Chefredakteur des „Neues Deutschland“: Tom Strohschneider geht

Der Chefredakteur des „Neuen Deutschland“, Tom Strohschneider, gibt aus persönlichen Gründen seinen Posten ab.

Bürogebäude mit den Buchstaben "Neues Deutschland" oben drauf

Das alte Redaktionsgebäude des „Neue Deutschland“ Foto: Wikimedia/Mangan2002 (CC3)

BERLIN taz | Seit Oktober schon hatte sich Tom Strohschneider von seiner Position als Chefredakteur des Neuen Deutschland (ND) beurlaubt. Offiziell hieß es, er werde sich um die Weiterentwicklung der Redaktion kümmern. In einer Betriebsversammlung am Montagmorgen gab er nun vor seinen Mitarbeitern bekannt, dass er die Chefredaktion zum Jahresende vollständig abgeben wolle und sich nur noch um die monatliche ND-Wirtschafsbeilage Oxi zu kümmern.

Strohschneider nannte für seine Entscheidung persönliche Gründe. So berichten es ND-Mitarbeiter aus der Versammlung. Gegenüber der taz wollte sich Strohschneider dazu nicht weiter äußern.

Ihm folgt Wolfgang Hübner, der seit 2005 stellvertretender Chefredakteur war. Er soll die Zeitung aber nur vorübergehend leiten. Mittelfristig suche man nach jemand Jüngeren für diese Position, sagte Hübner der taz.

In der Redaktion bedauert man Strohschneiders Entscheidung. „Traurig“ sei das, heißt es von einem Mitglied. Strohschneider gilt als kluger, analytischer Schreiber und als „Chefredakteur der Herzen“.

Rapider Auflagenverlust

Dennoch gelang es auch ihm nicht, den Sturz des Neuen Deutschland zu stoppen. Die Auflage des Blattes sinkt rapide: Von einer Million vor der Wende auf zuletzt knapp 24.000 Exemplare im Abo und Einzelverkauf. Damit verliert das Blatt schneller als viele andere Tageszeitungen. Wohl auch, weil seine Lesergruppe – männlich, ostdeutsch, Rentenalter – dem Blatt wegstirbt.

Strohschneider übernahm die Verantwortung für die desolate wirtschaftliche Lage und verzichtete in den vergangenen Monaten auf sein Gehalt, heißt es aus der Redaktion.

Tom Strohschneider ist ein Gewächs des Neuen Deutschland: Im Jahr 2000 volontierte er dort, wurde Inlandsredakteur und anschließend stellvertretender Ressortleiter. Als Vorsitzender des Betriebsrats beschäftigte sich der gebürtige Ostberliner kritisch mit der Geschichte des Blattes, das zu DDR-Zeiten Zentralorgan der SED gewesen war.

2008 ging er zur Wochenzeitung Der Freitag und arbeitete anschließend für ein halbes Jahr in der Meinungsredaktion der taz. 2012 kehrte er als Chefredakteur zum Neuen Deutschland zurück. Er war seit der Wende der erste Ostdeutsche an der Spitze des Blattes.

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