Nutzerzuwachs bei Google+: Mit der Brechstange

Google meldet bei seinem Online-Netzwerk regelmäßig neue Nutzerrekorde. Das liegt auch daran, dass Google+ kaum zu entkommen ist.

Formenvielfalt überall: Google und seine Diensten sind hartnäckig. Bild: dpa

Man kann Google nicht unterstellen, dass der Online-Gigant sein mittlerweile vor anderthalb Jahren gestartetes soziales Netzwerk vernachlässigen würde. Während das Unternehmen bei anderen Produkten schnell einmal das Schafott hervorholt, wenn sie nicht genügend User versammeln, hat Firmenboss Larry Page Google+ zum strategischen Asset erklärt, das es zu hegen und zu pflegen gilt.

Entsprechend geschmerzt muss es auch haben, als das Wall Street Journal den Facebook-Konkurrenten im vergangenen Frühjahr zur „virtuellen Geisterstadt“ erklärte, die zwar zum damaligen Zeitpunkt laut Google-Angaben 90 Millionen User hatte, aber viel zu wenig, die den Dienst auch tatsächlich nutzten.

Spulen wir zum Jahresende 2012 vor, müsste Google+ allerdings all die Kinderkrankheiten überwunden haben: Nun sollen es, so schreibt es zumindest Google-„Social“-Boss Vic Gundotra im offiziellen Blog, mehr als 500 Millionen Menschen sein, die eingetragen sind. „Heute ist Google+ das am schnellsten wachsende Netzwerk-Ding aller Zeiten.“

Einen Halbsatz später muss Gundotra allerdings etwas relativieren: 235 Millionen nutzten den Dienst über die anderen Google-Dienste, wozu beispielsweise Googles „Like“-Button-Klon „+1“ ebenso gehört wie der E-Mail-Service Gmail. 135 Millionen seien wiederum „aktiv nur im Stream“, womit die eigentliche Google+-Seite gemeint ist.

Hochaktive Nutzermassen bei Facebook

Ist Google+ nun also ein Erfolg? Wer in dem Dienst aktiv ist, spürt schon, dass sich mehr tut als im vergangenen Frühjahr. Die „virtuelle Geisterstadt“ scheint, zumindest bei aktiveren Nutzern mit größerem „Circle“-Freundeskreis, überwunden zu sein. An Facebook mit seinen oft hochaktiven Nutzermassen kommt Google+ - das nach wie vor keine Werbung aufweist, weil Google seine Reklameklicks indirekt über andere Dienste generiert – aber nach wie vor nicht heran. Das ist eigentlich erstaunlich, weil Google Nutzern kaum eine Chance lässt, Google+ zu entgehen.

Schon zu Anfangszeiten des sozialen Netzwerks setzte der Internet-Riese die Brechstange an. Mittlerweile ist es so, dass der Google+-Account eigentlich immer generiert wird, egal ob man nun Mitglied bei YouTube, Google Maps oder dem Restaurantführer Zagat werden will.

Laut Wall Street Journal ist das natürlich //:Absicht. Von ganz oben komme der Anstoß: Firmenchef Page dränge darauf, aggressivere Maßnahmen zu ergreifen, um die Leute zur Nutzung von Google+ zu bewegen, so zwei mit der Situation vertraute Personen gegenüber dem Wirtschaftsblatt. Google sei neidisch auf die Echtdaten, die bei Facebook lagern.

Während Google-Nutzer bei der Suche beispielsweise normalerweise anonym agieren, kann Facebook seine Nutzerschaft mit Namen ansprechen und kennt vor allem viele ihrer Interessen, werden solche Infos doch oft freiwillig herausgerückt. Google spreche Werbeleute mittlerweile darauf an, dass eine engere Integration mit Google+ dazu führen werde, dass zielgerichtetere Werbung möglich wird, so das Wall Street Journal.

Reklame in der Hauptsuche

Wie weit Google dabei gehen wird, bleibt unklar. Die neue Datenschutzregeln, die Google trotz massivem Protest durchsetzte, erlaubt es, Daten zwischen Diensten zu verschieben: Was man auf YouTube macht, kann dann beispielsweise Reklame in der Hauptsuche beeinflussen. Nutzer merken erst langsam, was das bedeutet.

Wer sich einen Google+-Account anlegt, um beispielsweise eine schicke neue Smartphone-Upload-Funktion für Fotos zu verwenden, die standardmäßig auf „privat“ geschaltet ist, erhält trotzdem eine Profilseite mit Namen. Die kann dann wieder mit anderen Infos verknüpft werden, etwa Softwarekritiken in Googles Android-Laden, schreibt das Wall Street Journal. Bei Google heißt es, die Kombination aus Google+-Account und Softwarekritiken im Android-Laden diene der besseren Qualität dieser Reviews. Die sinke, wenn Nutzer anonym agierten.

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