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Panter Preis Nominierte IV 242.000 Bäume für das Klima

Der Verein „Otto pflanzt!“ hat es sich zum Ziel gesetzt, für je­de:n Bür­ge­r:in der Stadt Magdeburg einen Baum zu pflanzen. Mitmachaktionen sollen zur Eigeninitiative anregen.

Die drei Säulen des Vereins sind: Klimaschutz, Bildung und politische Arbeit Viktoria Kühne

VON CORDULA RODE

taz Panter Stiftung, 22.05.2023 | Bei einem Urlaub in Dresden 2019 entdeckte der Magdeburger Steffen Tilsch die Initiative „Mein Baum für Dresden“ und war sofort begeistert. In Felix Bosdorf fand er einen engagierten Mitstreiter, um eine ähnliche Aktion für Magdeburg zu gründen. „Wir wollten aus eigener Kraft etwas in unserer Heimatstadt verändern“, erinnert sich Bosdorf. „Ein Crowdfunding hat uns die ersten nötigen finanziellen Mittel gebracht, um starten zu können.“

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Otto pflanzt e.V.

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Schnell wurde aus der Bürgerinitiative der eingetragene Verein „Otto pflanzt!“ – die Namenswahl ist eine Hommage an die berühmten „Ottos“ der Stadt: Otto der Große und Otto von Guericke. Das große Ziel: Für je­de:n Ein­woh­ne­r:in Magdeburgs soll ein Baum gepflanzt werden – das wären stolze 242.000 an der Zahl.

Dabei gehen die Vereinsmitglieder aktiv auf die Suche nach geeigneten Flächen für ihre Pflanzaktionen. Dies sind teils öffentliche Flächen der Stadt, aber auch solche privater Anbieter und vor allem gewerbliche Areale von Firmen und Unternehmen. Der Verein legt großen Wert darauf, einheimische Hölzer zu pflanzen und durch die Kombination mit Sträuchern insektenfreundliche Biotope zu schaffen.

Pflanzparty für jeden Baum

„Wir veranstalten dann immer eine Pflanzparty – dabei erklären wir unseren Helfer:innen, wie es richtig geht, und buddeln gemeinsam los“, erzählt Felix Bosdorf. Um die Pflege und den Erhalt kümmert sich dann di­e:der jeweilige Flächeninhaber:in. 15.000 Bäume, finanziert durch Spendengelder, sind bereits gepflanzt worden.

Aber Otto kann noch viel mehr als pflanzen – Otto bildet. Und Otto kämpft. „Die drei Säulen unserer Vereinsarbeit“, so Mitglied Hendrik Broxtermann, „sind Klimaschutz, Bildung und politische Arbeit.“ Man merkt ihm die Begeisterung an, wenn er davon erzählt, wie der Verein mit dem Projekt „Otto pflanzt! macht Schule“ die jüngste Generation mit ins Boot holt.

taz Panter Preis

Der taz Panter Preis wird von der taz Panter Stiftung an Menschen vergeben, die sich gegen die Klimakrise engagieren. Dieses Jahr geht es unter dem Motto „Klima für Gerechtigkeit“ um solidarischen Klimaschutz. Eine Jury hat erstmals sieben Nominierte (statt sechs) für die Leser:innen-Wahl vom 3. bis 25. Juni ausgewählt. Zudem wird ein Preis von den ehemals Nominierten vergeben. Beide Preise sind mit 5.000 € dotiert und werden am 16. 09. verliehen. Infos: taz.de/panter.

Die Vereinsmitglieder besuchen etwa Schulklassen und erklären dort die biologischen Funktionen der Bäume, von Photosynthese bis zur Schadstoffbindung. Jedes Kind pflanzt sein eigenes Bäumchen in einen Topf und zieht es einige Wochen groß, um es dann bei einer gemeinsamen Aktion auszupflanzen. „Nichts wirkt bei Kindern nachhaltiger als das Erlebnis, etwas mit den eigenen Händen geschaffen zu haben“, so Broxtermann.

Die Ottos sind keine Alleinkämpfer: Mit dem Runden Tisch Magdegrün hat Hartwig Haase vom Klimabündnis Magdeburg eine Dialogplattform initiiert, in der der Verein gemeinsam mit dem BUND, dem Nabu, fachkundigen Bürgern und der Stadtverwaltung Möglichkeiten sucht, Rahmenbedingungen und Strukturen zu optimieren, um Magdeburg ökologischer zu gestalten. Geplant ist unter anderem eine Veranstaltungsreihe „Wissenschaft trifft Bürgerschaft“ zum Thema Stadtgrün.

Erhalt des Stadtgrüns

Bereits im vergangenen Extremsommer konnte der Verein die Ein­woh­ne­r:in­nen Magdeburgs zu schneller und effektiver Hilfe für die durch die Trockenheit gefährdeten Bäume bewegen und freute sich über die Eigeninitiative vieler Büger:innen.

Gemeinsam mit der vom Verein gegründeten Initiative „Editha schützt“ kümmert sich „Otto pflanzt“ aktiv um den Erhalt des Stadtgrüns. „Der Schutz des bereits bestehenden Bestandes ist eine ebenso wichtige Aufgabe wie die Neupflanzungen“, erläutert Hartwig Haase, der auch Vereinsmitglied ist.

Und dabei erleben die Klimaschützer mehr als einmal haarsträubende Rückschläge. „Während wir ein ums andere Bäumchen pflanzen, müssen wir bei Baumfällungen in großem Umfang zuschauen.“ Aufgrund alter umweltschutzfeindlicher Gesetze sei es möglich, selbst in ausgewiesenen Naturschutzgebieten massiven Holzeinschlag mit schwerer bodenverdichtender Technik zu betreiben und das als „gute fachliche Praxis“ zu verkaufen.

Das besondere Anliegen des Vereins ist der gemeinsame Klimaschutz zum Anfassen. „Wir merken, dass wir mit unserem Engagement einiges in unserer Stadt bewegen können und damit den Nerv der Menschen treffen, selbst etwas zu verändern“, erklärt Felix Bosdorf „Wir wollen mit unseren Aktionen als Multiplikator wirken.“ Dahinter steht ein großer Wunsch: Magdeburg soll die grünste Landeshauptstadt der Republik werden – und die Mag­de­bur­ge­rin­nen und Magedeburger sollen selbst dafür sorgen.

Infos: ottopflanzt.de