Inselverkauf in Bali: Nicht für Milliardäre

Ein New Yorker Auktionshaus wollte indonesische Inseln samt umweltbewusstem Bebauungsrecht versteigern. Doch nun ist der Plan verschoben worden.

Spaziergänger am Strand

Inseln zu verkaufen: Die Archipele rund um Bali wecken die Begehrlichkeiten von Milliardären Foto: Konstantin Trubavin/imago

BERLIN taz | Türkisblauer Ozean, heller Sand, grüne Regenwälder – das Widi-Reservat im Nordosten von Bali besteht aus über hundert Inseln. Jetzt soll es verkauft werden. Oder eher „sollte“, denn scheinbar haben Protest gegen die Entwicklungspläne die lokale Regierung erreicht – die eine anstehende Auktion vorerst gestoppt hat.

„Diese Inselkette ist eines der intaktesten Korallenatoll-Ökosysteme der Erde und ein Tierreich von epischen Ausmaßen, Heimat von Hunderten seltener und gefährdeter Arten, darunter Blauwale und Walhaie“, hieß es auf der Webseite des New Yorker Auktionshauses Sotherby’s, das die Entwicklungsrechte zum Reservat versteigern wollte.

„10.000 Hektar Regenwald, Mangroven, türkisfarbene Lagunen, Seen und Strände warten auf eine mögliche umweltbewusste Erschließung“, fuhr die Werbung fort, „eine Vision für private Mitglieder, besondere Gäste und Top-Naturschützer.“

Um­welt­schüt­ze­r:in­nen in Bali überzeugte das nicht. Der britische Guardian berichtete, dass sie entgegen der Werbung negative Auswirkungen auf die Umwelt befürchteten. Das Widi-Reservat wurde 2020 als Meeresschutzgebiet eingerichtet. Die Regenwälder darin sind als stark geschützte Gebiete ausgewiesen.

Bebauung würde Ökosystem gefährden

Die Ak­ti­vis­t:in­nen befürchten, dass jegliche Bebauung – auch wenn sie „ökologisch“ sein soll, das Ökosystem gefährde. Außerdem warnten sie vor negativen wirtschaftlichen Auswirkungen auf die lokale Gemeinschaften, die in der Gegend fischen. Möglicherweise würde ihnen zukünftig der Zugang verwehrt werden. Die Um­welt­schüt­ze­r:in­nen forderten die indonesische Regierung auf, den Verkauf zu untersuchen. Mehrere große britische und US-amerikanische Medien berichteten.

Jeder Milliardär kann eine private Insel besitzen, aber nur einer kann diese exklusive Gelegenheit besitzen, die sich über mehr als 100 Inseln erstreckt“, sagte Charlie Smith, Vize-Präsident von Sotheby’s, in einer Pressemitteilung. Da das indonesische Recht den Besitz von Inseln durch Aus­län­de­r:in­nen nicht zulässt, wollte das Auktionshaus auch Anteile an der indonesischen Entwicklungsfirma PT Leadership Islands Indonesia (LII) versteigern. Potenzielle Käu­fe­r:in­nen mussten eine Kaution von 100.000 US Dollar hinterlegen.

Das Unternehmen hat die Entwicklungsrechte auf den Inseln, die in staatlichem Besitz sind. Geplant sei, 10.000 Hektar zu bebauen, das seien weniger als 0,005 Prozent des Reservats, teilte das Unternehmen der Presseagentur afp mit. Zukünftige Käu­fe­r:in­nen werden laut Sotherby's Website „über eine private Landebahn, die in den Entwicklungsplänen enthalten ist, auf das Reservat zugreifen können“.

Im November 2022 wurde das Reservat auf die Liste des Auktionshauses Sotheby's gesetzt. Die Ausschreibung sollte am 8. Dezember beginnen. Dann wurde sie auf Ende Januar verschoben. Doch bevor das Bieten begann, wurde das Angebot stillschweigend von der Website entfernt. Anscheinend hat die Aufmerksamkeit, die der Auktion geschenkt wurde, die lokale Politik aufgewühlt.

Versteigerung nach Krisensitzung gestoppt

Die Jakarta Post berichtete letzten Freitag, dass PT Leadership Islands Indonesia nicht die erforderlichen Genehmigungen für die Versteigerung erhalten hatte, darunter eine Nutzungsgenehmigung, die Umweltbelange berücksichtigen würde, und eine Lizenz des Fischereiministeriums. Nach Angaben der Jakarta Post folgte die Ankündigung einer Krisensitzung mit mehreren Kabinettsmitgliedern.

Und trotzdem unterstützt die Regierung die Bebauung auf den Widi-Inseln. So hat sie bereits 2015 eine Absichtserklärung mit PT Leadership Island Indonesia geschlossen, um die Widi-Inseln zu einem Touristenziel zu entwickeln.

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