Wolfsburgs Fußball-Frauen: Lob der Konkurrenz

International läuft es, doch um die Meisterschaft müssen Wolfsburgs Fußballerinnen bangen – da hilft auch ein 8:0 gegen Werder Bremen nichts.

Alexandra Popp und Laurina Fazer kämpfen um den Ball.

Nach Wölfinnen-Geschmack: Alexandra Popp beim Halbfinal-Einzug durch ein 1:1 gegen Paris St. Germain Foto: dpa | Swen Pförtner

HANNOVER taz | Sie wollen mehr Konkurrenz und Gegenwehr. Nach Jahren der Titel möchten die Fußballfrauen des VfL Wolfsburg im Bundesliga-Alltag mehr gefordert werden. Das Problem ist: Plötzlich werden die Rivalinnen immer frecher und besser. Nach 17 von 22 Spieltagen führt das erfolgsverwöhnte Wolfsburg die Tabelle nicht an, sondern hat einen Punkt Rückstand auf den FC Bayern München.

Also sind die VfL-Frauen erstmals seit zwei Jahren fremdbestimmt auf dem Weg zu frischem Ruhm. Der 8:0-Heimsieg am Sonntag gegen ein überfordertes Werder Bremen war nicht mehr als ein Pflichtakt. „Das ist unsere Aufgabe“, sagt Cheftrainer Tommy Stroot über das Siegen am Fließband.

Auf der internationalen Bühne läuft alles nach Wunsch. In der Champions League hat der VfL Wolfsburg nach einem hart erkämpften 1:1 gegen Paris Saint-Germain das Halbfinale erreicht und bekommt es dort mit Arsenal London zu tun.

Wer Paris in die Knie zwingt und am 23. April starke Londonerinnen begrüßt, kann gegen die nationale Konkurrenz aus Bremen, Meppen oder Hoffenheim schon mal nachlässig werden – oder? „Wir sind nie zufrieden. Wenn wir gewinnen, haben wir immer wieder Sachen, die nicht gut waren“, beteuert Nationalspielerin Jule Brand. Sie war im vorigen Sommer von der TSG Hoffenheim zum VfL Wolfsburg gewechselt. Innerhalb kürzester Zeit hat die Mittelfeldspielerin diese Gier verinnerlicht, die in Wolfsburg vermittelt wird und für großen Erfolg wichtig ist.

Knifflig bleibt die Frage, wie viele Dellen die Erfolgsgeschichte des VfL Wolfsburg verträgt. In der Bundesliga den FC Bayern nicht mehr einholen und vom Titelgewinn abhalten zu können, wäre aus Sicht der „Wölfinnen“ eine mittelschwere Katastrophe. Im vergangenen Jahrzehnt hat der VfL Wolfsburg den deutschen Frauenfußball dominiert und seinen Spielerinnenkader kontinuierlich weiterentwickelt.

Vollgas mit Ausrutschern

„Alle drei Tage Vollgas“: So beschreibt der ehrgeizige VfL-Trainer Stroot, was sein Team im Wechselspiel zwischen Bundesliga, DFB-Pokal sowie Champions League bewältigen kann und muss. Dass dabei auch Ausrutscher vorkommen wie vor Kurzem die 0:1-Niederlage im Spitzenspiel beim FC Bayern München, war schon fast in Vergessenheit geraten.

Für die neue Konkurrenz aus München, Hoffenheim und Frankfurt sollten alle Sympathisanten des Frauenfußballs dankbar sein. Endlich endet die Saison nicht mehr wie auf Bestellung aus Wolfsburg. Genau solchen Wettbewerb braucht die gesamte Liga, um einen Schritt voranzukommen.

Die Zuschauerzahlen im Frauenfußball steigen. Das Interesse an der mit Wolfsburgerinnen gespickten Nationalmannschaft wächst kontinuierlich. Und eine Personalie belegt, dass es vor allem beim VfL Wolfsburg zielstrebig vorangehen soll. Sportdirektor Ralf Kellermann, seit Jahren eine feste Größe im Frauenfußball, hat seinen Vertrag in Wolfsburg bis 2026 verlängert. Seine Weiterbeschäftigung wird in der Bundesliga als Signal dafür verstanden, dass der VfL der Goliath der Liga bleiben will.

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