BR-Doku „Ab wann ist Fankult toxisch?“: Das bisschen Wahnsinn

Wie weit geht die Liebe zu einem Star? Der BR begleitet drei extreme Fans des britischen Popsängers Harry Styles.

Drei junge Frauen lächeln in die Kamera. Sie tragen bunte Klamotten und jeweils einen dekorativen Feder-Schal um den Hals.

Die drei „Harries“ wollen unbedingt in die erste Reihe Foto: BR

Bereits 34 Stunden vor Konzertbeginn sind sie da: Michelle, Lucie und Laura wollen die ersten sein, um dem Popsänger Harry Styles nah zu sein. Das Ziel: erste Reihe. Damit sind sie natürlich nicht die einzigen. Vor der Konzerthalle haben sich andere „Harries“, also Fans, versammelt, die ein eigenes Nummernsystem eingeführt haben, das den späteren Platz in der Warteschlange regelt.

Ist das schon toxischer Fankult? Das fragt eine Sendung des BR-Formats „Kontrovers“. Sicher, die drei jungen Frauen geben Hunderte von Euros aus für das Konzertwochenende mit Harry Styles. Sie haben ihre Zimmer zu Hause mit Fotos und Postern des 29-jährigen Briten tapeziert, auf ihren Körpern Tattoos, die auch ihr Star trägt; ihnen macht es nichts aus, mit Notfalldecken vor dem Konzertort zu campen. Aber ist das gleich toxisch? Giftig? Bösartig?

Heutzutage ist ja alles gleich toxisch. Ein Modewort, gerade im Journalismus. Aber der sollte verantwortungsvoll mit diesem Wort umgehen, es nicht inflationär gebrauchen. Die drei Frauen in die Nähe toxischer Fankultur zu rücken, ist falsch. Wenn jegliche Extreme sofort als schlimm deklariert werden, wird es kaum mehr möglich sein, tatsächlich gefährliche Grenzüberschreitungen als solche zu problematisieren. Michelle, Lucie und Laura sind mit ihrer Fanliebe jedenfalls nicht toxisch. Obsessive Fans, ja, das sind sie.

Ein Dilemma

Mit den obsessiven Fans und ihren zugehörigen Stars ist das ja so eine Sache: ohne sie gäbe es den Star nicht. Für Künst­le­r:in­nen ergibt sich daraus eine dilemmatische Situation, sind sie doch von der Vergötterung ihrer Fans abhängig.

„Ab wann ist Fankult toxisch?“

BR Kontrovers-Story auf Youtube

Stadien werden bei Musikkonzerten zu Tempeln. Ein bisschen gesunder Wahnsinn gehört dazu. Dass die Obsession unglücklich umschlagen kann, wird in der Doku angerissen. Von Stans, also stalkenden Fans, wird erzählt. Von einem Mann, der wochenlang von Harry Styles Anwesen kampierte, ihn verfolgte.

Dass die drei Frauen Fans und eben keine toxischen Stans sind, zeigt auch ihre Reaktion darauf: „Geht gar nicht“, sagt Michelle. „Ich bin enorm krasser Fan. Aber er hat auch ein Recht auf Privatsphäre.“

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