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Herr Kretschmar sollte mal vor Ort und nicht aus dem Büro in Kreuzberg recherchieren.
In Lichtenhagen leben wahrscheinlich mehr Aussiedler, Umsiedler und Migranten als im Prenzlauer Berg. No-Go-Area gibt es vielleicht in Berlin aber nicht in Rostock.
Aber das kann man in Berlin ja nicht wissen.
Auch den "tagelangen Progrom" hat Herr Kretschmar sicher nicht erlebt, sonst würde er diese Ereignisse differenzierter darstellen.
Letztlich hat Rostock (und die Behörde unter dem linken Senator) in 2015 und 2016 mehr für Flüchtlinge getan als das hippe Berlin am Lageso vermuten lässt.
Nicht nur zentralistische Politik auch zentralistische Presse macht verdrossen!
Zur kleinen ehrenrettung für Sachsen möchte ich unser kleines Dorf (leider anonym) nennen. Eine sehr aktive kleine Helferschar kümmert sich um rund 100 Leute. die anfänglichen Bedenken der Einwohner sind verschwunden. Am zögerlichsten ist noch der Rat eingestellt.
und wo bleibt jetzt Gauck, als Rostocker?
Geflüchtete in einer solch feindseligen Umgebung unterzubringen ist allemal problematisch. Doch statt dem braunen Mob nachzugeben, ist eine wirksame Vorgehensweise gegen diese gefährlichen Stänkerer angebracht, vorneweg unsere ach so christlichen PolitikerInnen. Doch unser Innenminister treibt mit seinen unterschwelligen Äußerungen die braune Sch... erst noch an. Und dringend notwendiges Geld für Integrationsmassnahmen (in beide Richtungen!!!) bereit zu stellen, hält unser Oberlehrer seine "Schwarze Null" dagegen, um behaupten zu können, er und die CDU wären solide Haushälter. Welch eine Verlogenheit, welch eine Feigheit.
So langsam geht mir die Hetze gegen Menschen, die sich der Willkommenskultur widersetzen, gegen den Strich. Warum muss ausgerechnet in einer Plattenhausumgebung eine höchst problematische Klientel untergebracht werden. Sie wollen keine Bad Godesberger Verhältnisse in ihrem Umfeld. Das ist mehr als verständlich. Denn dort erleben Sie jeden Tag Rassismus auf offener Straße gegen Einheimische.
Und, Herr/Frau? Voltaire: Mäßigen Sie sich doch bitte in Ihrer Ausdrucksweise, auch wenn Sie.....setzen. Haben Sie diese primitive Art der verbalen Hetze wirklich nötig? Können Sie sich nicht argumentativ gegen rechts behaupten?
Wehret den Anfängen!
Die Parteien der Mitte meinen, mit empathischer Kümmerergeste „das Ossi“ für sich gewinnen zu können. Sie sollten sie lieber zum Mitwirken auffordern.
Kommentar Aus für Asylheim in Rostock: Die Kinder von Lichtenhagen
Nach der Entscheidung gegen eine Flüchtlingsunterkunft können sich die Schläger und Rassisten feiern. Das Signal: Gewalt ist doch eine Lösung.
Das Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen Foto: dpa
Es sind 24 Jahre vergangen, seit ein rassistischer Mob vor dem Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen das Plattenbauviertel im Nordwesten der Hansestadt bekannt machte. Mit einem tagelangen Pogrom, der zum Symbol für das hässliche Deutschland wurde. 24 Jahre, in denen die Randalierer von damals erwachsen und vielleicht ruhiger geworden sind. 24 Jahre, in denen die Stadt versucht hat, den Ruf einer No-Go-Area abzuschütteln. 24 Jahre, in denen es offenbar nicht gelungen ist, die örtliche Zivilgesellschaft soweit zu stärken, dass Menschen nichtdeutscher Herkunft sich dort sicher fühlen können.
Der Rostocker Sozialsenator hat die weitere Unterbringung von Flüchtlingsfamilien im Stadtteil Groß Klein untersagt, nachdem er bereits eine Unterkunft für junge Asylbewerber hatte räumen lassen. Das Beruhigungsmantra von der weltoffenen Universitätsstadt ist damit Geschichte.
Nur den sprichwörtlichen Steinwurf vom Sonnenblumenhaus entfernt, im Plattenbaugürtel zwischen Innenstadt und dem Tourismuszentrum Warnemünde, sehen sich die Behörden noch immer nicht in der Lage, Menschen vor rechtsradikalen Übergriffen zu schützen. Selbst die Landesregierung soll Druck ausgeübt haben, um die Unterbringung der Flüchtlinge zu verhindern. Man sorgt sich, dass es mitten im Landtagswahlkampf zu rassistischen Ausschreitungen kommen könnte.
Hand in Hand gehen der Sozialsenator von der Linkspartei und die rot-schwarze Koalition in Schwerin im Versuch, den schönen Schein zu wahren: Kultur und Kneipenmeile im Stadtzentrum, Strand und Hansesail in Warnemünde. Die Platte an der Peripherie aber bleibt das „Ghetto“, das es schon Anfang der 1990er war.
Es ist das Dilemma vieler ostdeutscher Städte. Objektiv sind bestimmte Orte dominiert von stumpfer Feindseligkeit gegenüber allem „Fremden“ und immer wieder offenem und gewalttätigem Neofaschismus. Teil dieses Problems ist das mehr als 25 Jahre währende Zurückweichen der Zivilgesellschaft und staatlicher Instanzen. Die ideellen Kinder Lichtenhagens, die Schläger und Rassisten, können sich nach der Entscheidung von Rostock feiern. Sie werden ihren Glauben, dass Gewalt eben doch eine Lösung ist, mit dem Segen der Stadt und des Landes nun auch an die nächste Generation weiterreichen können.
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Schwerpunkt Rostock-Lichtenhagen
Kommentar von
Daniél Kretschmar
Autor
Jahrgang 1976, Redakteur für die tageszeitung 2006-2020, unter anderem im Berlinteil, dem Onlineressort und bei taz zwei. Newsletter unter: https://buttondown.email/abgelegt
Themen
taz Talk Rostock-Lichtenhagen
Gesprächsrunde zu den rechtsradikalen Angriffen vor 30 Jahren. Am 25. August um 19 Uhr.
Die taz 1992 über Rostock
Am 22. August 1992 begannen die tagelangen Angriffe auf das Flüchtlingsheim in Rostock-Lichtenhagen. Für die taz berichtete damals die spätere Chefredakteurin Bascha Mika in drei Reportagen von vor Ort. Im ersten Text beschrieb sie, wie Tausende AnwohnerInnen ihre Leute anfeuerten: „Skins, haltet durch!“ Im Bericht vom zweiten Tag erzählt sie, dass sich die Polizei, kurz bevor der erste Brandsatz flog, zum Schichtwechsel zurückzog. In der dritten Reportage schrieb Bascha Mika über die hunderte Rechte, die immer noch zu den mittlerweile leeren Plattenbauten ziehen.
Bildergalerie
Rostock-Lichtenhagen 1992