Schwierige Wirtschaftslage: Zahl der Pleiten steigt

Wegen hoher Energie- und Materialkosten nimmt die Zahl der Firmeninsolvenzen zu – selbst in Branchen, die bislang als sicher galten.

Ein Arbeiter vor einer Turbine

Die Auftragslage hat sich auch im Maschinenbau nicht vollständig entspannt Foto: Stefan Puchner/dpa

BERLIN taz | Die Zahl der Firmenpleiten wird in diesem Jahr erheblich steigen. Davon geht die Versicherungsbranche aus. „Insolvenzen treffen vermehrt auch Branchen, die lange als sicher galten“, sagte Thomas Langen, der Vorsitzender der Kommission ­Kreditversicherung des Gesamt­verbands der Deutschen Versicherungswirtschaft. Das gilt etwa für den Maschinenbau, die Chemiebranche und den Gesund­heitssektor. „Ein Grund dafür sind die enormen ­Belastungen durch hohe Energie- und ­Materialpreise“, sagte Langen. Auch steigende Zinsen, Rückzahlung von staatlichen Hilfen und die ausbleibende Anpassung von Geschäfts­modellen spielten eine wichtige Rolle.

Kreditversicherer versichern Unternehmen dagegen, dass deren Kunden pleitegehen und ihre Rechnung nicht zahlen. Um das Risiko einer Insolvenz möglichst gut einschätzen zu können, sammeln sie sehr viele Daten über Frühwarnzeichen wie verzögerte Zahlungen. Deshalb können sie die künftige wirtschaftliche Lage relativ gut einschätzen.

Nach einer Hochrechnung ­gehen sie für 2023 von einer Zunahme der Insolvenzen um 20 bis 25 Prozent auf bis zu 18.200 aus. Im nächsten Jahr könnten es der Prognose zufolge bis zu 20.000 sein. Am meisten betroffen seien die Baubranche, der Dienstleistungssektor und der Handel. Bis heute würden viele Insolvenzen durch staatliche Hilfen wie Kredite verhindert, sagte Langen. „Die wirtschaftliche Dynamik ist schwächer, als die Zahlen es aussagen.“

Auch das Statistische Bundesamt hat eine Zunahme der Insolvenzen gemeldet. Danach meldeten die Amtsgerichte von Januar bis September 13.270 beantragte Unternehmensinsolvenzen, 24,7 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2022. Die Forderungen der Gläubiger lagen nach Angaben der Amtsgerichte bei rund 21,1 Milliarden Euro. Das ist fast doppelt so viel wie in den ersten drei Quartalen des Vorjahres. Der hohe Anstieg resultiert auch aus Großinsolvenzen, etwa Gerry Weber und Peek & Cloppenburg. Allerdings sind in den Zahlen auch Nachholeffekte enthalten. Während der Pandemie wurden die Insolvenzregeln gelockert, sodass in dieser Zeit weniger Unternehmen pleitegingen.

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