Tote und Verletzte in Khartum: Blutige Eskalation im Sudan

Sudans Armee tötet mindestens fünf Demonstranten in Khartum. Die Protestbewegung ruft einen unbegrenzten „Lockdown“ aus.

Demonstranten sammeln sich in Khartum

Demonstranten sammeln sich zu Beginn der Proteste Montag, 17. Januar in Khartum Foto: Marwan Ali / ap

BERLIN taz | In Sudans Hauptstadt Khartum hat die Konfrontation zwischen dem herrschenden Militär und der Protestbewegung auf den Straßen eine neue Qualität erreicht. Das „Widerstandskomitee“, das die verschiedenen Bestandteile der Demokratiebewegung in Khartum koordiniert, rief am Montagnachmittag einen unbegrenzten „Lockdown“ für die gesamte Hauptstadt aus und die „vollständige Verbarrikadierung aller Straßen“.

Zuvor waren bei einem Militäreinsatz mindestens fünf Menschen getötet und über 50 verletzte worden, als Soldaten am Montagmittag versuchten, Tausende Demonstranten vom Präsidentenpalast fernzuhalten. Laut Augenzeugen schossen Soldaten von gepanzerten Fahrzeugen aus mit scharfer Munition und Tränengasgranaten direkt in die Menge. Demonstranten wurden am Kopf oder in die Brust getroffen. Der Einsatz dauerte bei Redaktionsschluss noch an. Augenzeugen sprachen auf sozialen Netzwerken von einem „Massaker“.

Seit dem Militärputsch vom 25. Oktober sind bei der Niederschlagung von Protesten in Sudan mindestens 69 Menschen getötet worden. Am 25. Oktober hatte General Abdel Fattah al-Burhan, Mitglied der kollektiven Präsidentschaft Sudans in der Übergangszeit zu freien Wahlen, die zivil-militärischen Übergangsinstitutionen aufgelöst und rein militärische Nachfolgegremien geschaffen.

Die Gewalteskalation kommt kurz nachdem der frisch ernannte UN-Sonderbeauftragte für Sudan, der Deutsche Volker Perthes, eine Intitiative für indirekte Gespräche zwischen Militär und Protestbewegung gestartet hatte. Dies hatte Perthes am vergangenen Montag in Khartum angekündigt und dafür am Mittwoch die Unterstützung des UN-Sicherheitsrates erhalten. Ziel sei ein „umfassender Konsultationsprozess“, hatte Perthes gesagt. Während die Militärregierung sich damit einverstanden erklärte, hatte die Protestbewegung gesagt, sie sei nur zu Gesprächen über eine „Beseitigung des Putschregimes“ bereit.

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