Pionierin der Sportfotografie: Gehasste Frau an des Kaisers Seite

Diana Sandmann wurde gar mit Tomaten beworfen, weil Franz Beckenbauer für sie seine Familie verließ. Ihre Arbeit interessierte niemanden.

Diana Sandmann auf der Tribüne im Stadion neben Franz Beckenbauer

Sportfotografin und Sportler: Diana Sandmann neben Franz Beckenbauer Foto: Werek/imago

Sie war mindestens eine der ersten Frauen, die in Deutschland als Sportfotografinnen arbeitete. Vielleicht war Diana Sandmann sogar die allererste Frau, die professionell in Stadien das Geschehen knipste, so ganz genau lässt sich das nicht klären. Ihr damaliger Job interessierte die deutsche Öffentlichkeit allerdings ohnehin kein bisschen. Bekannt wurde sie erst als Freundin von Franz Beckenbauer, der damals als glücklich verheirateter Vorzeige­familienvater galt.

Sportfotografie sei „eine reine Männerdomäne“ gewesen, erinnert sich Diana Sandmann im Dokumentarfilm „Beckenbauer – Legende des deutschen Fußballs“. Und sagt: „Ich war da relativ allein auf weiter Flur“. Ein kurzer historischer Filmausschnitt zeigt sie anlässlich einer Preisverleihung in den siebziger Jahren, zu sehen sind ein Männerpulk und eben Diana Sandmann. Ein Schwarzweißfoto aus dieser Zeit wurde bei der Arbeit in einem Fußballstadion geschossen. Sandmann lächelt, sportlich gekleidet, rauchend, mit Kamera um den Hals, in die Kamera eines Kollegen. Genau dieses Bild wird das erste sein, das sich Deutschland von ihr macht, denn damit wird der Bericht einer Boulevardzeitung illustriert, in dem sie als Beckenbauer-Freundin geoutet wird.

„Sehr kompliziert“ sei die Situation gewesen, erklärt Diana Sandmann im Film. Und deutet an, dass sich der Hass wohl vor allem auf sie konzentrierte: „Ich konnte dann auch nicht mehr wirklich fotografieren oder auf den Fußballplatz gehen. Und die Gemüsefrau hat mir nichts mehr verkauft, weil einer Hure verkauft man ja nix.“ In der 2005 erschienenen Beckenbauer-Biografie „Franz Beckenbauer. Der freie Mann“ berichtete sie überdies davon, dass sie von Fußballfans auf dem Platz mit Tomaten beworfen worden sei und allgemein „viel mitgemacht“ habe.

Zeitungen merkten sich nicht mal den Vornamen

Solches Mobbing und derartige Beleidigungen und Angriffe wären heute Anlass für ausgedehnte Berichterstattungen, damals interessierte es anscheinend jedoch keine einzige Zeitung und keinen TV-Sender, wie es Sandmann erging. Mehr noch: Die Frau an des Kaisers Seite war offenkundig so unerheblich, dass man sich nicht einmal ihren Vornamen richtig merkte. In einem taz-Artikel aus dem Jahr 1992 wird sie Diane genannt, sucht man im Online-Archiv des Spiegels nach Diana Sandmann, gibt es nur drei Treffer, während „Diane Sandmann“ in acht Artikeln vorkommt.

Immerhin, durch die Vertragsunterzeichnung Beckenbauers bei Cosmos New York 1977 wurde auch „die Freundin“ weitgehend aus der Schusslinie genommen. Diana Sandmann, die sich schon immer für Malerei und Kunst interessiert hatte, besuchte in der US-Metropole Kunstakademien. Besonders beeindruckte sie der abstrakte Expressionismus der „New York School“, zu deren Vertretern unter anderem Willem de Kooning und Jackson Pollock gehörten.

1988 ging schließlich die Beziehung zu Beckenbauer in die Brüche, diskret sagt Sandmann darüber nur, dass sie davon aus der Zeitung erfahren habe und es „sehr, sehr schmerzhaft“ gewesen sei. Es sei eben „nicht lustig, wenn du emotional eh gefordert bist und dann auch noch die ganze Nation mitmacht“. Immerhin sorgte Beckenbauer laut FAZ dafür, dass sie, obwohl die beiden nie geheiratet hatten, finanziell abgesichert war.

Diana Sandmann ist heute eine durchaus anerkannte Malerin, über ihre Werke und Ausstellungen wird nur noch in der Boulevardpresse mit dem Zusatz „Beckenbauers Ex“ berichtet. Wirklich ins öffentliche Bewusstsein gelangte sie erst wieder durch den Tod des Mannes, den sie noch lange nach der Trennung einmal als ihren „Lebensmenschen“ bezeichnete.

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Schreibt nicht nur über Sport, sondern auch über Verschwörungsideologien, skandinavische Politik und Königshäuser. *** Die ersten Artikel für den taz-Sport gestalteten sich allerdings etwas schwierig: Mit den Worten "Wie, die schicken uns heute eine Frau?" wurde ich beispielsweise vor Jahren von einem völlig entsetzten Vorsitzenden eines Westberliner Fünftligavereins begrüßt. Da war er also, der große Tag, an dem über seinen Club in der taz berichtet werden würde, und dann das: Eine Frau! Ich antwortete ja, ich sei die Strafe und sofort war die Stimmung super. *** Und eines Tages werde ich über diesen Tag und andere, sagen wir: interessante Begegnungen mal ein Buch schreiben.

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