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Gespräch mit Aleida Assmann Die Wiedererfindung der Nation

Ein Gespräch zum neuen Buch von Aleida Assmann, in dem sie dem Leser neue Perspektiven auf den Nationalstaat eröffnet.

Aleida Assmann eröffnet uns neue Perspektiven auf den Nationalstaat Valerie Assmann

Anerkannt sind internationale Perspektiven, das Verfassungspatriotische hat der Linken offenbar nicht viel zu bieten. Warum es sinnvoll sein könnte dies zu überdenken, beschreibt Aleida Assmann in ihrem Buch „Die Wiedererfindung der Nation“.

Veranstaltungsinformationen

Wann: Mo. 29.03.21, 19 Uhr

Wo: Livestream via YouTube

Kontakt: taztalk@taz.de

Die Deutschen haben sehr viele Gründe die Nation zu fürchten, sagt die Konstanzer Literaturwissenschaftlerin Aleida Assmann im taz Talk, weil sie ein historisches Beispiel dafür sind, wie diese ihre Nation, wenn sie nationalistisch aufgeladen wird, „aus der Spur fahren kann“. Die Furcht speise sich in Deutschland aus dem Bewusstsein heraus, dass es eine Nation mit nur kurzer demokratischer Tradition ist, eine, die zwei Mal unterbrochen wurde und in das größte Menschheitsverbrechen mündete, den Holocaust.

Zu tun habe dies, so Assmann, mit dem Willen zur Gründung einer ethnisch homogenen Einheit, weshalb der Begriff Nation bei uns noch immer stark völkisch kontaminiert ist. Der „Urknall“ dieser Nation geht jedoch viel weiter zurück als zum Beginn des Kriegs gegen Frankreich 1871, der in die Reichsgründung mündete. Deutschland habe einen langen Vorlauf als „Kulturnation“. Die Definition dessen, was deutsch ist, wurde in Form einer Rückwärtsprojektion entworfen und zusammengeschustert.

Für Aleida Assmann beginnt die deutsche Nation erst als Teil der zivilen Nationen interessant zu werden. Als Mitgliedstaat der EU, die das Friedensprojekt, Demokratisierungsprojekt, die eigene Geschichte nicht nur im Modus des Stolzes, sondern auch der Selbstkritik und Verantwortung zu erzählen und die Achtung der Menschenrechte zum Ziel hat. Die Nationalhymne sei eine Blockade eines möglichen Nationalgefühls, die deutsche Hymne sei eine Verlegenheitslösung. Vielleicht, so Assmanns Vorschlag, „sollten wir eine neue Strophe gedichtet bekommen?“

Assmann plädiert im taz Talk für ein kulturelles Brodeln sowie ein gegenseitiges Erziehen innerhalb der Nation. Sie ist voller Zuversicht, dass es gelingen wird.

Aleida Assmann ist emeritierte Professorin für englische Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Sie prägte vor allem die Forschung über kulturelles Gedenken und Gedächtnis sowie die öffentliche Debatte über die deutsche Erinnerungskultur und die europäische Gemeinschaft. Neben zahlreichen anderen Preisen und Auszeichnungen wurde ihr 2018, zusammen mit ihrem Mann Jan Assmann, der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels zuerkannt. Ihr Buch „Die Wiedererfindung der Nation“, erschien im November 2020 beim Verlag C.H.Beck.

Moderation: Jan Feddersen, taz-Redakteur für besondere Aufgaben sowie Kurator der taz Talks und des taz Lab.

Anregungen und Fragen nehmen wir mit Freuden entgegen über taztalk@taz.de.

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