Streit um das Atommüll-Endlager Konrad: Ein Neustart wäre besser

Die Endlagerstätte Konrad ist zu klein. Sinnvoller wäre es, nach einem Ort zu suchen, in dem alle strahlenden Abfälle Platz haben.

Ein Person mit Schutzhelm blickt in einen erleuchteten Schacht

Unter Tage im Schacht Konrad am Füllort, an dem die atomaren Abfälle gelagert werden sollten Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Die deutsche Atommüllpolitik ist so gerade eben an einer totalen Bruchlandung vorbeigeschrammt. Seit Jahrzehnten ist der deutsche Staat auf der Suche nach geeigneten Lagerstätten für den radioaktiven Müll, die ihm seine eigene nukleare Vergangenheit hinterlassen hat. Nach dem Aus für den Salzstock Gorleben und das Zwischenlager in Würgassen stand auch der als Endlager für schwach und mittelradioaktive Abfälle vorgesehene Schacht Konrad in Salzgitter auf der Kippe.

Die Umweltverbände BUND und Nabu hatten den Widerruf der Genehmigung beantragt. Für sie ist klar: „Schacht Konrad ist und bleibt als Lager für schwach und mittelradioaktiven Atommüll ungeeignet.“

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) lehnte den Antrag auf Widerruf gestern vorläufig ab und vermied so den offenen Konflikt mit seiner Parteifreundin und Kollegin im Bund, Steffi Lemke.

In dem komplexen Verfahren ist der Bund Antragsteller und das Land Niedersachsen die Genehmigungsbehörde. In trockenen Tüchern ist Konrad aber noch nicht. Die Umweltorganisationen wollen Meyers Bescheid prüfen und erneut ihre Argumente vorbringen. Und die sind nicht schlecht. Das Endlager wurde vor mehr als 20 Jahren genehmigt, es entspricht damit kaum mehr dem Stand von Wissenschaft und Technik.

Konrad schon jetzt zu klein

Konrad ist ein altes, „verritztes“ Bergwerk, in das Wasser eintritt. Auch würden die Abfälle dort nicht rückholbar eingelagert – eigentlich ein No-Go aus Sicht der aktuellen Forschung.

Vor allem aber ist das Endlager Konrad viel zu klein konzipiert. Es gibt dort keinen Platz für die aus dem havarierten Bergwerk Asse zu bergenden Fässer und die strahlenden Rückstände aus der Urananreicherung in Gronau.

Sollte die Genehmigung für Konrad Bestand haben, braucht es also – neben dem noch zu findenden Endlager für den hochradioaktiven Müll – mindestens noch eine weitere Lagerstätte. Sinnvoller wäre deshalb ein kompletter Neustart der Suche. Das hieße: Die Suche nach einem Ort, in dem auch wirklich alle strahlenden Abfälle Platz haben.

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Jahrgang 1955, Journalist und Buchautor. Schwerpunkte: Umwelt, Atomkraft, Verkehr, Flucht & Asyl, Fußball. Schreibt u.a. für taz, nd, Tagesspiegel, Weser-Kurier und die Nachrichtenagentur epd. Leitet taz-Radreisen ins Wendland.

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