Tatort aus Wiesbaden: Mit der Bärenfalle ermittelt

Wenn der analogste Ermittler, den der „Tatort“ zu bieten hat, plötzlich Fachmann für Cyberkriminalität ist, da sagen wir mal ganz deutlich: na ja.

Fahrstuhlszene mit Ulrich Tukur

Foto: HR

Alles weg, Portemonnaie, Frau, Laptop, Gedächtnis. Aber der Reihe nach: Der 11. Tatort mit dem eingespielten Duo Ulrich Tukur als Felix Murot und Barbara Philipp als Magda Wächter beginnt in einem Hotel. Dort hält Murot einen Vortrag über Cyberkriminalität, was unfreiwillig komisch wirkt oder so beabsichtigt ist von Lars Hubrich und Matthias X. Oberg (Drehbuch, Letzterer führte Regie). Der analogste Ermittler, den der „Tatort“ zu bieten hat, und dann Fachmann für Cyberkriminalität, na ja …

Tukur-„Tatort: Murot und das Gesetz des Karma“, So., 20.15 Uhr, ARD und Mediathek

Im Hotelfoyer prallen ein Mann, offensichtlich nervös, und eine Frau, offensichtlich Perücke tragend, aufeinander. Das ist wörtlich zu nehmen. Koffer werden vertauscht. Ein Laptop ist verschwunden, der Geheimnisse birgt; Stichwort Cyberkriminalität. Der Mann mit Koffer ist der IT-Experte (Dirk Martens) einer dubiosen Firma, wenig später wird er erdrosselt.

Zu diesem Zeitpunkt liegt Murot in seinem Hotelbett und ist – k.o., gewisse Tropfen sind schuld. Denn nach dem Vortrag hat er sich – vorhersehbar – von einer jungen Frau einwickeln lassen. Bei Rotwein und Steak Tartar (Insiderwissen) gibt er sich als Versicherungsvertreter aus. Passt ja irgendwie zu Murot. Die beiden reden über Scrabble und Kinder beziehungsweise darüber, keine haben zu wollen. Weil es Leuten, so die Frau (Anna Unterberger), die bewusst auf Nachwuchs verzichten, um ihre „Freiheit“ geht. Schon da ahnt man, welche Wendung die Geschichte nehmen könnte. Karma eben!

Während Murot sich also an nichts erinnern kann, ermittelt Wächter längst und entdeckt ihren Kollegen auf Bildern der Überwachungskameras. „Sie spionieren mir nach?“, entrüstet sich Murot. Tja, Wächter macht die Arbeit, Murot kramt mal wieder in seiner Vergangenheit. Gezwungenermaßen. Denn die junge Frau konfrontiert ihn mit einer Urlaubsreise vor vielen Jahren.

Exquisite Requisite

Dieser „Tatort“ macht über weite Strecken Spaß, ist schön in Szene gesetzt (Kamera: Max Preiss), die Requisite leistet wie immer exquisite Arbeit. Der Plot wird von grandiosen Schau­spie­le­r:in­nen getragen, ist wendungs- und fintenreich. Natürlich gibt es wie immer im Tukur-„Tatort“ komische, ironische, ja skurrile Kabinettstückchen. Schön auch, dass hier mal Frauen nicht die Opfer, sondern aktiv (wenn auch kriminell) Handelnde sind – und das gleich im Doppelpack. Und es wird mit allen, sozusagen ganzheitlichen Mitteln, digitalen wie analogen – zum Beispiel einer Bärenfalle – ergaunert und ermittelt.

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