Chérubin Okendes Tod bleibt unaufgeklärt: Journalist frei, Akte geschlossen

In der DR Kongo wird der Journalist Stanis Bujakera verurteilt, aber aus der Haft entlassen. Die Staatsanwälte hatten 20 Jahre gefordert.

Stanis Bujakera

Stanis Bujakera Foto: privat

Erleichterung und Empörung in der Demokratischen Republik Kongo: Ein spektakulärer Journalistenprozess endet mit Schuldspruch und Freilassung zugleich.

Stanis Bujakera, Korrespondent des Pariser Magazins Jeune Afrique in Kongos Hauptstadt Kinshasa und leitender Redakteur der lokalen Nachrichtenwebseite actualite.cd, wurde am Montagabend von einem Gericht in Kinshasa wegen Verbreitung von Falschnachrichten zu sechs Monaten Haft und 1 Million kongolesische Franc (rund 400 Euro) Geldstrafe verurteilt. Da der 33-Jährige schon seit über sechs Monaten in Untersuchungshaft gesessen hat, sollte er im Laufe des Dienstags das berüchtigte Zentralgefängnis Makala als freier Mann verlassen.

Ginge es nach Kongos Staatsanwaltschaft, müsste Bujakera hinter Gittern sterben, denn sie hatte 20 Jahre Haft gefordert. Bujakera war am 8. September 2023 verhaftet worden, nachdem er Kongos Militärgeheimdienst für die Ermordung des Oppositionellen Chérubin Okende im Juli verantwortlich gemacht hatte. Er berief sich dafür auf einen internen Geheimdienstbericht. Nun befand das Gericht im Sinne der Anklage: Der Geheimdienstbericht war eine Fälschung, Bujakera hat Fake News verbreitet und die Institutionen diskreditiert.

Einen „politischen Prozess“ nannte dies Kongos Journalistenvereinigung JED (Journaliste en Danger). Menschenrechtsgruppen und Diplomaten setzten sich für Bujakera ein. Nachdem Kongos Regierung gerade erst die Wiederaufnahme von Hinrichtungen beschlossen hat, war die Sorge um ihn zuletzt weiter gewachsen. Nun können alle aufatmen.

Angeblicher Suizid

Der Mord an Chérubin Okende, um den es Bujakera ging, wird derweil vertuscht. Am 29. Februar gab Kongos Staatsanwaltschaft bekannt, der Oppositionelle habe sich selbst getötet.

Der Ex-Abgeordnete und Mitarbeiter des Oppositionsführers Moïse Katumbi war am 13. Juli 2023 einer Vorladung des Verfassungsgerichts gefolgt und verschwand dort. Am nächsten Morgen wurde seine Leiche mit einem Kopfschuss in einem Jeep an einem Straßenrand gefunden. Die Opposition sprach von einem politischen Mord, Kongos Regierung bat um internationale Hilfe bei Ermittlungen – aber die Leiche blieb unter Verschluss und die Autopsie fand erst jetzt statt.

An diesem Mittwoch soll Okende in Kinshasa beerdigt werden, die Akte wird geschlossen. Ebenso wie die von Bujakera.

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