Kosten bei Reiserücktritten wegen Corona: BGH macht es vom Fall abhängig

Durch Corona fiel manche Pauschalreise kurzfristig aus. An drei Fällen hat der Bundesgerichtshof nun geprüft, wer dabei die Stornokosten tragen muss.

Flugreisende mit dem Ziel Mallorca an einem Flugschalter in Hannover im Coronasommer 2020 Foto: Peter Steffen/dpa/picture alliance

KARLSRUHE dpa | Der Ausbruch einer Pandemie kann Pau­schal­ur­lau­be­r*in­nen zur kostenfreien Stornierung ihrer Reise berechtigen. Ob sie dem Veranstalter Stornogebühren zahlen müssen, ist aber vom Einzelfall abhängig. Das ergibt sich aus der Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) zu drei Corona-Fällen, die die Karlsruher Rich­te­r*in­nen am Dienstag verkündeten.

Laut Gesetz bekommen Kun­d*in­nen nur dann den vollen Preis zurück, wenn „außergewöhnliche Umstände“ die Reise „erheblich beeinträchtigen“. Im Fall einer Über-80-Jährigen mit Anfälligkeit für Lungenentzündungen, welcher eine Flusskreuzfahrt zu riskant geworden war, sah der BGH diese Voraussetzungen gegeben.

Das zuständige Landgericht habe hier zu Recht das Alter und die Vorerkrankungen berücksichtigt, weil diese Umstände durch die Coronapandemie eine besondere Rolle gespielt hätten. Die Annahme sei nachvollziehbar, dass die Ansteckungsgefahr auf einem Schiff mit 100 Passagieren trotz Hygienekonzept deutlich höher gewesen sei als zu Hause.

Ein zweites Verfahren setzten die Richter aus, um ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) in einem anderen Fall abzuwarten. Hier war die stornierte Ostsee-Kreuzfahrt später ganz ausgefallen. Der EuGH soll sich dazu äußern, ob eine solche nachträgliche Entwicklung zu berücksichtigen ist.

Der dritte Fall muss erneut am Berufungsgericht verhandelt werden. Dabei geht es um eine Pauschalreise auf die Insel Mallorca. Dass das gebuchte Hotel geschlossen war, genügte dem BGH nicht als einzige Begründung für den Erlass der Stornogebühren. Nun muss geklärt werden, ob eine andere Unterkunft zumutbar gewesen wäre und wie die Corona-Lage insgesamt war.

Alle drei Reisen waren Anfang 2020 vor Ausbruch der Pandemie in Europa gebucht worden und hatten im Sommer 2020 stattfinden sollen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.

▶ Alle Grafiken

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.