+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Drei Tote bei Angriff auf Wohnhaus

In Krywyj Rih, Selenskis Heimatstadt, haben russische Raketen ein Wohnhaus getroffen. Derweil vermeldet die Ukraine Erfolge bei ihrer Gegenoffensive.

Ein Gebäude, aus dessen verrusten Fenstern Rauch steigt.

Nach dem Einschlag russischer Raketen in Krywyj Rih: Das Wohnhaus ist schwer beschädigt Foto: Alina Smutko/reuters

Raketen töten drei Personen in Selenskis Heimatstadt

Ein russischer Raketenangriff auf die ukrainische Großstadt Krywyj Rih hat nach Angaben des örtlichen Gouverneurs mindestens drei Menschen das Leben gekostet. Dutzende weitere wurden verletzt, als am Dienstagmorgen ein fünfstöckiges Wohngebäude in der Stadt im Süden des Landes getroffen wurden, wie Verwaltungschef Serhij Lyssak im Netzwerk Telegram mitteilte.

Der Einschlag der Raketen löste ein Feuer aus. Lyssak erklärte, die Rettungsarbeiten dauerten an. Krywyj Rih ist die Heimatstadt des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski. (ap)

Ukraine greift offenbar russische Oblast an

Die Ukraine hat nach russischen Angaben am frühen Morgen Dörfer in der russischen Oblast Kursk beschossen. Mehrere Häuser seien bei der Gegenoffensive beschädigt worden, zwei hätten Feuer gefangen, teilt der Gouverneur von Kursk, Roman Starowojt, auf Telegram mit. Die Gas- und Stromversorgung sei unterbrochen worden. Betroffen seien die Dörfer Tjotkino und Gluschkowo, die nahe der Grenze zur Ukraine liegen. Keine Angaben gab es bislang über mögliche Opfer. Die Ukraine bekennt sich so gut wie nie zu Angriffen innerhalb Russlands oder auf von Russland kontrolliertem ukrainischem Territorium.

Sie gab jedoch an, im Zuge ihrer Gegenoffensive inzwischen sieben Dörfer von den russischen Streitkräften zurückerobert zu haben. „Sieben Siedlungen wurden befreit“, schrieb die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Montag im Onlinedienst Telegram.

Maljar erklärte, die Ortschaften Lobkowo, Lewadne und Nowodariwka in der Region Saporischschja im Süden des Landes sowie das Dorf Storoschewe in der ostkrainischen Region Donezk seien wieder unter ukrainischer Kontrolle. Hinzu kommen drei Siedlungen in der Region Donezk, deren Rückeroberung Kyjiw bereits am Sonntag gemeldet hatte. Damit habe die Ukraine ein Gebiet von „rund 90 Quadratkilometern“ wieder unter ihre Kontrolle gebracht, sagte Maljar. (afp)

🐾 Die Menschen und das Hochwasser in Cherson

Knapp 80 Siedlungen sollen laut Angaben des ukrainischen Innenministeriums überflutet sein, 14 davon im vom Russland besetzten Gebiet am linken Ufer des Dnipro. Das Gesundheitsministerium warnt wegen des verschmutzten Wassers vor Krankheiten wie Cholera. Bislang seien knapp 2.700 Menschen aus dem Gebiet Cherson evakuiert worden, meldet das Innenministerium in Kyjiw, etwa 1.000 aus dem Gebiet Mykolajiw. Für die taz waren Daniel Schulz, Maksim Nakonechnyi und Kristina Lizogub in Cherson und haben mit den Menschen dort gesprochen. (taz)

Mehr iranische Drohnen für Russland

Russland erhält nach Angaben britischer Geheimdienste größere Mengen iranischer „Kamikaze“-Drohnen für den Krieg gegen die Ukraine als bisher. Statt per Flugzeug würden die Drohnen nun wahrscheinlich mit Schiffen aus Iran über das Kaspische Meer geliefert, teilte das Verteidigungsministerium in London am Dienstag mit. „Mit der Lieferung dieser Waffen verstößt Iran weiterhin gegen die Resolution 2231 des UN-Sicherheitsrats.“

Zudem arbeite Russland daran, eine inländische Drohnenproduktion zu starten, und werde „mit ziemlicher Sicherheit“ dabei von Iran unterstützt, hieß es weiter. Die unbemannten Flugkörper stellten für Russland eine relativ günstige Angriffswaffe mit größerer Reichweite dar, zumal mit den Attacken gegen die Ukraine ein großer Teil der russischen Marschflugkörper verbraucht sei.

Das britische Ministerium betonte, die Bedeutung des Kaspischen Meers für Russland habe seit Beginn des Angriffskriegs deutlich zugenommen. „Es ermöglicht Russland den Zugang zu asiatischen Märkten – einschließlich Waffenlieferungen – auf eine Art und Weise, von der es hofft, dass es weniger anfällig für internationale Sanktionen ist“, hieß es zur Begründung. (dpa)

IAEA-Chef will AKW bei Saporischschja begutachten

Unterdessen trat der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, eine Reise nach Kyjiw an. Er sei auf dem Weg in die Ukraine, um Selenski zu treffen, erklärte Grossi am Montagabend im Kurzbotschaftendienst Twitter und veröffentlichte ein Foto, das ihn und sein Team bei der Abreise aus Wien zeigt, dem Sitz der IAEA.

Nach Gesprächen in Kiew ist ein Besuch im Atomkraftwerk von Saporischschja geplant, wo Grossi sich nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms ein Bild von der Lage machen will. Der Damm war vor einer Woche zerstört worden, daraufhin waren riesige Mengen Wasser aus dem Stausee ausgetreten, der auch zur Kühlung der sechs Reaktoren des AKW genutzt wird.

Grossi kündigte an, er werde nach den „katastrophalen Überschwemmungen“ ein Hilfsprogramm vorstellen und das Expertenteam der IAEA im Kraftwerk durch eine „Rotation“ stärken.

Die Reaktoren des von Russland besetzten größten Atomkraftwerks Europas sind seit Monaten abgeschaltet. Der Brennstoff in den Reaktorkernen und in den Lagerbecken muss jedoch weiterhin ständig gekühlt werden, um eine Kernschmelze und die Freisetzung von Radioaktivität in die Umwelt zu verhindern. (afp)

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