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@Yildiz
Ich stimme dir zu.
@Floda Nashir
Versuchs nochmal.
@Georgios
Bist du sicher das die MigrantInnen die Deutschlandfahnen schwenken es nur wegen der Fußballmannschaft tun? Ich persönlich weiß es nicht, darum frag ich dich. Ich halte beides für möglich, aber ich würde es erstmal als positiv bewerten wenn sich Menschen mit anders kulturellen Hintergrund, in diesem Land nicht fremd fühlen. Ich kenne Leute mit ausländischen Wurzeln die sich ganz klar als Deutsche definieren.
Oder möchtest du das "deutsch sein" wieder zu einer Frage der Abstammung wird?
Nee, Flodda-Lodda, das war wohl nix. Versuch's nochmal mit nem konstruktiven Kommentar.
Jan Feddersen hat völlig recht, wenn er sagt, daß von linksalternativer Seite niemals wirklich erwartet wurde, daß MigrantInnen es einmal mit der Teilhabe und der Integration ernstnehmen würden, und noch viel weniger, daß dies dann eben nicht so geschehen würde wie erwartet.
Eines muss man Feddersen zugute halten: Er hat ein gute und erklärungsbedürftiges Thema entdeckt, denn es ist tatsächlich ein Phänomen, dass so viele Migranten die deutsche Nationalmannschaft anfeuern. Das ist es aber auch erst einmal: Migranten halten zur deutschen Fußballnationalmannschaft - mehr nicht. Nun wäre es sehr erhellend gewesen, wenn Feddersen sich auf die Suche nach Erklärungen begeben hätte und zwar ohne Deutschland-Brille auf der Nase, sondern nüchtern und unvoreingenommen.
Stattdessen ist Feddersen gleich von Beginn an klar, dass sich die Migranten alle wunderbar mit Deutschland identifizieren - man beachte die gedanklichen Lichtjahren, die zwischen "Zur deutschen Fußball-Nationalmannschaft halten" und "Identifikation mit Deutschland" liegen.
Die Integration von Migranten an der Fußballbegeisterung festzumachen, auf die Idee muss man erst einmal kommen. Die erlebte Realität der meisten Migranten ist doch eine andere - nach wie vor werden die meisten wie Menschen zweiter und dritter Klasse behandelt und fühlen sich auch so.
Oder hat je einer von einem Bundespräsidenten zum Amtsantritt gehört: "Ich möchte der Bundespräsident aller in Deutschland lebenden Menschen sein?" Nicht mal Rau schaffte das...
Nee, Feddi-Schnuckel, das war wohl nix. Versuchs nochmal.
Mutmaßlich Mossad-Agenten haben mit einem gezielten Angriff das Kommunikationssystem der Hisbollah lahmgelegt. Ist das legitim?
Kommentar Fußballnationalismus: Eine multikulturelle Farbkonstruktion
In Migrantenvierteln werden die deutschen Siege in Südafrika gefeiert. Denn sich des wichtigsten nationalen Zeichens zu bemächtigen deutet an, dass man sich mit diesem Land identifizier.
Konservative mögen die Farben der deutschen Nationalflagge für die ihrigen halten - womöglich in der Hoffnung, dass sie niemals für migrantische Deutsche annehmbar sein können: Schwarz-Rot-Gold als Trikolore, in der nur Ureinwohnerhaft-Deutsches sich wiederfinden kann. Das sollen sie ruhig weiter hoffen - aber im wahren Leben wird dieser Glaube momentan grandios unterlaufen. Gerade in migrantischen Vierteln, in Berlin-Neukölln, auf St. Pauli in Hamburg oder in Köln-Mülheim, dort, wo Naturblondes eher weniger beheimatet ist, werden die deutschen Siege in Südafrika gefeiert, lärmend, krass, vernehmlich, unverhohlen, jubelnd.
Das ist wenigstens ein Grund zur Freude. Denn sich des wichtigsten nationalen Zeichens zu bemächtigen deutet an, dass man sich mit diesem Land identifiziert, dass frau bzw. man gern in Deutschland lebt - und dass man sich alsbald nicht mehr mit dem Mitjubeln zufriedengeben, sondern sich auf allen anderen Ebenen, politischen wie gesellschaftlichen, Gehör und Mitbestimmung verschaffen wird. In diesem schwarz-rot-goldenen Vergnügen steckt insofern auch ein subtil-souveränes Versprechen: Weil dies auch unser Land ist, werden wir uns unsere Teilhabe noch in ganz anderer Hinsicht erobern - fangen wir in Sachen Selbstfeier mal beim Fußball an.
Selbstfeier? Ja was denn sonst? In der Begeisterung über das deutsche Spiel liegt dieses Moment im Kern geborgen. Und das liegt, wie gern nahegelegt wird, nicht an Spielern wie Özil oder Khedira, sondern an den Spielen des Kaders von Joachim Löw selbst. In diesen erkennt der neodeutsche Fußballfan - verfassungspatriotisch gesehen - einen Teil von sich selbst: Identifikation mit einem repräsentativen und in diesen südafrikanischen Tagen lustvoll gesinnten Teil seiner neuen Heimat.
JAN FEDDERSEN
ist Redakteur für besondere Aufgaben bei der taz.
Der Wahn von Autonomen oder Antideutschen, diese schwarz-rot-goldene Euphorie der neuen BürgerInnen als Eventhuberei abzutun, ja alles Nationale zu verachten, spricht für sich. Im Kampf gegen Rassismus, im Allgemeinen nötiger denn je, haben sie nie darauf gewettet, dass die neodeutschen Deutschen es mit der Teilhabe, im spielerischen wie politischen Sinn, mal ernst nehmen würden. Sich mit dem eigenen, neuen Land zu identifizieren heißt für Migranten aber immer auch: daran Freude zu haben, ein Teil eines Gesellschaftlichen zu sein und immer mehr zu werden.
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Kommentar von
Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin,und des taz Talks, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders des Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan, aktuell auch noch Bayer-Leverkusen-affin. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!