Denn die größten Erfolge werden erst im Rückblick sichtbar.

Die Aufnahme aus dem Jahr 1919 zeigt einen Demonstrationszug mit Frauen an der Spitze, der die USPD unterstützt.

Ein Demozug mit Frauen an der Spitze, ein Jahr nachdem 1918 das Frauenwahlrecht erkämpft wurde Foto: picture alliance | dpa

taz lab, 25.03.2023 | Von LEANDRA RUDOLPH

Versäumnisse aus der Vergangenheit holen uns ein. Das denke ich, wenn ich mir momentan die Nachrichten durchgucke. Es fällt mir schwer, zuversichtlich zu sein. Doch ich will nicht kapitulieren – Hoffnung muss her.

Portrait Leandra Rudolph

Leandra Rudolph, Jahrgang 2000, studiert Liberal Arts and Sciences in Freiburg. Momentan ist sie Praktikantin in der Werbeabteilung der taz. Foto: privat

Reflexhaft denke ich bei Hoffnung und Zuversicht als erstes an die Zukunft. Wo sollte sie auch sonst verankert sein? Für die Extraportion Zuversicht schaue ich aber immer in die Vergangenheit. Diese Blickrichtung hat einen Vorteil: Gewissheit. Der Ausgang ist bereits klar – es gibt kein Zweifeln, keine Skepsis. Das lässt mich hoffen, denn was einmal geklappt hat, das kann wieder funktionieren.

Hoffnung aus den Erfolgen der Vergangenheit ziehen

Vor einer schweren Prüfung hilft es mir, mich daran zu erinnern, dass ich die letzte, ähnlich schwere Prüfung trotzdem bestanden habe. Genauso ziehe ich Hoffnung aus den großen gesellschaftlichen Erfolgen der Vergangenheit.

Das Frauenwahlrecht, herbeigeführt durch jahrzehntelanges Demonstrieren und Streiken, zeigt, wie Aktivismus spektakulär funktionieren kann. Oder die Friedensbewegung gegen den Vietnamkrieg, die trotz aller Hindernisse bewiesen hat, dass es lohnt, gemeinsam für Frieden zu demonstrieren.

Mir hilft das Erinnern, mir ins Gedächtnis zu rufen: Stimmt, Veränderung und Verbesserung sind möglich. Was damals zu mehr Frieden, mehr Freiheit und einer toleranteren Gesellschaft geführt hat, kann auch heute wieder zu einer Zukunft verhelfen, die der nächsten Generation im Rückblick Zuversicht verschafft.

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taz lab Zukunft & Zuversicht – der große taz-Kongress fand am Samstag, 22. April 2023 statt.

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Die Vergangenheit fängt gestern an

Luisa Neubauer erzählte vor einiger Zeit in einem Podcast von den ersten Zielen der FFF-Bewegung und wie diese damals als utopisch wahrgenommen wurden. Jetzt sind sie Mindestansprüche.

Ob Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts oder vor fünf Jahren: Rückblickend wäre Zuversicht angebracht gewesen. Also – bei aller Liebe für die Zukunft – den Schulterblick nicht vergessen!

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