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Afrika Workshop 2022 Eine Vielfalt an Perspektiven

Ende April kam eine Gruppe afrikanischer Journalist:innen nach Berlin und Brüssel – zum zweiten Teil des Workshops „Access – Connecting in times of pandemic“.

Zu Besuch im Europaparlament in Brüssel (re. Erik Marquardt, MEP Bündnis 90/Die Grünen) taz

Von Ole Schulz

09.06.22, taz Panter Stiftung |Bis zum Beginn des Workshops blieb es spannend: Erhalten wirklich alle ein Schengen-Visum, mit dem sie nach Berlin und anschließend nach Brüssel reisen können? Bei den beiden Teilnehmer:innen aus Kamerun und Algerien fiel die – positive – Entscheidung erst kurz vor der Abreise nach Deutschland. Einzig dem Kollegen aus Somalia wurde schließlich das Visum verweigert – mit der lapidaren Begründung, es bestehe Gefahr, dass er danach nicht mehr in seine Heimat zurückkehre.

Wir legten in seinem Namen allerdings Widerspruch gegen die Ablehnung ein – und das mit Erfolg: Wenn auch Tage verspätet konnte er erfreulicherweise doch noch anreisen. Das Hickhack um die Visavergabe veranschaulicht, wie unsere afrikanischen Kolleg:innen strukturell benachteiligt werden und sich mit Problemen herumschlagen müssen, die uns oft gänzlich unbekannt sind.

Bei 16 Journalist:innen aus 15 verschiedenen Ländern Afrikas war die Vorbereitung für den Vernetzungs- und Fortbildungsworkshop der taz Panter Stiftung jedenfalls eine organisatorische Herausforderung. Doch in Berlin zeigte sich, dass sich der Aufwand gelohnt hat: Denn die Teilnahme zahlreicher Länder ermöglichte eine Vielfalt an Perspektiven.

Von Angesicht zu Angesicht

Die Freude der Kolleg:innen aus Afrika, sich endlich persönlich kennenzulernen, war auch deshalb groß, da sie im ersten Teil des Workshops zuvor schon fast ein ganzes Jahr über regelmäßig in Video-Sitzungen digital zusammengekommen waren und gemeinsam ein Magazin entwickelt hatten, in dem die afrikanisch-europäischen Beziehungen im Mittelpunkt stehen.

Nun konnten Gespräche und Debatten von Angesicht zu Angesicht fortgesetzt werden – etwa zu der Frage, inwieweit heutige Probleme auf dem afrikanischen Kontinent historische Ursachen haben, im Wesentlichen von ökonomischen und geopolitischen Faktoren abhängig oder teilweise selbst verschuldet sind.

Das Programm der Workshop-Woche in Berlin gab auch zu dieser Frage einigen Input: Olaf Kleist, Gründer und Vorsitzender des Deutsche Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), referierte zum Beispiel über die ziemlich restriktive Migrationspolitik Deutschlands und der Europäischen Union, während taz-Redakteur Bernhard Pötter einen kritischen Blick auf die Klimapolitik des reichen industrialisierten Nordens warf.

Wer hat Einfluss in Afrika?

Zwischendurch gab es in der taz Kantine auch eine Diskussionsveranstaltung mit Publikum, in der die Workshop-Teilnehmerinnen Ann Ngengere (Kenia), Lujain Alsedeg (Sudan) und Martha Asumata Agas (Nigeria) mit Theo Murphy vom European Council on Foreign Relations – moderiert von taz-Redakteur Christian Jakob – angeregt über alte und neue Geber debattierten, die sich derzeit um Einfluss in Afrika bemühen.

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Neue und alte Geber in Afrika

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Zu den Höhepunkten der Woche, die mit dem taz lab am 1.-Mai-Wochenende begann, zählte neben einem Treffen im Auswärtigen Amt auch der Besuch im Haus der Bundespressekonferenz: Dass eine unabhängige Einrichtung von Journalist:innen Regierungsvertreter und Politiker:innen eigenständig einlädt, um ihnen kritisch auf den Zahn zu fühlen, wurde von einigen afrikanischen Kolleg:innen mit Erstaunen zur Kenntnis genommen.

Anschließend ging die Reise von Berlin nach Brüssel weiter, wo die Gruppe von der Fraktion der Grünen eingeladen war, die Arbeit des Europaparlaments näher kennenzulernen. Am Ende wurde von den Workshop-Teilnehmer:innen vor allem ein Wunsch geäußert: Dass die Gruppe untereinander in Kontakt bleibe, um eine Art journalistisches Netzwerk quer über den Kontinent zu bilden.

Das Magazin des Afrika-Workshops kann unter stiftung@taz.de bestellt oder hier als pdf heruntergeladen werden.