Schweizer Zurich-Versicherungskonzern: Ackermanns eigene Entscheidung
Josef Ackermann wurde nicht zum Rücktritt gezwungen. Ein Abschiedsbrief von Wauthier bestätigt den Suizid: Er beschreibt darin, wie er unter Druck gesetzt wurde.
ZÜRICH dpa | Nach dem Freitod eines Top-Managers des Schweizer Zurich-Versicherungskonzerns ist dessen Verwaltungsratschef Josef Ackermann laut Unternehmensangaben nicht zum Rücktritt gedrängt worden. „Es war seine eigene Entscheidung“, sagte der nun amtierende Präsident des Verwaltungsrates, Tom de Swaan, am Freitag in einer eigens anberaumten Analystenkonferenz des Konzerns.
Der frühere Deutsche-Bank-Chef Ackermann hatte am Vortag alle Funktionen bei Zurich aufgegeben und dies mit Vorwürfen begründet, die im Zusammenhang mit dem Selbstmord von Zurich-Finanzvorstand Pierre Wauthier gegen ihn erhoben worden seien.
De Swaan bestätigte, dass bei Wauthier ein Abschiedsbrief gefunden wurde. In diesem beschreibe der Manager auch das Verhältnis zu Ackermann. Details wollte De Swaan nicht nennen. Schweizer Medien berichteten am Freitag, dass sich Wauthier von Ackermann unter Druck gesetzt gefühlt und dies in seinem Abschiedsbrief deutlich gemacht habe.
Der Zurich-Verwaltungsrat prüfe derzeit, ob ungebührender Druck auf den Finanzchef ausgeübt worden sei, sagte de Swaan. Der 53-Jährige Wauthier war am Montag tot in seiner Wohnung aufgefunden worden.
Die Polizei hat keinen Zweifel mehr an Wauthiers Selbstmord
Die Schweizer Polizei hat keine Zweifel mehr, dass der Finanzvorstand des Versicherungskonzerns Zurich, Pierre Wauthier, sich selbst getötet hat. Dies sei den Ermittlern von der zuständigen Gerichtsmedizin bestätigt worden, sagte ein Sprecher der Kantonspolizei Zug. „Für uns ist die Sache im Prinzip abgeschlossen.“
Es stünden zwar noch einige Resultate der chemischen und toxikologischen Untersuchung aus, „aber grundsätzlich wird sich daran nichts mehr ändern“, sagte der Sprecher.
Leser*innenkommentare
lions
Auch wenn`s in diesem Zusammenhang unpopulär klingt - der Freitod ist eine Entscheidung, die man selbst trifft und dafür ist niemand anderes zu verantworten. Es ist tragisch, dass ein nicht existenziell bedrohter Finanzvorstand keine andere Lösung mehr fand, als Selbstmord, wenn er von einem Soziopathen, wie Ackermann behandelt wird. Ackermann reagiert prompt richtig und tut das, was Wauthier auch hätte tun können. Er tritt zurück und entgeht seiner Demontage.
Das Ego Wouthiers ist offenbar zu übermächtig gewesen, als dass er einen anderen Ausweg sah. Der Suizid als stärkste Form der Autoaggression war für ihn der einzige Ausweg, nicht weil Ackermann so böse war, sondern weil der in diesen Kreisen weitverbreitete und essentielle Narzissmus einen Rückzug selten zulässt.
Weiterhin ist ein familieres Zerwürfnis wahrscheinlich, da solche beruflichen Turbulenzen durch gesunden familieren Hintergrund normalerweise abgefangen werden.
Jedem Erwachsenen stehen Wege offen, man muss nur dazu bereit und reif dafür sein, denn für sein Leben ist man letztendlich selbst verantwortlich.
Rainer B.
In diesen Kreisen geht man doch ständig über Leichen - notfalls auch über die eigene. Also: Business as usual.