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also mal ehrlich, wer kann denn gegen so ein wundervolles Projekt etwas haben:
+ nach Fertigstellung dieses Tunnels sind die 100 Inseln endlich an den Rest der Welt angeschlossen, bisher leben die Menschen dort vergleichbar mit den Indianerstämmen auf Papua-Neuguinea
+ 1000 Mitarbeiter beim Fährbetrieb und deren Familien können dann das ganze Jahr Urlaub machen von Ihrem Arbeitslosengeld
+ die Lübecker Bucht und Fehmarn gehört dann den noch verbliebenen Anwohnern ganz alleine, die Touristen sind dann ja zum Glück woanders
+ 20 Millionen Kubikmeter Ostseeboden werden zu neuen Sandbänken aufgespült, damit haben dann alle noch mehr Platz am Strand
+ 2-3 Milliarden Euro für die Hinterlandanbindung aus deutschen Steuergeldern sind doch nicht zuviel, wenn man dafür eine Stunde schneller in Dänemark ist
+ die veranschlagten Baukosten für diesen sensationellen und weltweit einmaligen 19 km langen Absenktunnel von 5-6 Milliarden Euro zahlen die Dänen und die EU - das sind aber keine Steuergelder, das haben die so rumliegen (die EU finanziert sich ja auch nicht aus Steuern)
+ wenn die Ostsee durch die aufgewühlten Sedimente der Tunnelbaustelle vermutlich für etwa 10 Jahre trüb ist sehen wir das bei der Fahrt durch den Tunnel ja nicht
+ die Baukosten werden sich nicht verdoppeln (das ist noch nie passiert)
+ falls es doch etwas teurer werden sollte kostet das die EU und uns keinen Cent
+ die Refinanzierung (der 5-6 Mrd. Euro)über etwa 40 Jahre durch Mauteinnahmen ist nicht länger, als die zu erwartende Nutzungsdauer des Tunnels
+ in den letzten 40 Jahren gab es kaum Veränderungen in den Warenverkehrs-Strömungen in Europa
+ alle Politiker handeln grundsätzlich vernünftig und orientieren sich ausschließlich am Wohle der Bevölkerung
+ die 50 bis 80 Mio. Tonnen CO2 die durch den Transport der benötigten Baumaterialien
(etwa 8-10 Mio. Tonnen Beton werden benötigt) zusätzlich in die Atmosphäre gepustet werden haben keinen Einfluss auf das Klima und falls doch wird es schön warm an der Ostsee
Sie sehen, die Liste der Argumente für eine feste Fehmarnbeltquerung ließe sich noch endlos fortführen,
es sollte aber schon jetzt klar sein, dass diese Lösung alternativlos ist.
Quatsch mit Soße. Und verquer deutschnational. Nicht alles muss uns Deutschen nutzen. Schon mal an die Dänen gedacht? Ein Land aus 100 Inseln, das die Zukunft nur erlebt, wenn es nicht von den internationalen Verkehren abgekoppelt wird. Deswegen bezahlen die den Tunnel ja auch. Es ist absolut sicher, dass er gebaut wird. Und eine Bahnverbindung kommt auch, aber die ist den Anrainern (deutsch) zu unökologisch. Also, wer denkt sich denn so einen dummen Kommentar einfach mal so aus?
Die Parteien der Mitte meinen, mit empathischer Kümmerergeste „das Ossi“ für sich gewinnen zu können. Sie sollten sie lieber zum Mitwirken auffordern.
Kommentar Fehmarnbelt: Größenwahn der Technokraten
Nicht alles, was machbar ist, darf gemacht werden. Die Sinnfrage heißt: Wem nützt das? Sie unterscheidet zwischen Sinn und Unsinn. So einfach ist das.
Die Einschläge kommen näher. Je länger die Debatte über eine feste Querung des Fehmarnbelt dauert, um so unwahrscheinlicher erscheint es, dass daraus je etwas wird. Das einzige verbliebene Argument der Befürworter ist technokratischer Größenwahn. Die beiden wesentlichen Fragen des Projekts sind indes weiterhin unbeantwortet: Wem nützt das? Und wer zahlt dafür?
Der Tunnel in der Ostsee würde die Fahrzeit zwischen Hamburg und Kopenhagen mit Auto oder Zug um gut eine Stunde verkürzen. Manche halten das für eine großartige Vision, andere für den Rest des Asphaltwahns vergangener Jahrzehnte. Einige beschwören den ungehemmten Warenverkehr zwischen Nordkap und Gibraltar, andere befürchten genau den.
Wenn schon der Nutzen zweifelhaft ist, stellt sich umso mehr die Frage nach der Finanzierung. In Dänemark ist bereits klar, dass der Steuerzahler nachträglich zur Kasse gebeten werden muss. Zudem ist ein Zuschuss von der EU noch immer nicht in Sicht. Und auch auf norddeutscher Seite wachsen die Kosten weiter.
Klar ist hingegen, dass das Projekt weder ökologisch noch ökonomisch zu rechtfertigen ist. Es lockt umweltfeindliche LKW-Verkehre an, es gefährdet die Urlaubsorte auf Fehmarn und an der Lübecker Bucht.
Nicht alles, was machbar ist, darf gemacht werden. Die Sinnfrage heißt: Wem nützt das? Sie unterscheidet zwischen Sinn und Unsinn. So einfach ist das.
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Kommentar von
Sven-Michael Veit
Hamburg-Redakteur
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