NSU-Prozess in München: Zschäpe will Anwältin Sturm entlassen

Schon einmal hat Beate Zschäpe ihren Anwälten das Misstrauen ausgesprochen. Jetzt will sie eine Verteidigerin nicht mehr an ihrer Seite sehen.

Von ihr will sich Beate Zschäpe nicht mehr verteidigen lassen: Anja Sturm (l.). Foto: dpa

MÜNCHEN dpa | Die Hauptangeklagte im NSU-Prozess, Beate Zschäpe, hat die Entlassung ihrer Verteidigerin Anja Sturm beantragt. Das gab der Vorsitzende Richter Manfred Götzl am Mittwoch nach mehreren Verhandlungspausen bekannt. Sturm gehört dem Team von drei Anwälten an, das Zschäpe in dem Verfahren vertritt. Sturms Kollege Wolfgang Heer beantragte daraufhin, den Verhandlungstag nicht fortzusetzen.

Zur Begründung sagte er, „aufgrund der prozessualen Situation“ sei eine „eingehende Beratung“ mit Zschäpe nötig. Zschäpe selber äußerte sich nicht. Mehrere Nebenkläger widersprachen Heers Antrag und verwiesen darauf, dass die drei Verteidiger während der zahlreichen Pausen gemeinsam vor dem Gerichtsgebäude zu sehen gewesen seien.

Zschäpe selber war längere Zeit allein auf ihrem Platz zu sehen und löste Kreuzworträtsel. Sie hatte vergangenes Jahr schon einmal ihren Anwälten das Misstrauen ausgesprochen. Das Gericht hatte die Entlassung der Anwälte aber abgelehnt.

Zschäpe ist die Hauptangeklagte in dem Verfahren und muss sich als Mittäterin für die Serie von zehn überwiegend rassistisch motivierten Morden des NSU verantworten. Geladen sind für den Mittwoch zwei Zeugen – ein Verfassungsschutzbeamter und der Sänger einer früheren Neonazi-Band aus Jena, dessen Aussage mit besonderer Spannung erwartet wird. Er kannte das NSU-Trio privat und hat bei der Polizei bereits im Jahr 1997 umfangreich ausgesagt.

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Rechtsextreme Terroranschläge haben Tradition in Deutschland.

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■ Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) um Beate Zschäpe verübte bis 2011 zehn Morde und drei Anschläge.

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