Nutzen und Gefahren von KI: Keine Angst, aber Regeln

KI ist nicht mehr wegzudenken. Doch was es braucht, sind klare Regeln. Die EU ist auf dem richtigen Weg.

Ein Zahnarzt analysiert ein Röntgenbild eines Gebisses

KI kann auch bei der Auswertung von Röntgenbilder nützlich sein Foto: Westend61/imago

Schon gehört? Hollywoodstar Scarlett Johansson geht gegen OpenAI vor, das derzeit wohl wichtigste Unternehmen bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI). OpenAI habe seinem KI-Chatbot eine Stimme verpasst, die der von Johansson so ähnlich sei, dass nicht einmal ihr nahestehende Menschen einen Unterschied bemerkt hätten. Ein Konflikt mit Pointe: Schließlich verlieh Johansson in dem Film „Her“ einer KI ihre Stimme.

Der Film lief vor gut zehn Jahren in den Kinos. Und was damals noch nach Science-Fiction klang – eine menschlich sprechende KI –, ist heute Stand der Technik. Dass die EU ihre KI-Regeln nun verabschiedet hat, ist höchste Zeit. Denn die Technologie steckt schon jetzt in viel mehr, als auf den ersten Blick sichtbar ist: in der Bildbearbeitung von Smartphone-Apps, in Autos, und sie hält längst auch Einzug in die Medizin. Was also tun?

Den Rest des Lebens in einer möglichst abgelegenen Höhle verbringen, aus Angst davor, dass irgendwann ein KI-System aus dem Ruder läuft, die Weltherrschaft übernimmt und die Menschheit auslöscht? Es sind diese Angstbilder, die manche Menschen davon abhalten, sich mit KI auseinanderzusetzen, praktisch oder erst einmal gedanklich. Doch das ist ein Fehler.

Die bedrohlichen Erzählungen werden nicht zufällig von Protagonisten aus der Branche gepflegt, die damit die Mächtigkeit ihrer Technologie groß machen wollen – und von den realen Problemen ablenken. Denn die sind längst da und sie sind zahlreich. Ein kleiner Auszug: Fake News und Propaganda sind schnell und in großen Mengen produzierbar.

Die Qualität dessen, was Dienste wie ChatGPT liefern, ist durchwachsen, doch selbst wenn das System wiederholt Falsches über reale Personen generiert – der Hersteller kann es nicht korrigieren. Die neuen Auswertungstechniken etwa von Bildern, die Personen zeigen, wecken Überwachungsbegehrlichkeiten. Und wenn die medizinische Diagnose-KI eine Fehlentscheidung trifft – wer haftet denn dann?

Doch KI kann, richtig eingesetzt, Nützliches: Immer wieder zeigen Studien, dass KI-Systeme etwa bei der Analyse bildgebender Verfahren besser abschneiden als Menschen. Kein Wunder, Mustererkennung ist eine ihrer leichteren Übungen, Langeweile oder Erschöpfung nach dem x-ten Röntgenbild oder die Müdigkeit einer Nachtschicht gibt es hier nicht.

Und wenn der Einsatz von KI dazu führt, dass Extremwetter besser vorhergesagt oder Lebensmittelverschwendung reduziert wird – warum sollte man sie nicht nutzen? Die Zukunft ist nicht KI ohne Mensch. Aber auch nicht Mensch ohne KI. Sondern beide zusammen. Und zwar bitte eingesetzt im vollen Bewusstsein der jeweiligen Stärken und Schwächen.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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